Gedeckter Call oder Covered Call | Erklärung mit Beispiel

Bei einem gedeckten Call oder Covered Call befindet sich der Basiswert eines Optionsscheins oder einer Option bereits im Besitz des Stillhalters. Wenn der Besitzer der Option die Auslieferung des Basiswertes verlangt, muss der Stillhalter diesen also nicht zuerst selbst über die Börse kaufen.

Inhalt


Was ist ein gedeckter Short Call oder Covered Call ?

Beispiel mit vier Szenarien

Gedeckter Short Call im Vergleich zum Naked Call


Was ist ein gedeckter Short Call oder Covered Call ?


Bei einem Geschäft mit Call Optionsscheinen oder Call Optionen gibt es auf der einen Seite den Käufer der Option, der das Recht hat einen Basiswert (z.B. eine Aktie ) zu einem festgelegten Basispreis zu kaufen. Auf der Gegenseite dieses Geschäfts steht der Stillhalter. Der Stillhalter muss den Basiswert zum festgelegten Preis liefern, falls der Besitzer des Calls dies verlangt. Für diese Verpflichtung erhält der Stillhalter eine Prämie in Form des Kaufpreises, den der erste Käufer für den neuen Call bezahlen muss.

Bei Optionsscheinen wird die Stillhalterposition ausschließlich von Banken und börsennotierten Unternehmen eingenommen. Bei Optionen hingegen kann auch ein Privatanleger als Stillhalter auftreten.

Beim gedeckten Short Call oder Covered Call hat der Stillhalter den Basiswert selbst im Depot. Wenn der Käufer der Option die Auslieferung des Basiswertes verlangt, muss er diesen also nicht zuvor selbst an der Börse kaufen. Die Covered Call Position ist also eine Kombination aus Basiswert und Call.

Für den Stillhalter mit einem gedeckten Call können zwei Szenarien eintreten.


Szenario 1: Der Kurs des Basiswertes notiert unterhalb des Basispreises.

In diesem Fall ist es für den Käufer der Option nicht sinnvoll, die Auslieferung des Basiswertes zu verlangen. Wenn die Option am Verfallstag unter dem Basispreis notiert, verfällt die Option wertlos. Der Stillhalter behält den Basiswert und macht über die Prämie einen Gewinn.


Szenario 2: Der Kurs des Basiswertes steigt über den Basispreis.

In diesem Fall könnte der Käufer die Auslieferung des Basiswertes verlangen. Nun muss der Stillhalter ihm den Basiswert zum Basispreis verkaufen. Da er den Basiswert bereits besitzt, macht er mit seiner Stillhalterposition selbst bei stark steigenden Kursen keinen Verlust. Allerdings entgehen ihm in diesem Fall Kursgewinne, die er ohne die Option mit seinem Basiswert erzielt hätte.


Beispiel mit vier Szenarien


Schauen wir uns anhand des folgenden Beispiels an, welche Gewinne und Verluste ein Investor machen kann, wenn er einen gedeckten Call hält.

In unserem Beispiel hält ein Investor eine Aktie A und schreibt darauf eine Call Option, die es dem Käufer erlaubt die Aktie zu einem Basispreis von 110€ zu kaufen. Der aktuelle Kurs der Aktie liegt bei 100€. Ein Käufer kauft ihm diese Option zu einem Preis von 5€ ab. Der Investor erhält also für seine Option eine Prämie von 5€. In den folgenden vier Szenarien steht die Option kurz vor Ende ihrer Laufzeit.


Szenario 1. Der Kurs fällt auf 90€.

In diesem Fall wird der Käufer seine Option nicht einlösen. Der Stillhalter macht über die Prämie einen Gewinn von 5€. Gleichzeitig verliert seine Aktie 10€ an Wert. Zusammengefasst hat er also einen Verlust von -5€. Sein Verlust wäre allerdings ohne die Covered Call Position um 5€ höher gewesen.


Szenario 2. Der Kurs bleibt bei 100€

Auch in diesem Beispiel verfällt die Option wertlos. Der Stillhalter macht einen Gewinn von 5€.


Szenario 3. Der Kurs steigt auf 112€

Nun fordert der Käufer die Auslieferung des Basiswertes für 110€. Der Stillhalter erzielt mit seiner Aktie einen Kursgewinn von 110€ – 100€ = 10€. Gleichzeitig erzielt er 5€ über die Prämie. Obwohl er den Basiswert ausliefern muss, hat er mit der Covered Call Position einen höheren Gewinn erzielt, als er dies mit einem reinen Long Investment in die Aktie erzielt hätte.


Szenario 4. Der Kurs steigt auf 130€

Auch hier wird der Käufer die Auslieferung des Basiswertes verlangen. Der Stillhalter verzeichnet einen Kursgewinn von 110€ -100€. Daneben bleibt ihm wie immer die Prämie von 5€. Er erzielt also auch hier einen Gewinn von 15€. Ohne den gedeckten Call hätte er aber in diesem Fall einen Gewinn von 30€ erzielt.


Der gedeckte Call wird vor allem von Investoren genutzt, die mit stagnierenden oder leicht fallenden Kursen rechnen. In diesen Situationen kann der gedeckte Short Call eine hübsche Zusatzrendite generieren. Wenn hingegen erwartet wird, dass die Kurse stark ansteigen werden, ist das Eingehen einer Covered Call Position nicht ratsam. Im diesem Fall wäre der Gewinn bei einem reinen Investment in die Aktie höher.

Gedeckter Short Call im Vergleich zum Naked Call


Im Gegensatz zum gedeckten Call ist der Stillhalter bei einem Naked Call oder ungedeckten Call nicht im Besitz des Basiswertes. Er muss den Basiswert im Forderungsfall also erst selbst kaufen. Dadurch ist er bei steigenden Kursen einem sehr viel höheren Verlustrisiko ausgesetzt. In der untenstehenden Tabelle wird gezeigt, wie sich der gedeckte Call, der ungedeckte Call und ein einfaches Investment in den Basiswert in den vier Szenarien aus dem vorherigen Abschnitt entwickelt hätten.

Kurs Basiswertgedeckter Callungedeckter CallAktie
90€– 5€+ 5€– 10€
100€+ 5€+ 5€0
112€+15€+ 3€+12 €
130€+15€– 15€+ 30 €

Die Position mit dem gedeckten Call erzielt Gewinne, wenn sich der Kurs des Basiswertes seitwärts bewegt. Im Falle eines Kursanstiegs, macht die Position ebenfalls Gewinne, hier wird sie aber von dem direkten Investment in die Aktie geschlagen.

Im Gegensatz dazu macht der ungedeckte Call Gewinne, wenn der Kurs fällt oder zumindest unter dem Basiswert bleibt. Wenn der Kurs hingegen deutlich steigt, macht die Position mit dem ungedeckten Call hohe Verluste. Die potentiellen Verluste sind beim ungedeckten Call nach oben unbegrenzt, weswegen der ungedeckte Call ein sehr spekulatives Finanzinstrument darstellt.

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