Das Todeskreuz oder Death Cross an der Börse

Von einem Todeskreuz oder Death Cross spricht man an der Börse, wenn sich im Chart die Linien von zwei gleitenden Durchschnitten kreuzen. Beim Todeskreuz fällt dabei der kurzfristigere der beiden Durchschnitte unter den langfristigeren Durchschnitt. Besonders häufig wird der Begriff in Bezug auf den 50 Tage Durchschnitt und den 200 Tage Durchschnitt verwendet. In diesem Fall liegt ein Todeskreuz vor, wenn die 50 Tage Linie unter die 200 Tage Linie fällt. Ein Todeskreuz sagt einen langfristigen Abwärtstrend voraus.


Das bullishe Gegenstück zum Todeskreuz ist das Golden Cross. Beim Golden Cross steigt die 50 Tage Linie über die 200 Tage Linie. Diese Formation sagt steigende Kurse voraus.

Im Englischen wird das Todeskreuz als Death Cross bezeichnet. Diese Bezeichnung wird auch in einigen deutschen Texten verwendet.

Inhalt


Aufbau des Todeskreuzes

Wann taucht das Todeskreuz im Chart auf?

Trading Strategie mit Todeskreuz


Aufbau des Todeskreuzes


Todeskreuz im Candlestick Chart

Im Chart rechts sehen Sie eine typische Todeskreuz Formation. Der Chart zeigt den Kurs einer Aktie. Der Kursverlauf ist als Kerzenchart dargestellt, die grüne Linie ist die 50 Tage Linie, während die graue Linie die Linie des 200 Tage Durchschnitts ist.


Zur Berechnung des 50 Tage Durchschnitts werden weniger Tage berücksichtigt als bei der Berechnung des 200 Tage Durchschnitts. Aus diesem Grund reagiert der 50 Tage Durchschnitt schneller und stärker auf kurzfristige Kursänderungen. Die Linie des 50 Tage Durchschnitts verläuft daher in den meisten Fällen enger am Kurs, als die Linie des 200 Tage Durchschnitts.


Vor der Todeskreuz Formation verlief der kurzfristigere 50 Tage Durchschnitt oberhalb des langfristigeren 200 Tage Durchschnitts. Das Todeskreuz markiert den Punkt, an dem die kurzfristigere Linie die Linie des langfristigen Durchschnitts von oben kommend schneidet. In der Abbildung oben zeigt der schwarze Pfeil die Position des Todeskreuzes an.


Sowohl die 50 Tage Linie als auch die 200 Tage Linie zeigen eher den mittel- bis langfristigen Trend an. Ein Kreuzen der beiden Linien wird daher als ein Signal für einen längerfristigen Trendwechsel und den Beginn eines langfristigen Abwärtstrend gesehen. Trader, die nach diesem charttechnischen Signal handeln, erwarten also nicht, dass die Kurse direkt nach dem Kreuzen der Linien fallen, sondern setzen auf eine längerfristige Trendbewegung.

Wann taucht das Todeskreuz im Chart auf?


Wie oben erwähnt, wird das Todeskreuz als Signal für einen Trendumschwung gesehen. Die Frage ist nun natürlich, an welchem Punkt im Chart das Todeskreuz auftaucht.

  • Für den Trader ideal wäre es, wenn das Todeskreuz möglichst nah am Anfang der Abwärtsbewegung erscheint. In diesem Fall kann er mit relativ geringen Verlusten aus einer bestehenden Long Position aussteigen und gleichzeitig relativ frühzeitig eine Short Position aufbauen, um schon zu Beginn des Kurseinbruchs auf fallende Kurse zu spekulieren.
  • Tritt das Todeskreuz hingegen erst am Ende der Abwärtsbewegung auf, ist es als Trendumkehrsignal deutlich weniger geeignet. Nun würde ein Trader, der nach diesem Chartsignal vorgeht, zu spät aus seiner vorherigen Position aussteigen und erst dann eine neue Short Position eröffnen, wenn sich die Abwärtsbewegung bereits ihrem Ende nähert.

Um zu prüfen, in welchem Bereich des Charts das Todeskreuz normalerweise auftaucht, schauen wir uns die letzten 20 Jahre im DAX an. Um die beiden Durchschnittslinien zu berechnen, verwenden wir einen einfachen gleitenden Durchschnitt (SMA). Wir betrachten alle Todeskreuz Formationen, die in den vergangenen 20 Jahren im DAX erschienen sind. Dabei untersuchen wir, wie weit das jeweilige Todeskreuz vom seinem letzten vorherigen Hoch und vom folgenden Tiefpunkt entfernt war.

Chart Todeskreuz und Hoch und Tiefpunkt

Im Chart oben sehen Sie eine Todeskreuz Formation sowie das vorherige Hoch und das nachfolgende Tief.

Das vorherige Hoch ist dabei definiert als der höchste Punkt zwischen dem Todeskreuz und dem vorherigen Golden Cross. Das Golden Cross ist das Gegenstück zum Todeskreuz und entsteht, wenn die 50 Tage Linie über die 200 Tage Linie steigt. Dies ist im oben stehenden Chart verdeutlicht. Das vorherige Golden Cross ist durch einen grünen Kreis markiert. Der schwarze Pfeil zeigt das Todeskreuz. Der grüne Pfeil markiert den höchsten Punkt des Kurses.

Das nachfolgende Tief ist der tiefste Punkt nach dem Todeskreuz und vor dem nächsten Golden Cross. Auch dies ist im Chart zu sehen. Das zweite Golden Cross wird durch den orangen Kreis umrandet, während das Tief durch den orangen Pfeil angezeigt wird.

Ergebnisse

Im DAX gab es in den letzten 20 Jahren insgesamt 10 Todeskreuz Formationen. Das Diagramm unten zeigt, wie weit die einzelnen Todeskreuze von ihrem vorherigen Hoch und ihrem folgenden Tief entfernt waren.

  • Der blaue Balken zeigt dabei den Anstand zum letzten Hoch.
  • Der orange Balken zeigt den Abstand zum folgenden Tief.

Alle Angaben sind in Prozent angegeben. Das erste Todeskreuz tauchte als im Juni 2002 auf, als der Kurs bereits 23,5 Prozent unterhalb seines letzten Hochs notierte. Bis zum folgenden Tief fiel der Kurs noch um weitere 49,7 Prozent, bevor er wieder nach oben drehte.

Diagramm Todeskreuze im DAX

In drei von zehn Fällen war der Kurseinbruch mehr oder weniger schon vorbei, als das Todeskreuz im Chart erschien. In diesen Fällen war das Todeskreuz nur um wenige Prozentpunkte vom absoluten Tiefpunkt entfernt. Des Weiteren war der Kurs beim Erscheinen des Todeskreuz nur in der Hälfte der Fälle näher am vorherigen Hoch als am folgenden Tief. In fünf Fällen war der Höchstkurs hingegen weiter vom Todeskreuz entfernt als das folgende Tief.

Bei den übrigen Todeskreuzen sah es etwas besser aus. Hier setzte sich die Abwärtsbewegung nach dem Erscheinen des Todeskreuzes weiter fort. Besonders stark fielen die Kurse nach den Todeskreuzen in den Jahren 2002 und 2008.

Der letzte Balken zeigt den Durchschnittswert aus den vorherigen Werten an. Die durchschnittliche Entfernung vom letzten Hoch betrug 20,47 Prozent, während die Entfernung zum folgenden Tief nur bei 17,59 Prozent lag.

Fazit

Das Todeskreuz zeigt also in einigen Fällen eine kommende Abwärtsbewegung an, in anderen Fällen erscheint er hingegen erst am Ende der Abwärtsbewegung. Daher hat die Todeskreuz Formation als charttechnisches Signal eine eher begrenzte Prognosekraft.

Handelssysteme, die das Kreuzen von gleitenden Durchschnitten zum Erzeugen von Einstiegssignalen nutzen, werden Moving Average Crossover Systeme genannt. All diesen Systemen ist gemeinsam, dass sie erst mit einiger Verzögerung auf plötzliche Kursbewegungen reagieren.

Gerade Abwärtsbewegungen beginnen oft mit einem heftigen Kurseinbruch, bei dem die Kurse an den Börsen über mehrere aufeinanderfolgende Tage hinweg kräftig fallen. Die Linien der gleitenden Durchschnitte reagieren auf diese Einbrüche allerdings nur mit einer deutlichen Verzögerung. In vielen Fällen kreuzen sich die Linien der Durchschnitte erst dann, wenn der Großteil des Kurseinbruchs bereits vorbei ist.

Ein Todeskreuz kündigt einen Kurseinbruch also nicht an, sondern es taucht erst im Chart auf, nachdem die Kurse bereits deutlich gefallen sind.

Trading Strategie mit Todeskreuz im Test


Als Nächstes schauen wir uns an, wie sich eine Strategie entwickelt hätte, bei der immer dann in eine Short Position eingestiegen wird, wenn die 50 Tage Linie unter die 200 Tage Linie fällt und der Trade wieder geschlossen wird, sobald die 50 Tage Linie wieder über die 200 Tage Linie steigt. Beim Auftauchen eines Todeskreuzes im Chart wird also eine Short Position aufgebaut, die im Wert steigt, wenn die Kurse fallen. Erscheint zu einem späteren Zeitpunkt ein Golden Cross im Chart, wird die Position wieder geschlossen. Der Trader macht bei dieser Strategie dann einen Gewinn, wenn der Kurs beim Einstieg in die Short Position höher notierte als beim Ausstieg aus der Position.

In der folgenden Untersuchung schauen wir uns den DAX an. Wir betrachten den Zeitraum von Anfang 2002 bis Ende 2021. Zum einen testen wir die oben beschriebene Todeskreuz Strategie. Daneben betrachten wir zum Vergleich, wie sich ein einfaches Investment in den DAX entwickelt hätte. In beiden Fällen gehen wir von einem Anfangsinvestment von 10000 Euro aus.

  • Bei der Todeskreuz Strategie wird immer das gesamte zur Verfügung stehende Kapital investiert, sobald die 50 Tage Linie unter die 200 Tage Linie fällt. Steigt die 50 Tage Linie danach wieder über die 200 Tage Linie, wird die Short Position geschlossen. Solange sich die 50 Tage Linie oberhalb der 200 Tage Linie befindet, ist die Strategie nicht investiert.
  • Bei der Buy and Hold Strategie wird am Anfang des Jahres 2002 das gesamte Kapital von 10.000€ in den DAX investiert. Danach wird die Position in den folgenden 20 Jahren nicht mehr angerührt. Es handelt sich um eine Long Position. Wenn der DAX um ein Prozent steigt, steigt auch der Wert der Position um ein Prozent.
Chart Strategie mit Todeskreuzen

In dem obenstehenden Chart sehen Sie die Performance der beiden getesteten Strategien. Die blaue Linie zeigt die Entwicklung der Todeskreuz Strategie. Die weiße Linie zeigt die Buy and Hold Strategie.

Während sich das Anfangskapital bei der Buy and Hold Strategie verdreifachen konnte, hat sich bei der Todeskreuz Strategie das angelegte Kapital mehr als halbiert. Der Großteil der Verluste ist dabei auf das Jahr 2020 zurückzuführen. In diesem Jahr wurde nach einem starken Kurseinbruch exakt an dem Tag, an dem der Kurs des DAX sein absolutes Jahrestief erreichte, eine neue Short Position eröffnet. Diese Position wurde dann während des folgenden Aufwärtstrends für einen längeren Zeitraum gehalten, sodass am Ende allein bei diesem Trade ein Verlust von mehr als 50 Prozent anfielen.

Generell reagiert die Todeskreuz Strategie bei plötzlichen starken Kurseinbrüchen viel zu spät, da sich die Linien der beiden Durchschnitte erst deutlich nach den ersten Kursverlusten schneiden.

Auch in den Jahren vor 2020 konnte die Strategie nicht wirklich überzeugen. Die Todeskreuz Strategie konnte in den meisten Jahren keine großen Gewinne erzielen, was vor allem daran lag, dass sich der Kurs des DAX die meiste Zeit in einem Aufwärtstrend befand. In vielen Jahren wurde überhaupt nicht gehandelt, da sich die 50 Tage Linie das ganze Jahr oberhalb der 200 Tage Linie befand und es somit keine Einstiegssignale gab.

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