Parabolic SAR

Der Parabolic SAR oder PSAR Indikator ist ein Trendfolgeindikator, bei dem Punkte oberhalb und unterhalb des Kurses anzeigen, ob sich der Kurs in einem Aufwärts- oder einem Abwärtstrend befindet.

  • In einem Aufwärtstrend verläuft eine Linie von grünen Punkten unterhalb des Kurses.
  • Befindet sich der Kurs hingegen in einem Abwärtstrend, so verläuft eine Linie von roten Punkten oberhalb des Kurses.
  • Wird die Punktelinie vom Kurs durchbrochen, so ist dies ein Signal für einen Trendwechsel.

Wenn der Parabolic SAR als Handelssystem eingesetzt wird, wird bei jedem Trendwechsel die bestehende Position geschlossen und eine neue Position in Gegenrichtung aufgebaut.

Inhalt


Was ist der Parabolic SAR ?

Einstellung der Beschleunigungsfaktoren

Welchen Einfluss haben die Beschleunigungsfaktoren auf die Performance des Handelssystems?

Zwei Parabolic SAR Handelssysteme im Test

Fazit


Was ist der Parabolic SAR ?


Der Parabolic SAR wurde von J. Welles Wilder Jr. entwickelt und in seinem Buch New Concepts in Technical Trading Systems vorgestellt.

Der Indikator wird Parabolic SAR genannt, da die vom Indikator erzeugte Punktelinie einen parabelförmigen Verlauf hat. SAR steht für Stop and Reverse. Wenn beim Handel mit dem Parabolic SAR eine Position per Stop geschlossen wird (Stop), wird direkt eine neue Position in Gegenrichtung aufgebaut (Reverse).

Der Parabolic SAR ist somit ein vollständiges Handelssystem, dass sowohl Einstiegssignale als auch Signale zum Schließen der Position generiert.

Die Punktelinie zeigt den Trend an


Wenn Sie den unten stehenden Kerzenchart betrachten, sehen Sie rote und grüne Punkte oberhalb und unterhalb des Kurses.

Die Punkte geben die Trendrichtung des Kurses an.

Solange sich grüne Punkte unterhalb des Kurses befinden, ist der Kurs im Aufwärtstrend.

Befinden sich hingegen rote Punkte oberhalb des Kurses, so liegt ein Abwärtstrend vor.

Ein Trendwechsel findet statt, wenn eine Kerze die Punktlinie durchbricht.

Trendwechsel nach Bruch der Linie


Der unten stehende Chart zeigt einen Trendwechsel im Detail.

  1. Bei Punkt 1 befindet sich der Parabolic SAR in einem Abwärtstrend. Die Punkte befinden sich also oberhalb der Kerzen.
  2. Die grüne Kerze unter Punkt 2 bewegt sich über die Punktelinie. (Wichtig: die Kerze muss nicht über der Linie schließen. Es genügt ein Bruch der Linie im Verlauf des Tages.)
  3. Nach dem Bruch der Linie wird unterhalb der Ausbruchskerze der erste grüne Punkt eingezeichnet. Der Parabolic SAR zeigt nun einen Aufwärtstrend an.

Einsatz des Parabolic SAR als Handelssystem im Trading


Der Parabolic SAR kann direkt als Handelssystem eingesetzt werden.

Beim Auftreten des ersten grünen Punktes wird am Folgetag ein Kauf getätigt. Die Position wird solange gehalten, bis der erste rote Punkt auftaucht, dann wird die Position wieder geschlossen. Wenn der Trader sowohl Long- als auch Shortsignale handeln will, kann er nun gleichzeitig eine Shortposition aufbauen.

Wie alle Trendfolgesysteme liefert der Parabolic SAR viele Fehlsignale, wenn sich der Kurs in einer Seitwärtsbewegung befindet.

Wilders hat deshalb empfohlen, neben dem Parabolic SAR weitere Oszillatoren zu nutzen, um nur Signale zu handeln, die sich in einer Trendphase befinden. Man kann das Problem auch teilweise dadurch umgehen, indem man die Beschleunigungsfaktoren niedriger einstellt.

Einstellung der Beschleunigungsfaktoren


Welche Einstellungen können vorgenommen werden?

Die Beschleunigungsfaktoren werden zur Berechnung der einzelnen Punkte verwendet. Über die Einstellungen der Beschleunigungsfaktoren kann der Trader den Verlauf der Punktelinie beeinflussen.

Viele Anbieter von Chartprogrammen erlauben es ihren Nutzern diese Beschleunigungsfaktoren selbst einzustellen. Insgesamt gibt es drei verschiedene Faktoren, die leider von Anbieter zu Anbieter unterschiedliche Namen haben.

  • anfänglicher Beschleunigungsfaktor (oder minimaler Beschleunigungsfaktor oder min. Acceleration)
  • additiver Beschleunigungsfaktor (oder Beschleunigungsfaktor oder Acceleration Faktor)
  • Limit des Beschleunigungsfaktors (oder maximaler Beschleunigungsfaktor oder max. Acceleration)

Wenn ihr Programm keinen anfänglichen Beschleunigungsfaktor anbietet, so entspricht der Wert des anfänglichen Beschleunigungsfaktors dem des additiven Beschleunigungsfaktors.

Wie beeinflussen die Faktoren den Verlauf des Parabolic SAR?

Um zu verstehen, wie die Faktoren den Verlauf der Punkte beeinflussen, werfen wir zuerst einen kurzen Blick auf die Formel zur Berechnung eines neuen Punktes. (Wenn Sie mehr über die Berechnung des Parabolic SAR erfahren möchten, finden Sie im Artikel Berechnung des Parabolic SAR eine ausführliche Erklärung mit Beispiel).

Formel


neuer Punkt = vorheriger Punkt + AF *(Extremwert – vorheriger Punkt)


Der Extremwert ist bei einem grünen Punkt der höchste Wert des Trends und bei einem roten Punkt der tiefste Wert des Trends.

  • Bei einem roten Punkt ist die Differenz aus Extremwert und vorherigem Punkt also negativ, sodass der neue rote Punkt unterhalb des vorherigen Punktes liegt.
  • Bei einem grünen Punkt ist der Wert größer Null und der neue Punkt liegt über dem vorherigen Punkt.

Der Wert für AF wird über die Beschleunigungsfaktoren eingestellt.

  • Das AF des ersten Punktes in einem neuen Trend entspricht dem anfänglichen Beschleunigungsfaktor.
  • Auf die folgenden Punkte kann jeweils ein additiver Beschleunigungsfaktor aufgeschlagen werden.
  • Es können solange additive Beschleunigungsfaktoren hinzugefügt werden, bis das Limit des Beschleunigungsfaktors erreicht ist.

Der Wert für AF steigt also kontinuierlich an, was dazu führt, dass die Steigung der Punktelinie immer steiler wird.

Wenn Sie die Formel von oben betrachten, können Sie sehen, dass der Wert für den neuen Punkt umso größer ist, je größer AF ist.


Je größer also die einzelnen Beschleunigungsfaktoren sind,

  • desto weiter wird im Aufwärtstrend ein neuer grüner Punkt nach oben verschoben und
  • desto weiter wird im Abwärtstrend ein neuer roter Punkt nach unten verschoben.

Welchen Einfluss haben die Beschleunigungsfaktoren auf die Performance des Handelssystems?


Der Entwickler des Parabolic SAR W. Wilders hat für die Beschleunigungsfaktoren Einstellungen von 0,02 / 0,02 / 0,2 vorgeschlagen. Dies ist auch die Standardeinstellung, die Sie in den meisten Chartprogrammen vorfinden werden.

  • Eine kleinere Einstellung ( bspw. 0,01 / 0,01 / 0,1) führt zu einer flacher verlaufenden Punktelinie.
  • Größere Beschleunigungsfaktoren führen zu einer steileren Punktelinie.

Auf der rechten Seite sehen Sie die Punktelinien von zwei verschiedenen Parabolic SAR Indikatoren.

Der erste Indikator (blau) hat einen anfänglichen Beschleunigungsfaktor von 0,02 und einen additiven Beschleunigungsfaktor von ebenfalls 0,02.

Bei dem zweiten Indikator (grün) betragen anfänglicher Beschleunigungsfaktor und additiver Beschleunigungsfaktor jeweils 0,01.

Da der erste Indikator einen höheren anfänglichen Beschleunigungsfaktor hat, liegt der erste Punkt über dem ersten Punkt des zweiten Indikators.

Da auch der additive Beschleunigungsfaktor des ersten Indikators höher ist, steigen die einzelnen Punkte stärker an und somit ist auch die Steigung der blauen Linie steiler als die des zweiten Indikators.

Eine steilere Punktelinie führt dazu, dass der Indikator öfter die Kurslinie schneidet. Kauf- und Verkaufssignale werden also früher ausgelöst als bei einer flacher verlaufenden Punktelinie. Gleichzeitig werden auch häufiger Signale ausgelöst. Das bedeutet allerdings auch, dass es zu mehr Fehlsignalen kommt, bei denen der Trade mit einem Verlust geschlossen werden muss.

Eine flachere Punktelinie führt dazu, dass weniger Signale ausgelöst werden. Es wird später in den Trade eingestiegen und der Trade wird später geschlossen.

Zwei Parabolic SAR Handelssysteme im Test


Unten sehen Sie die Entwicklung von zwei Handelssystemen im Wochenchart. Meiner Meinung nach ist der Parabolic SAR als Trendfolgesystem im Tageschart nicht gut zu gebrauchen, da er zu viele Fehlsignale generiert. Wochencharts sind weniger störanfällig für kurzfristige Kursschwankungen.

Das erste Handelssystem nutzt eine Einstellung von 0,005/0,005/0,05. Das zweite Parabolic SAR Handelssystem nutzt Einstellungen von 0,01/0,01/0,1. Daher hat das zweite Handelssystem eine etwas steilere Punktelinie als das erste System. Den vollständigen Backtest finden Sie im Artikel Parabolic SAR Backtests.

Tabelle Performance Parabolic SAR

Wie Sie sehen können, hat das schnellere System in den letzten 20 Jahren Verluste eingefahren, während das langsamere System Gewinne generieren konnte. Das von Wilder empfohlene System mit Einstellungen von 0,2 /0,02/0,02 System hätte noch mehr Fehlsignale generiert.

Fazit


Die meisten Trendfolgesysteme haben die Gemeinsamkeit, dass sie eine relativ schlechte Trefferquote haben.

Dieser Nachteil wird bei den meisten Systemen dadurch kompensiert, dass sie, wenn sie einmal einen Trend treffen, sehr lange in diesem Trend investiert bleiben. Sie gleichen also die schlechte Trefferquote dadurch aus, dass ihre durchschnittlichen Gewinne in den Gewinntrades deutlich größer sind als ihre Verluste in den Verlusttrades.

Genau dies ist aber beim Parabolic SAR Handelssystem meistens nicht der Fall. Durch die nachgezogenen Punktelinie werden Positionen oft sehr schnell wieder geschlossen. Anstatt Gewinne laufen zu lassen, werden Trades schon bei relativ kurzfristigen Gegenbewegungen wieder beendet.
Diese Kombination aus geringer Trefferwahrscheinlichkeit und geringen durchschnittlichen Gewinnen führt zumindest bei Handelssystemen mit großen Beschleunigungsfaktoren langfristig zu Verlusten.

Handelssysteme, die kleinere Beschleunigungsfaktoren nutzen, können etwas bessere Ergebnisse erzielen. Allerdings sind auch sie von relativ gleichmäßigen Bewegungen abhängig. Wenn der Kurs nicht gleichmäßig ansteigt, sondern sich in Zacken aufwärts bewegt, stoßen auch Systeme mit weiten Einstellungen an ihre Grenzen.

Viele Trader, die den Parabolic SAR im Trading einsetzen, nutzen daher neben dem Parabolic SAR noch einen weiteren Indikator, um so weniger erfolgversprechende Signale herausfiltern zu können. Ein häufig in diesem Zusammenhang verwendeter Indikator ist dabei der ADX. Eine weitere Möglichkeit ist es einen gleitenden Durchschnitt zu verwenden und nur die Signale in Richtung des gleitenden Durchschnitts zu handeln.


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Berechnung des Parabolic SAR

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