Erklärung | Wie lese ich einen Chart ?


In diesem Artikel lernen Sie, wie ein Börsenchart aufgebaut ist und welche Arten von Charts an der Börse verwendet werden. Daneben erfahren Sie, welche weiteren Elemente, wie gleitende Durchschnitte, Widerstandslinien oder technische Indikatoren, ihnen im Chart begegnen können und wie Sie diese richtig lesen.

Inhalt


1. Allgemeiner Aufbau

2. Die drei bekanntesten Arten von Charts

3. Logarithmische und lineare Charts

4. Stunden- Wochen- und Monatscharts

5. Gleitende Durchschnitte im Chart

6. Widerstände und Unterstützungen

7. Volumen

8. Technische Indikatoren

9. Weitere Arten von Charts


Allgemeiner Aufbau


Ein Börsenchart zeigt den Kursverlauf einer Aktie oder eines anderen an der Börse gehandelten Wertes an. Im Allgemeinen sind die wichtigsten Charts, die an der Börse verwendet werden, alle gleich aufgebaut. Auf der senkrechten Achse des Charts wird immer der Kurs des betrachteten Wertes eingezeichnet. Auf der waagerechten Achse ist die Zeit eingetragen.

Die Charts, die Ihnen am häufigsten begegnen werden, sind der Linienchart, der Balkenchart und der Kerzenchart. Bei allen drei Charts wird nach bestimmten Zeitintervallen ein neuer Kurs hinzugefügt. In einem Tageschart wird zum Beispiel am Ende eines jeden Tages ein neuer Kurs in den Chart eingetragen.

Chart Aufbau

Schauen wir uns dazu einen typischen Chart an.

Auf der waagerechten Achse sind die einzelnen Tage eingetragen. Beachten Sie, dass nur die Tage eingezeichnet sind, an denen die Aktie auch gehandelt werden konnte. Für die Tage an den Wochenenden werden also keine Kurse eingetragen.

Auf der senkrechten Achse sind die Kurse zu sehen. Da wir den Chart einer deutschen Aktie betrachten, sind die Kurse in Euro eingetragen. In dem betrachteten Zeitraum hat sich der Kurs ausschließlich zwischen 90€ und 105€ bewegt. Aus diesem Grund ist auch nur dieser Bereich zu sehen.

Unser Beispiel zeigt einen Linienchart. In einem Linienchart wird an jedem Tag der Schlusskurs des Tages oberhalb des entsprechenden Tages eingezeichnet. Wenn wir die einzelnen Schlusskurse verbinden, erhalten wir die blaue Kurslinie.

Weitere Linien im Chart

Neben der Kurslinie finden sich häufig noch weitere Linien im Chart

Chart mit Indikatoren und Widerstandslinie

1. Die grüne Linie ist ein gleitender Durchschnitt. Gleitende Durchschnitte werden berechnet, indem aus den vorherigen Kursen ein Durchschnitt errechnet wird. Die Durchschnittslinie zeigt den Trend an. Daneben gilt ein Schneiden von Kurs und Durchschnittslinie als wichtiges Trading Signal.

Mehr zu gleitenden Durchschnitte erfahren Sie in Kapitel 5.

2. Gerade Linien zeigen meistens einen Widerstand oder eine Unterstützung im Chart an. Die rote Linie im unserem Chart ist eine Widerstandslinie, an der der Kurs mehrfach abgeprallt ist.

Mehr erfahren Sie in Kapitel 6.

3. Bei einigen Charts findet sich unterhalb des eigentlichen Charts ein weiterer kleinerer Chart. Dieser Chart zeigt entweder das Handelsvolumen oder den Verlauf eines technischen Indikators an.

Weitere Informationen zu Handelsvolumen und technischen Indikatoren finden Sie in Kapitel 7 und Kapitel 8.

Die drei bekanntesten Arten von Charts


Wie schon weiter oben erwähnt, sind die drei wichtigsten Charttypen der Linienchart, der Balkenchart und der Kerzenchart.

Linienchart


Den Linienchart haben Sie schon in unserem Beispiel von oben kennengelernt. Ein Linienchart zeigt immer nur einen Kurs pro Zeiteinheit. In den meisten Fällen ist dies der Schlusskurs.

In einem Tageschart wird also für jeden Tag der Schlusskurs des Tages eingetragen. Bei einem Wochenchart wird hingegen der letzte Kurs der betrachteten Woche eingezeichnet.

Wie der Name schon verrät, werden im Linienchart die aufeinanderfolgenden Kurse durch eine Linie verbunden, sodass die Kurslinie entsteht.


Mehr über diesen Charttyp erfahren Sie im Artikel Liniencharts.

Balkenchart oder OHLC Chart


Der Balkenchart betrachtet nicht nur den Schlusskurs sondern zusätzlich noch den ersten Kurs (= den Eröffnungskurs), den höchsten Kurs und den tiefsten Kurs des betrachteten Zeitintervalls.

Balkenchart mit Erklärung

In einem Tageschart werden also für jeden Tag vier Werte eingetragen; der Eröffnungskurs, der höchste Kurs des Tages, der tiefste Kurs des Tages und der Schlusskurs.

Der Höchstkurs und der Tiefstkurs werden dabei durch einen senkrechten Balken verbunden. Der oberste Punkt des Balkens zeigt also den Höchstkurs an, während der unterste Punkt den tiefsten Kurs des Tages markiert.

Auf der linken Seite des Balkens markiert ein kleiner waagerechter Balken den Eröffnungskurs. Der Schlusskurs wird auf der rechten Seite durch einen weiteren waagerechten Balken markiert.

Lag der Schlusskurs unter dem Eröffnungskurs, so wird der Balken rot eingezeichnet. Ein grüner Balken zeigt hingegen an, das der Kurs am Tagesende über dem Eröffnungskurs geschlossen hat.


Mehr über diese Charts erfahren Sie im Artikel OHLC oder Balkencharts.

Kerzenchart


Kerzencharts oder Candlestick Charts sind sehr ähnlich aufgebaut wie Balkencharts. Auch hier werden Eröffnungskurs, Schlusskurs, Höchstkurs und Tiefstkurs in den Chart eingetragen.

Kerze im Candlestick Chart mit Erklärung

Allerdings werden beim Kerzenchart der Eröffnungskurs und der Schlusskurs durch einen breiten Balken verbunden.

Dieser als Kerzenkörper bezeichnete Balken ist rot eingefärbt, wenn der Schlusskurs unter dem Eröffnungskurs liegt und grün wenn der Kurs über dem Eröffnungskurs schließt.

In unserer Abbildung ist der Kerzenkörper grün gefärbt. Der obere Teil des Kerzenkörpers markiert also die Position des Schlusskurses, während der untere Teil den Eröffnungskurs zeigt.

Bei einer Kerze im Kerzenchart zeigt also der farbige Körper den Eröffnungskurs und den Schlusskurs. Die Linien oberhalb und unterhalb des Körpers zeigen den höchsten und den tiefsten Kurs an.


Mehr über Candlestick Charts finden Sie im Artikel Kerzencharts.

Logarithmische und lineare Charts


Wie bereits oben erwähnt, werden auf der senkrechten Achse die Kurse angezeigt. Die Achse kann dabei linear (arithmetisch) oder logarithmisch skaliert sein. Zur besseren Erklärung schauen wir uns die Abbildung unten an.

Auf der linken Seite der Abbildung ist die senkrechte Achse eines linearen Charts abgebildet, auf der rechten Seite sehen wir eine Achse mit logarithmischer Skalierung.

Beim linearen Chart wird die Kursbewegung um eine Größeneinheit überall im Chart gleich groß abgebildet. Der Abstand zwischen 5€ und 10€ ist im Chart also genauso groß wie der Abstand zwischen 10€ und 15€.

Bei der logarithmischen Skalierung hingegen stehen die Abstände auf der Achse für die prozentuale Veränderung. Liegen hier zwei Werte gleich weit entfernt, bedeutet dies, das der prozentuale Kurszuwachs gleich groß war.

Beispiel

Ein Kurs von 10€ ist doppelt so hoch wie ein Kurs von 5€. Der Kurszuwachs beträgt also 100 Prozent. Steigt der Kurs von 10€ auf 15€, so entspricht dies nur einem Kurszuwachs von 50 Prozent. Auf der logarithmischen Skala ist der Abstand zwischen 10€ und 15€ daher nur halb so groß wie der Abstand zwischen 5€ und 10€.

Je nach dem, welche Skalierung gewählt wurde hat der Kurs im Chart daher optisch einen anderen Verlauf. Gerade bei langfristigen Charts erscheint ein Kursanstieg am Ende der Charts bei einer linearen Skalierung oft deutlich steiler zu verlaufen als bei einer logarithmischen Skalierung.

Wann immer Sie einen Chart an der Börse betrachteten, sollten Sie also auf die Art der Skalierung achten. Vor allem wenn die Charts von zwei Aktien verglichen werden, sollte man vorher überprüfen, ob die beiden Charts die gleiche Skalierungsmethode nutzen.


Mehr zu den beiden Skalierungsmethoden finden Sie im Artikel Logarithmische und lineare Charts.


Stunden- Wochen- und Monatscharts


Bis jetzt haben wir uns ausschließlich den Tageschart angesehen. Beim Tageschart werden am Ende jedes Tages der Schlusskurs, der Tageshöchstkurs, der Tagestiefstkurs und der Eröffnungskurs eingetragen. Es gibt aber auch Charts, die andere Zeitintervalle betrachten.

Beim Stundenkurs werden am Ende jeder Stunde der Stundenschlusskurs, der erste Kurs der Stunde sowie der höchste und der tiefste Kurs der Stunde eingetragen. Der Stundenchart betrachtet also einen kürzeren Zeitraum.

Wochencharts und Monatscharts hingegen betrachten deutlich längere Zeiträume. Beim Wochenchart wird beispielsweise immer nur am Ende einer Woche ein neuer Kurs eingetragen. Bei einem Kerzenchart wird also immer nur eine Kerze pro Woche eingezeichnet.

Gleitende Durchschnitte im Chart



Bei vielen Charts werden Sie neben dem Kurs noch weitere Linien im Chart finden. Diese Linien zeigen meistens den Verlauf eines gleitenden Durchschnitts. Ein gleitender Durchschnitt wird berechnet, indem für jeden Tag der Durchschnitt aus den Schlusskursen der letzten Tage berechnet wird. Der 100 Tage Durchschnitt in einem Aktienchart wird also aus den Schlusskursen der letzten 100 Tage berechnet. Dieser Durchschnitt wird für jeden Tag neu berechnet und dann in den Chart als Punkt eingetragen. Im Anschluss werden die Punkte wie bei einem Linienchart verbunden, sodass die Durchschnittslinie entsteht.

In unserem Chart zeigt die blaue Linie den Verlauf des Kurses einer Aktie an. Die grüne Linie zeigt einen gleitenden Durchschnitt, der aus den Kursen der Aktie berechnet wurde.

Wie Sie sehen, werden beim gleitenden Durchschnitt die kurzfristigen Aufwärts- und Abwärtsbewegungen herausgefiltert. Dadurch verläuft der gleitende Durchschnitt deutlich gleichmäßiger als der zugrundeliegende Kurs.

Aus diesem Grund lassen sich längerfristige Trendbewegungen beim gleitenden Durchschnitt oft deutlich besser erkennen, als beim einfachen Betrachten des Kursverlaufs.

Daneben kann der gleitende Durchschnitt auch dazu verwendet werden, um Signale zum Einstieg und Ausstieg zu generieren. Steigt der Kurs über den gleitenden Durchschnitt, wird dies als Kaufsignal gewertet. Fällt der Kurs unter den gleitenden Durchschnitt, ist dies ein Verkaufssignal.

Widerstände und Unterstützungen


Neben gleitenden Durchschnitten finden sich häufig auch weitere Linien im Chart, die vollkommen waagerecht verlaufen. Diese Linien zeigen meistens Widerstände und Unterstützungen an.

Ein Widerstand im Chart zeigt einen Bereich an, von dem angenommen wird, dass er vom Kurs nur schwer überschritten werden kann. Widerstände werden häufig oberhalb von signifikanten Hochs eingetragen.

Eine Widerstandslinie verbindet zwei oder mehr Hochs, die auf derselben Höhe liegen.

In unserem Chart ist der Kurs zweimal am selben Punkt abgeprallt. Diese beiden Punkte können nun durch eine waagerechte Linie verbunden werden.

Nähert sich der Kurs zu einem späteren Zeitpunkt erneut dieser Linie, ist mit einem erneuten Abpraller zu rechnen.

Wird ein Widerstand am Ende doch überwunden, gilt dies als extrem bullishes Zeichen und deutet auf steigende Kurse hin.

Während Widerstände eine Barriere nach oben bilden, bilden Unterstützungen eine Barriere nach unten. Unterstützungen können bei signifikanten Tiefs eingezeichnet werden. Liegen zwei Tiefs auf gleicher Höhe, können sie durch eine Unterstützungslinie verbunden werden.

In einigen Fällen bewegt sich der Kurs zwischen einer oberen Widerstandslinie und einer unteren Unterstützungslinie hin und her. In diesem Fall spricht man von einer Trading Range. Ausbrüche aus einer Trading Range sagen eine starke Kursbewegung in Ausbruchsrichtung voraus.

Volumen


Unterhalb des Charts ist häufig das Volumen in Form eines Balkendiagramms oder als Linienchart eingezeichnet. Das Volumen zeigt an, wie viele Einheiten des betrachteten Wertes an dem entsprechenden Tag an der Börse gehandelt wurden. In einem Aktienchart zeigt das Volumen also die Anzahl der Aktien an, die an dem Tag an der Börse gehandelt wurden.

Ein Kursanstieg oder Kurseinbruch wird als signifikanter angesehen, wenn das Handelsvolumen während der Kursbewegung höher ist als vor der Bewegung.

Technische Indikatoren


Technische Indikatoren werden in der Chartanalyse für verschiedene Aufgaben eingesetzt. Dabei gibt es eine Vielzahl von verschiedenen Indikatoren, die für unterschiedliche Aufgaben eingesetzt werden. Einige Indikatoren werden beispielsweise verwendet, um die Trendrichtung zu bestimmen. Andere Indikatoren messen die Stärke einer Bewegung oder werden eingesetzt, um zu ermitteln, ob eine Aktie überkauft oder überverkauft ist.

Einige technische Indikatoren werden direkt in den Chart eingezeichnet. Hier finden sich besonders oft die bereits oben beschriebenen gleitenden Durchschnitte sowie Trendkanalsysteme wie die bekannten Bollinger Bänder. Bollinger Bänder bestehen aus drei Linien, die sich mit dem Kurs bewegen.

Andere technische Indikatoren werden in einem eigenen Chart unterhalb des Kurscharts abgebildet. Hier werden besonders oft der MACD und der Relative Stärke Index verwendet.

Beim MACD Indikator werden zwei Linien und ein Histogramm angezeigt. Der MACD wird verwendet, um die Trendrichtung zu bestimmen und um Trendwechsel frühzeitig zu erkennen.

Der Relative Stärke Index zeigt an, ob ein Wertpapier überkauft oder überverkauft ist.


Eine Übersicht über die wichtigsten technischen Indikatoren finden Sie im Artikel Technische Indikatoren im Überblick.


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Weitere Arten von Charts


Die drei oben beschriebenen Chartarten sind die drei am häufigsten in der technischen Analyse verwendeten Charttypen. Wenn Zeitungen oder Börsenmagazine einen Chart abbilden möchten, wählen sie meistens eine der drei oben vorgestellten Varianten.

Daneben gibt es aber eine Reihe von weiteren Charts, die ebenfalls von Tradern an der Börse verwendet werden. Zwei weitere häufig verwandte Charts sind der Heikin Ashi Chart und der Point and Figure Chart.

Der Heikin Ashi Chart ähnelt vom Aussehen her stark dem Kerzenchart.

Allerdings zeigen hier die Kerzen nicht die tatsächlichen Kurse an. Statt dessen werden die Heikin Ashi Kerzen aus den Kursen der Vorkerze und dem aktuellen Kurses errechnet.

Im Gegensatz zu den bis jetzt vorgestellten Charts wird bei einigen Charts nicht nach bestimmten Zeitintervallen eine neuer Kurs eingezeichnet. Statt dessen wird in diesen Charts eine neue Box oder eine neue Linie eingezeichnet, sobald der Kurs um eine bestimmte Einheit fällt oder steigt.

Das bekannteste Beispiel hierfür ist der Point and Figure Chart.

In diesem Chart zeigen Kreuze steigende Kurse an, während Kreise für fallende Kurse stehen.

Point and Figure Charts sind eine der ältesten Formen von Börsencharts.


Insgesamt gibt es mehr als 10 verschiedene Arten von Charts. Eine Übersicht über die verschiedenen Charttypen finden Sie im Artikel Chartarten.


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