Nicolas Darvas | Leben, Trading Strategie und die Darvas Box

Nicolas Darvas war ein aus Ungarn stammender Tänzer und Börsenspekulant. Bekannt wurde er vor allem durch sein Buch „How I made 2.000.000 $ in the stock market“, in dem er beschrieb, wie er zwischen den Jahren 1957 bis 1959 aus 37.000$ mehr als zwei Millionen Dollar machte. Darvas stellte vor allem Regel zur Auswahl von aussichtsreichen Aktien auf. Daneben entwickelte er das nach ihm benannte Darvas Box System.

Inhalt


Leben

Auswahlkriterien für Aktien

Die Darvas Box


Leben


Nicolas Darvas (1920 – 1977 ) wurde in Ungarn geboren und studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität Budapest. 1943 floh er aus Ungarn in die Türkei, wo er zusammen mit seiner Halbschwester Julia eine Karriere als professioneller Tänzer begann. In den folgenden Jahren gehörten die beiden zu den bestbezahltesten Tänzern der Welt und unternahmen mehrere Welttourneen. 1951 siedelten die beiden in die Vereinigten Staaten über.

Erste Kontakte mit dem Aktienhandel

Zum Aktienhandel kam Darvas mehr oder weniger durch Zufall. Zwei Besitzer eines Nachtclubs boten ihm an, seine Auftritte nicht mit Geld sondern mit Aktien zu bezahlen. Letztendlich konnte er das angebotene Engagement nicht annehmen und fühlte sich daher moralisch verpflichtet die Aktien zu kaufen. So erwarb er 6000 Aktien des kanadischen Bergwerksunternehmens Brilund zu einem Preis von 50 Cent pro Stück. Nach dem Kauf vergaß er für mehrere Monate sein Investment, bis er zufällig einen Blick in den Börsenteil einer Zeitung warf und erfreut feststellte, dass seine Aktien auf 1,90 Dollar gestiegen waren.

Die ersten Verluste

Von diesem Zufallstreffer motiviert wendete sich Darvas nun der Spekulation in Aktien zu. Allerdings musste er schon recht schnell feststellen, dass die Spekulation in Aktien nicht ganz so einfach war, wie ihm sein erster Gewinn suggeriert hatte. In den folgenden Monaten begann er wild hin und her zu spekulieren. Er folgte den Tipps seiner Börsenmakler, den Empfehlungen von Börsenbriefen und den Ratschlägen seiner Bekannten. Er stieg ständig in Aktien ein und wieder aus, was zwar seinen Broker glücklich machte, ihm selbst aber langfristig nur Verluste einbrachte. Nachdem ihm klar wurde, dass er einen großen Teil seiner Bilund Gewinne bereits wieder verloren hatte, beschloss er alles auf eine Karte zu setzen.

Er investierte einen Großteil seines Vermögens in eine Aktien, die nach seinen Recherchen grob unterbewertet zu sein schien und daher seiner Meinung nach zügig steigen sollte. Doch das Gegenteil traf ein. Kurz nachdem er die Aktie gekauft hatte, begann diese deutlich zu fallen. Nachdem er sich schließlich dazu durchgerungen hatte die Aktie mit Verlust zu verkaufen, stand er kurz vor seinem finanziellen Ruin. Verzweifelt suchte er nach einer Möglichkeit seine Verluste wieder Wett zu machen.

Schließlich fiel ihm eine Aktie ins Auge, die beständig nach oben zu laufen schien. Er investierte sein letztes Geld in diese Aktie und zu seiner Erleichterung setzte diese Aktie ihren Aufwärtstrend fort, sodass er die Aktie mit einem Gewinn verkaufen konnte, der Teile seiner vorherigen Verluste wieder ausgleichen konnte.

Entwicklung der Darvas Strategie

Nach diesen Erfahrungen leckte Darvas seine Wunden und begann die Strategie zu formulieren, die ihn schließlich zu ungeahnte Erfolge führen sollte.

  • Er beschloss nur noch in bereits steigende Aktien zu investieren.
  • Er stellte Kriterien auf, die ihm helfen sollten aussichtsreiche Aktien herauszufiltern (mehr dazu im Kapitel Auswahlkriterien für Aktien).
  • Schließlich entwickelte er die nach ihm benannte Darvas Box (mehr dazu im Kapitel Darvas Box).

Darvas hatte bemerkt, dass Aktien auch in einem Aufwärtstrend nicht in einer geraden Linie nach oben laufen, sondern der Kurs zwischen einzelnen Anstiegen immer wieder Verschnaufpausen einlegt. In diesen Pausen bewegen sich die Kurse in einem imaginären Kästchen (der Darvas Box) auf und ab, bis sie aus ihrem bisherigen Kästchen ausbrechen und in den nächsten Kasten springen. Darvas entschied sich, eine Aktie nur dann zu kaufen, wenn sie gerade aus einem Kästchen nach oben ausgebrochen war.

Zur Absicherung setzte er kurz unterhalb des Kästchens eine Stop Loss Order, die seine Position mit einem kleinen Verlust schließen würde, wenn der Kurs wider Erwarten fallen sollte.

Abgeschnitten von den Gerüchten der New Yorker Börse

Während seines Engagement am Aktienmarkt lies Darvas seine Karriere als Tänzer nicht ruhen. Gerade als er seine Kästchentheorie entwickelte, erhielt er das Angebot zu einer zweijährigen Welttournee. Dadurch war er vom Geschehen an den amerikanischen Börsen weitestgehend abgeschnitten. Seine einzigen Informationsquellen waren die wöchentlich erscheinende Zeitung Barron’s und die Tagesnotierungen einiger ausgesuchter Aktien, die ihm von seinem Börsenmakler per Telegramm zugesandt wurden. Was Darvas zuerst für ein deutliches Handicap hielt, stellte sich später als großer Vorteil heraus. Fernab von den Meldungen und Gerüchten der Wallstreet konnte er sich voll und ganz auf seine Strategie konzentrieren. Darüber hinaus erhielt er seine Informationen erst, nachdem die amerikanischen Börsen geschlossen hatten, sodass er keine impulsiven Käufe oder Verkäufe tätigen konnte.

Die erfolgreiche Zeit beginnt

Im Jahr 1957 begann Darvas große Zeit. Während sich der Markt noch von einem Kurseinbruch erholte, fielen Darvas mehrere Aktien auf, die sich bereits wieder in einer deutlichen Aufwärtsbewegung befanden. In den folgenden Jahren gelang es ihm mehrfach in Aktien zu investieren, die innerhalb weniger Monate um jeweils mehr als 50 Prozent stiegen. Sein bestes Investment war E. L. Bruce, deren Aktien er für 52 Dollar kaufte und kurze Zeit später, nachdem bekannt wurde, dass die Firma übernommen werden sollte, für 171 Dollar wieder verkaufen konnte.

Darvas investierte meistens nur in einige wenige Aktien, in die er jeweils einen Großteil seines Geldes investierte. Seine Einstiege erfolgten dabei immer in mehreren Schritten. Nach dem Ausbruch aus dem ersten Kasten investierte er einen relativ kleinen Betrag. Wenn die Aktie weiter stieg, stockte er schrittweise seine Position auf. Dabei sicherte er jede seiner Positionen mit einer Stop Loss Order ab, um seine Position gegen Kurseinbrüche abzusichern.

Zwischen den Jahren 1957 bis 1959 gelang es ihm auf diese Weise mit einem anfänglichen Investment von 37.000 Dollar mehr als zwei Millionen Dollar zu verdienen.

Nach seinen Erfolgen am der Börse schrieb Darvas mehrere Bücher über den Aktienhandel und seine Strategie.

Auswahlkriterien für Aktien


Darvas beobachtete immer nur eine kleine Zahl von Aktien, die er nach den folgenden Kriterien auswählte.

  • Das Unternehmen muss in einer Wachstumsbranche tätig sein. Das Unternehmen sollte in einer Branche tätig sein, der für die Zukunft überdurchschnittlich hohe Wachstumsaussichten vorausgesagt werden und die sich im Fokus des Interesses der Anlieger befindet.
  • Anstieg des Handelsvolumens Darvas sah in einer Zunahme des Handelsvolumens ein Zeichen dafür, dass das Interesse der Anleger an einer Aktie zugenommen hatte.
  • Die Aktie muss sich innerhalb der letzten 12 Monate seit ihrem Tiefpunkt verdoppelt haben. Der neue Höchstkurs der Aktie muss also dem Doppelten des Tiefstkurses entsprechen.
  • Die Aktie sollte nah an ihrem Jahreshöchstkurs notieren.

Die Darvas Box


Die Darvas Box war das Kernstück von Darvas Strategie. Die Box zeigt den Bereich an, zwischen dem der Kurs schwankt, bevor er in eine höhere oder tiefere Box springt. Durchbricht der Kurs die obere Begrenzung der Darvas Box, ist dies ein Signal zum Kauf. Fällt der Kurs hingegen unter die untere Begrenzung, so ist der vorherige Aufwärtstrend durchbrochen und eine bestehende Position sollte geschlossen werden.

Berechnung der oberen und unteren Begrenzung der Darvas Box

Eine neue obere Begrenzung wird eingezeichnet, wenn ein neuer Höchstkurs von den beiden Folgekerzen im Handelsverlauf nicht überschritten wird.

Für die Ermittlung der unteren Begrenzung der Box werden nur die Kerzen beachtet, die auf das neue Hoch folgen. Eine neue untere Begrenzung wird eingezeichnet, wenn ein neues Tief von ihren beiden Folgekerzen nicht unterschritten wird.

Beispiel für Berechnung

Im Folgenden soll das Einzeichnen der Darvas Box anhand eines Beispiels verdeutlicht werden. In unserem Beispiel ist der Kurs zur besseren Verdeutlichung in Form eines Kerzencharts dargestellt. Nicolas Darvas selbst nutzte diese Art von Charts allerdings nicht, sondern notierte die einzelnen Kurse in Form einer Tabelle.

Darvas Box

Um eine neue Begrenzung einzuzeichnen, müssen wir warten, bis eine Kerze ein neues Hoch ausbildet, dass von ihren beiden Folgekerzen nicht überschritten wird.

Dies ist bei der mit dem grünen Pfeil markierten Kerze der Fall. Die Kerze erreichte einen Höchstkurs von 98 €, der von den beiden folgenden Kerzen nicht erreicht werden konnte. Die obere Begrenzung des Kastens wird also bei 98 € eingezeichnet.

Nun muss gewartet werden, bis eine der folgenden Kerzen ein Tief erreicht, dass von den beiden direkt folgenden Kerzen nicht erreicht werden kann. Dies ist bei der mit einem roten Pfeil markierten Kerze der Fall. Die Kerze erreicht ein Tief bei 92 €, das im Folgenden nicht unterschritten wird. Daher wird die untere Begrenzung bei 92 € eingezeichnet.

Einstiege und Ausstiege

Die Darvas Box Strategie ist eine sogenannte Breakout Strategie. Eine neue Position wird also eröffnet, wenn der Kurs aus dem Kasten nach oben ausbricht. Zum Einstieg in eine neue Position würde daher knapp oberhalb von 98 € eine Stop Buy Order gesetzt, die zu einem Kauf der Aktie führt, falls der Kurs über 98 € steigt.

Der Kauf würde gleichzeitig mit einer Stop Loss Order knapp unterhalb von 98 € abgesichert.

Jedes Mal, wenn der Kurs eine neue Box ausbildet, wird der Stop unter die untere Begrenzung der neuen Box nachgezogen. Die Position würde also per Stop Order eröffnet und per Stop Order geschlossen. Tatsächlich ist Darvas aber meistens zu einem früheren Zeitpunkt ausgestiegen. Teilweise stieg er aus, weil er der Meinung war, dass ein Engagement in einer anderen Aktie aussichtsreicher war, teilweise verkaufte er eine Aktie, weil er die Aufwärtsbewegung für beendet hielt.


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