Saisonalität | Saisonale Muster und Strategien im Dax

Bei der Betrachtung von langfristigen Charts von Aktienmärkten fällt auf, dass die meisten starken Kurseinbrüche alle in denselben Monaten stattgefunden haben. Im Gegensatz dazu gab es andere Monate, in denen sich die Indizes überdurchschnittlich oft positiv entwickelt haben. Aufgrund dieser Beobachtungen wurden Strategien entwickelt, die sich diese saisonalen Muster zunutze machen. Saisonale Strategien investieren also in den Monaten, in denen der Dax in der Vergangenheit eine besonders gute Performance gezeigt hat und verlassen den Markt, bevor die Monate anbrechen, die in der Vergangenheit besonders schwach abgeschnitten haben.

Inhalt


Gute und schlechte Börsenmonate in den letzten 20 Jahren

Auch in weiter zurückliegenden Jahren ähnliche Ergebnisse

Saisonale Anlagestrategien

Saisonale Anlagestrategien im Test

Fazit


Gute und schlechte Börsenmonate in den letzten 20 Jahren


Als Erstes wollen wir uns ansehen, in welchen Monaten sich der DAX besonders gut oder besonders schlecht entwickelt hat. Dazu untersuchen wir, welcher durchschnittlichen Gewinn in den einzelnen Monaten erzielt werden konnte und wie häufig die einzelnen Monate mit einem Gewinn schließen konnten.

In der Tabelle unten sehen Sie, wie sich der Dax in den einzelnen Monaten entwickelt hat. Die Tabelle betrachtet die Performance des Dax in den letzten 20 Jahren (Anfang 2002 bis Ende 2021).

Die erste blaue Spalte zeigt die Anzahl der Jahre, in denen der Dax in dem spezifischen Monat im Gewinn geschlossen hat. Im Januar konnten also beispielsweise in 10 der 20 untersuchten Jahre ein Gewinn erzielt werden.

Die zweite blaue Spalte zeigt die Gewinnhäufigkeit in Prozent.

In der nächsten Spalte sehen Sie den kumulierten Gewinn, also den Gewinn der in den letzten 20 Jahren insgesamt angefallen ist.

In der letzten Spalte wurde schließlich mit Hilfe dieses kumulierten Gewinns der durchschnittliche Gewinn berechnet.

Tabelle Performance der Börsenmonate

Wie Sie sehen, hat der Dax in einigen Monaten deutlich bessere Ergebnisse erzielt als in anderen Monaten. In sieben der zwölf Monate konnte der DAX im Durchschnitt einen Gewinn erzielen, während es in fünf Monaten zu einem Verlust kam.

Besonders gut haben die letzten drei Monate des Jahres abgeschlossen. Oktober und November erzielten einen durchschnittlichen Gewinn von jeweils mehr als zwei Prozent pro Jahr. Auch der Dezember schlug sich mit einem durchschnittlichen Gewinn von mehr als einem Prozent überdurchschnittlich gut. Vor allem das Ergebnis für den Monat Oktober ist beachtlich, da der Monat im Jahr 2008 einen deutlichen Verlust hinnehmen musste. Er konnte diese Verluste aber durch die gute Performance in anderen Jahren wieder mehr als ausgleichen.

Auch die Häufigkeit, mit der ein Monat mit Gewinn abgeschlossen wurde, war bei den drei letzten Monaten besonders hoch. Alle drei Monate konnten mehr als zwei Drittel der Jahre mit einem Gewinn beenden.

Ebenfalls eine gute Performance zeigten die Monate März und April. Besonders der April stach mit einem durchschnittlichen Gewinn von mehr als drei Prozent und einer Gewinnhäufigkeit von 75 Prozent heraus. Der April war damit der erfolgreichste Monat, in dem ein höherer Gewinn erzielt werden konnte als in jedem anderen Monat.

In Hinblick auf den erzielten Gewinn waren die Monate August und September die schlechtesten Monate. In beiden Monaten musste der DAX im Durchschnitt einen deutlichen Verlust hinnehmen.

Die Monate Februar und September haben zudem mehr Jahren mit einem Verlust als mit einem Gewinn abgeschlossen.

Auch in weiter zurückliegenden Jahren ähnliche Ergebnisse


Die Tabelle oben betrachtet nur die Daten der letzten 20 Jahre, aber auch Studien, die ältere Daten mit einbeziehen, kommen zu ähnlichen Resultaten. Die Monate am Jahresende und im Frühjahr erzielten besonders gute Ergebnisse, während Mai und Juni sowie August, September und teilweise auch der Oktober die schlechtesten Ergebnisse erzielten.

Viele der Kurseinbrüche, bei denen der Monat mit einem Verlust von mehr als 10 Prozent endete, fanden entweder im Mai (1970 und 1973) oder im Herbst (August 1990, August 1998, August und September 2001, September 2002, Oktober 1987 und 2008) statt. Allerdings gab es grade in den letzten Jahren mehrere Ausnahmen von dieser Regel, sowohl der Kurseinbruch im Jahr 2020 als auch der jüngste Einbruch im Jahr 2022 nahmen ihren Anfang im Februar. Die Crashs wurden allerdings in beiden Fällen durch externe Ereignisse ausgelöst, die Corona Krise und den russischen Einmarsch in die Ukraine.

Auch der Oktober, der in den vergangenen 20 Jahren einen guten Durchschnittsgewinn erzielen konnte, musste einige Crashs erleben. Neben den Einbrüchen 1987 und 2008 hatte auch der Crash im Jahr 1929 seinen Höhepunkt im Oktober.

In älteren Studien hatte auch der Januar gute Renditen erzielt, allerdings war dies in den letzten 20 Jahren nicht mehr der Fall. Seine beste Zeit hatte der Januar zwischen den Jahren 1960 und 1975. In diesen Jahren konnte er fast jedes Jahr mit einem Gewinn abschließen. Seitdem hat sich seine Performance aber deutlich verschlechtert.

Saisonale Anlagestrategien


Börsianer haben schon lange die unterschiedliche Performance der einzelnen Monate erkannt und daraus Anlagestrategien abgeleitet. Ziel dieser saisonalen Strategien ist dabei immer, nur in den Monaten investiert zu sein, in denen in der Vergangenheit gute Erträge erzielt werden konnten.

Die bekannteste Strategie ist die Sell in May Strategie. Diese Strategie gibt vor, dass im Mai alle Aktien verkauft werden müssen. Je nach Variante der Strategie soll entweder im Oktober oder im November wieder in den Aktienmarkt zurückgekehrt werden. Dadurch werden die Monate, die für ihre Kurseinbrüche berüchtigt sind, umgangen. Gleichzeitig ist der Anleger in allen aussichtsreichen Monaten investiert.

Saisonale Anlagestrategien im Test


Tatsächlich konnten mit saisonalen Anlagestrategien teilweise gute Ergebnisse erzielt werden. In der Tabelle unten sehen Sie die Performance von vier verschiedenen saisonalen Strategien, die allesamt ausschließlich in den DAX investiert haben.

Die ersten drei Strategien stiegen jeweils am ersten Handelstag des Monats Mai aus einer bestehenden Position aus. Bei der ersten Strategie wurde wieder am ersten Handelstag des Oktobers mit einer neuen Position in den DAX eingestiegen. Die zweite Strategie eröffnete eine neue Position im November, während die dritte Strategie erst am ersten Dezember wieder in den Markt zurückkehrte. Die vierte Strategie umging lediglich die beiden schlechtesten Monate, den August und den September. Sie stieg also am ersten August aus und am ersten Handelstag des Oktobers wieder ein.

In der letzten Zeile der Tabelle zeigen wir zum Vergleich, wie sich eine reine Buy and Hold Strategie in den DAX entwickelt hätte. Bei dieser Strategie wurde über die gesamten 20 Jahre eine Position in den DAX gehalten, ohne dass die Position jemals verändert wurde. Die Strategie zeigt also die Performance des DAX.

Mehr zu den einzelnen Strategien finden Sie im Artikel Backtest | Saisonale Strategien im DAX

Jahre die mit Gewinn abgeschlossen wurdenGesamtperformance nach 20 Jahren
Sell in May and come back in October17 von 20+397 %
Sell in May and come back in November16 von 20+243 %
Sell in May and come back in December15 von 20+119 %
Ohne August und September17 von 20+ 401 %
DAX (Vergleich)16 von 20+207 %

Drei der vier untersuchten saisonalen Strategien haben besser abgeschnitten als die reine Buy and Hold Strategie. Obwohl die Strategien in einigen Fällen nur die Hälfte der Zeit im Markt investiert waren, konnten sie dennoch mehr Gewinne erzielen als ein Investment über die vollen 12 Monate.

Performance der Strategien im Chart

Dies ist auch in dem folgenden Chart zu sehen, der die Performance der fünf Strategien zeigt. Die fünf Linien zeigen, wie sich ein Investment mit einem Anfangskapital von 10.000€ in den einzelnen Strategien entwickelt hätte.

Die weiße Linie zeigt die Entwicklung des DAX Investments. Ein Anleger, der die 10.000€ Ende 2001 vollständig in den DAX investiert hätte und die Position über die ganzen 20 Jahre gehalten hätte, hätte sein Investment also mehr als verdreifachen können.

Die Strategie, die erst im Dezember wieder in den DAX eingestiegen ist, war die einzige saisonale Strategie, die sich im betrachteten Zeitraum schlechter als der DAX entwickelt hat. In unserem Chart ist diese Strategie durch die blaue Linie markiert.

Die rote Linie zeigt den Verlauf der Strategie, die eine neue Position im November eröffnet hat. Die orange Linie zeigt den Verlauf der klassischen Sell in May Strategie, die wieder ab Anfang Oktober in den DAX investiert. Diese Strategie konnte lange Zeit die beste Performance verzeichnen, wurde aber im letzten Jahr von der Strategie ohne August und September (grüne Linie) überholt.

Auffällig ist, dass sich einige Strategien gerade in den letzten Jahren schwertaten. Sowohl die klassische Sell in May Strategie als auch die Dezember Strategie bewegten sich in den letzten Jahren nur noch auf der Stelle. Dies ist darauf zurückzuführen, dass es in den letzten Jahren häufiger zu Kurseinbrüchen im Frühjahr kam, also in Monaten in denen die Strategien investiert waren. Gleichzeitig stiegen die Kurse in den Monaten, in denen die Strategien nicht investiert waren, sodass sich hier das direkte Investment besser entwickelte als die saisonalen Strategien.

Des Weiteren muss darauf hingewiesen werden, dass die schlechtere Performance des DAX teilweise auf die hohen Kursverluste im Jahr 2002 zurückzuführen ist. Hier verlor der DAX mehr als 40 Prozent seines Wertes, während die saisonalen Strategien deutlich besser davonkamen. Wenn dieses Jahr in der Betrachtung nicht berücksichtigt würde, würde der DAX im Vergleich zu den vier saisonalen Strategien deutlich besser abschneiden.

Fazit


Handelsstrategien, die saisonale Zyklen beachten, haben in den letzten 20 Jahren deutlich besser abgeschnitten als eine reine Buy and Hold Strategie in den Dax. Das heißt allerdings nicht, dass sie in jedem einzelnen Jahr eine bessere Performance erzielten. Tatsächlich entwickelten sich diese Strategien in den Jahren, in denen es nicht zu heftigen Kurseinbrüchen kam, häufig schlechter als das direkte Investment in den DAX. Die bessere Gesamtperformance ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die saisonalen Strategien einigen Kurseinbrüchen ausweichen konnten.

Allerdings ist die Tatsache, dass die Strategien in der Vergangenheit einigen starken Einbrüchen am Aktienmarkt ausweichen konnten keine Garantie dafür, dass dies auch in Zukunft so sein muss.

Bei der Entscheidung, ob eine neue Position eröffnet wird, sollte daher neben saisonalen Mustern immer auch der aktuelle Trend des Marktes beachtet werden. Beispielsweise könnte man die Sell in May Strategie mit einer Donchian Kanal Strategie kombinieren und nur in dann investieren, wenn sowohl ein erfolgsversprechender Monat angebrochen ist und gleichzeitig der Donchian Kanal in die richtige Richtung zeigt oder vorher ein Ausbruch aus dem Donchian Kanal beobachtet wurde.


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