Der Dow Jones Industrial Average ist einer der ältesten Aktienindizes, der die 30 größten Aktiengesellschaften der Vereinigten Statten betrachtet. Wie bei allen Aktienindizes gibt es auch im Dow Jones immer wiederkehrende saisonale Muster. Der frühe Herbst gilt als die Zeit der großen Kurseinbrüche, während im Frühjahr besonders hohe Renditen erwartet werden können. Wie Sie unten sehen werden, wurden die meisten Gewinne der letzten 20 Jahre in nur vier Monaten erzielt.
Starke und schwache Monate
Die Tabelle unten zeigt, wie sich der Dow Jones in den einzelnen Monaten entwickelt hat. Betrachtet wurden hierbei die letzten 20 Jahre. In den beiden blauen Spalten ist zu sehen, wie oft der Dow am Monatsende über seinem Anfangswert geschlossen hat. Die letzten beiden Spalten zeigen die Gewinne oder Verluste, die in den jeweiligen Monaten innerhalb der letzten 20 Jahren angefallen sind. Die vorletzte Spalte zeigt die Gesamtsumme aller Gewinne, die letzte Spalte zeigt den durchschnittlichen Gewinn pro Monat.

In den letzten 20 Jahren konnte in exakt der Hälfte der Monate ein positiver Ertrag erzielt werden. Vier Monate waren dabei besonders stark. In den Monaten März und April, sowie Oktober und November wurde zusammengenommen ein Gewinn von 137 Prozent eingefahren, während in den restlichen Monaten ein Verlust von -34 Prozent anfiel.
Die schlechteste Zeit für Anleger war im Sommer und frühen Herbst, in dieser Zeit liegen die meisten Monate mit negativer Performance. In Bezug auf die Häufigkeit von Verlustmonaten war der der Juni der schlechteste Monat. In den letzten 20 Jahren konnte der Juni nur in 7 von 20 Monate im Plus schließen.
Auch die Monate Januar und Februar haben sich schlecht entwickelt. In den 1970er und 1980er Jahren zählten diese beiden Monate noch zu den stärksten Monaten, aber in den letzten 20 Jahren konnten sie diesem Ruf nicht mehr gerecht werden.
Handelsstrategie: Sell ind May and go away
„Sell in May and go away,“ ist der Klassiker unter den saisonalen Handelsstrategien. Die Strategie besagt, dass bestehende Positionen im Mai verkauft, und im Herbst wieder eröffnet werden sollen. Mit Blick auf die obige Tabelle macht diese Strategie auch im Dow Jones durchaus Sinn. Der Mai und die folgenden Monate haben sich in der Vergangenheit eher schlecht entwickelt, sodass ein Investment in dieser Zeit wenig sinnig erscheint. Der Oktober ist der erste Monat, der wieder eine positive Performance zeigt. Also ist es naheliegend, dass hier wieder in eine Position eingestiegen wird.
Saisonale Handelsstrategie im Überblick
- Gehandelt werden ausschließlich Positionen in den Dow Jones Index.
- Einstieg zu Handelsbeginn des ersten Handelstages im Oktober
- Ausstieg im folgenden Jahr zu Beginn des ersten Handelstages im Mai
- Die gesamte entnommene Summe wird im folgenden Oktober wieder reinvestiert.
Vergleich: Buy and Hold Strategie in den Dow Jones
Zum Vergleich wird ein reines Investment in den Dow Jones betrachtet. In diesem Fall wird also im Jahr 1998 zum letzten Handelstag im Dezember eine Position eröffnet und bis zum letzten Handelstag des Jahres 2018 gehalten.
Test der Strategie

In den vergangenen 20 Jahren konnte die Strategie ein reines Investment in den Dow Jones deutlich schlagen. Sie konnte sowohl mehr Jahre mit einem Gewinn abschließen, als auch ein besseres Gesamtergebnis erzielen.
Performance der Handelsstrategie in den einzelnen Jahren
Die Tabelle unten zeigt, wie sich die beiden Investments in den einzelnen Jahren geschlagen haben. Besonders interessant ist, dass die saisonale Handelsstrategie in den Jahren, in denen der Dow Jones mit einem Verlust schloss, fast immer weniger Verluste erleiden musste, als das direkte Investment. In vier Fällen konnte die saisonale Handelsstrategie sogar Gewinne einfahren, während der Dow Jones im gleichen Zeitraum Verluste erleiden musste.

Wertentwicklung eines Investments von 10000$
Der Chart unten zeigt, wie sich eine Anfangsinvestition von 10000$ im Verlauf von 20 Jahren entwickelt hätte. Die deutlich bessere Gesamtentwicklung der saisonalen Strategie ist in großen Teilen darauf zurückzuführen, dass die Einbrüche in den Jahren 2002 und 2008 deutlich geringer ausfielen als bei der Buy and Hold Strategie.

Fazit
Ein langfristiges Investment unter Berücksichtigung von saisonalen Mustern macht also Sinn und kann langfristig zu besseren Erträgen führen als eine reine Buy and Hold Strategie. Dies heißt allerdings nicht, dass eine saisonale Handelsstrategie in jedem Jahr besser abschneiden muss als ein direktes Investment. Das beste Beispiel hierfür ist das Jahr 2018, wo es der saisonalen Handelsstrategie geschickt gelang den ertragreichen Monaten auszuweichen, während sie in den schlechten Monaten durchgängig investiert war. In diesem Jahr viel konsequenterweise das Ergebnis der saisonalen Strategie deutlich schlechter aus als das Ergebnis der Buy and Hold Strategie.
In dem oben gezeigten Diagramm ist zu sehen, dass es eine Reihe von Jahren gab, in denen ein reines Investment in den Dow Jones die saisonale Handelsstrategie geschlagen hätte.
Der Vorteil der saisonalen Strategie ist vor allem darin zu sehen, dass die Strategie in den Phasen, in denen der Dow Jones starke Verluste erlitten hat, weniger stark verloren hat.
Dennoch schützt auch diese Strategie nicht vollkommen vor Verlusten. Ein Einstieg im Oktober war in den vergangenen 20 Jahren im Durchschnitt lukrativ. Allerdings ist gerade der Oktober für seine starken Kurseinbrüche bekannt, beispielsweise der Crash von 1929 und die beiden Einbrüche in den Jahren 1987 und 2008.
Saisonale Muster liefern also Hinweise auf besonders ertragreiche Investmentzeiträume. Allerdings sollten sie mit anderen technischen Indikatoren, wie beispielsweise Donchian Kanälen, kombiniert werden, um sicher zu gehen, dass nicht in einen laufenden Abwärtstrend investiert wird..
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