Was ist eine Bullenfalle ?

An der Börse ist eine Bullenfalle ( engl. Bull Trap ) ein Kurssignal, dass den Anleger dazu verleitet eine Aktie oder ein anderes Wertpapier zu kaufen, nur um sich wenig später als Fehlsignal herauszustellen. Kurz nach dem Einstieg dreht der Kurs also in die Gegenrichtung und beginnt zu fallen, sodass der Anleger plötzlich mit einem unerwarteten Verlust konfrontiert ist.

Eine Bullenfalle lockt einen bullish eingestellten Anleger in einen verlustreichen Trade.

Inhalt


Definition| Was ist eine Bullenfalle?

Beispiel: Bullenfalle nach einem Breakout

Bullenfallen erkennen

Der Bullenfalle aus dem Weg gehen


Definition | Was ist eine Bullenfalle?


Der Bulle steht an der Börse für steigende Kurse. Bullishe Anleger oder Bullen gehen also davon aus, dass die Kurse in Zukunft steigen werden. Aus diesem Grund kaufen sie ein Wertpapier, um an den Kurssteigerungen zu partizipieren.

Genau diesen Anlegern wird die Bullenfalle zum Verhängnis.

Das Gegenstück zur Bullenfalle ist die Bärenfalle. Hier erleiden Anleger, die auf fallende Kurse setzen, einen Verlust.

Besonders häufig kommt es zu einer Bullenfalle, wenn plötzlich eine große Anzahl von Anlegern zum gleichen Zeitpunkt eine Aktie kaufen wollen. Dies kann beispielsweise passieren, wenn der Kurs der Aktie über eine charttechnische Widerstandszone steigt oder ein technischer Indikator ein neues Kaufsignal anzeigt. In einigen Fällen kann auch eine positive Unternehmensnachricht zu einer plötzlich stark ansteigenden Nachfrage nach einer Aktie führen.

Der Kurs der Aktie beginnen daraufhin zuerst stark zu steigen. Dies zieht weitere Anleger an, die diesen Kursanstieg beobachtet haben und nun versuchen auf den fahrenden Zug aufzuspringen.

Dann allerdings beginnt der Kurs überraschend zu drehen.

Die gerade neu hinzugekommenen Anleger sehen nun, dass ihre Anlage plötzlich ins Minus rutscht. Daraufhin beginnen einige der Anleger ihre Position wieder zu verkaufen, um sich so vor weiteren Verlusten zu schützen. Dies wiederum drückt die Kurse noch weiter nach unten, was erneut zu weiteren Verkäufen führt.

Beispiel: Bullenfalle nach einem Breakout


Im Folgenden sehen wir uns den typischen Verlauf einer Bullenfalle anhand des untenstehenden Beispiels an. In unserem Beispiel betrachten wir eine Bullenfalle, die nach dem Bruch einer Widerstandslinie zuschnappt. Dies ist wahrscheinlich die häufigste Form einer Bullenfalle.

Kursverlauf vor der Bullenfalle

Im unten abgebildeten Kerzenchart sehen Sie den Kursverlauf einer Aktie. Wie Sie sehen, ist die betrachtete Aktie im Verlauf der letzten Wochen zweimal auf derselben Höhe abgeprallt.

Kurs unter Widerstandslinie

In unserem Chart sind die beiden Hochs durch die blauen Pfeile markiert. Werden die beiden Hochpunkte miteinander verbunden, erhält man die sogenannte Widerstandslinie. Diese Linie zeigt einen Bereich an, an dem der Kurs besondere Schwierigkeiten hat, weiter zu steigen. Hier ist also mit erhöhter Wahrscheinlichkeit mit einem erneuten Abprallen zu rechnen, falls sich der Kurs wieder in Richtung der Widerstandslinie bewegt.

Gleichzeitig gilt ein Durchbruch durch die Widerstandslinie als ein extrem bullisches Signal. Wird eine Widerstandslinie durchbrochen, kommt es häufig zu einem starken Kursanstieg direkt nach dem Bruch der Linie. Viele Trader werden also versuchen, in die Aktie einzusteigen, sobald die Linie durchbrochen wurde.

Stop Orders oberhalb der Widerstandslinie

Der Einstieg kann dabei auf zwei Arten erfolgen.

Zum einen kann ein Anleger die Aktie per Market Order direkt nach dem Durchbruch kaufen. Dazu muss er die Bewegung der Aktie kontinuierlich beobachten. Steigt die Aktie über die alten Höchstkurse, kontaktiert er seinen Broker oder seine Bank und gibt eine Kauforder auf.

Die zweite Möglichkeit ist der Einstieg per Stop Buy Order. Hierzu positioniert der Anleger eine Stop Order knapp oberhalb der Widerstandslinie. In unserem Chart oben ist die Position einiger Stop Orders durch die roten Linien markiert. Sobald sich der Kurs über den in der Stop Order festgelegten Kurs bewegt, wird automatisch eine Kauforder ausgelöst und die Aktie wird zum nächstmöglichen Preis gekauft.

Wenn viele Anleger auf einen Kursanstieg nach dem Durchbruch der Widerstandslinie spekulieren, werden sich knapp oberhalb der Linie eine große Menge an Stop Buy Orders ansammeln. Das führt dazu, dass nach einem Durchbruch plötzlich eine deutlich größere Nachfrage nach der Aktie besteht als vor dem Ausbruch. Dadurch steigt der Kurs mit einem Mal sprunghaft an. Dieser Anstieg wiederum löst weitere Stop Boy Orders aus, die etwas höher positioniert sind. Dies treibt den Kurs noch einmal weiter nach oben.

Gleichzeitig zieht der starke Kursanstieg neue Anleger an, die nun direkt per Market Order in die Aktie einsteigen.

Der Kurs durchbricht die Widerstandslinie

In unserem zweiten Chart ist der Kurs über die Widerstandslinie gestiegen (grüne Kerze). Gleich darauf hat der Kurs auch die Position der ersten Stop Orders erreicht. Dadurch kommen nun weitere Kauforders an den Markt und der Kurs steigt weiter an.

Durchbruch durch Widerstandslinie

Die Bullenfalle schnappt zu

Im für die Anleger optimalen Fall kommen nun immer weitere Kauforders hinzu und treiben so den Kurs der Aktie weiter nach oben.

Im Fall einer Bullenfalle passiert aber genau dies nicht.

Bullenfalle schnappt zu

Stattdessen lässt die Nachfrage nach der Aktie, nachdem die erste Kaufwelle abgeklungen ist, plötzlich nach. Alle Anleger, die die Aktie kaufen wollten, sind bereits in der Aktie investiert.

Sehr kurzfristig orientierte Anleger beginnen nun die ersten Aktien wieder zu verkaufen, um kleine Gewinne mitzunehmen. Daraus resultierend beginnen die Kurse leicht zu sinken.

Die Anleger, die als letzte in die Aktie eingestiegen sind, stellen nun fest, dass ihre Position droht ins Minus zu rutschen und beginnen daher ebenfalls ihre Aktien wieder zu veräußern, um sich so vor Verlusten zu schützen. Dies führt zu weiter fallenden Kursen, was wiederum zu neuen Verkäufen führt, sodass eine Abwärtsspirale nach unten in Gang gesetzt wird.

In vielen Fällen fällt der Kurs im Verlauf dieser Abwärtsbewegung wieder unter die ursprüngliche Widerstandslinie, sodass am Tagesende alle neu eingestiegenen Anleger entweder frühzeitig aus der Position ausgestiegen sind oder nun eine Verlustposition halten.

Bullenfallen erkennen


Nachdem die Bullenfalle im Chart erschienen ist

Eine Bullenfalle zu erkennen nachdem sie aufgetaucht ist, ist relativ einfach. Wie bereits oben beschrieben, tauchen Bullenfallen meistens in der Nähe von Widerstandszonen oder auf Höhe von signifikanten Hochs auf. Betrachtet man den Kurs in einem Kerzenchart, so weist die Umkehrkerze oft einen langen oberen Docht oberhalb der Linie und einen kleinen Körper im unteren Teil der Kerze auf (siehe dazu die letzte Kerze im dritten Chart).

Zwei weitere Kerzenformationen, die ebenfalls häufig bei einer Bullenfalle auftauchen, sind das Dark Cloud Cover und das Bearish Engulfing Pattern. Diese Formationen tauchen nur bei Werten auf, die nicht 24 Stunden am Tag gehandelt werden (z.B. Aktien und einige Rohstoffe). Bei beiden Formationen eröffnet der Kurs mit einer Kurslücke in Ausbruchsrichtung. Dann aber fällt der Kurs wieder deutlich zurück. Im Falle des Dark Cloud Cover dringt die aktuelle Kerze tief in die vorherige Kerze ein. Beim Bearish Engulfing Pattern schließt der Kurs sogar unterhalb der Vorkerze.

Potentielle Bullenfallen erkennen

Im Voraus zu erkennen, wann eine Bullenfalle auftaucht, ist natürlich deutlich komplizierter. Hier hilft es sich zu fragen, an welchen Punkten es zu einer Bullenfalle kommen könnte. Zuerst sollte man dabei nach Punkten Ausschau halten, an denen wahrscheinlich viele Anleger in eine neue Position einsteigen werden.

Damit es nach dem Einstieg dieser Anleger wieder zu einem Kurseinbruch kommen kann, muss die Nachfrage nach dem ersten Anstieg wieder deutlich abnehmen. Dies ist deutlich wahrscheinlicher, wenn das Handelsvolumen vor dem Ausbruch ebenfalls relativ klein war.

Des weiteren lohnt es sich, Oszillatoren wie beispielsweise den Relative Stärke Index zu betrachten. Zeigen diese Oszillatoren an, dass sich der Kurs bereits im überverkauften Bereich befindet, so ist die Gefahr einer Bullenfalle nach einem Ausbruch deutlich höher.

Der Bullenfalle aus dem Weg gehen


Unser Beispiel von oben soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass es nach den meisten Ausbrüchen aus Widerstandszonen zu steigenden Kursen kommt. Es gibt eine Vielzahl von profitablen Trading Strategien, die Durchbrüche durch Widerstandslinien als Handelssignal nutzen. Als Beispiele wären hier die Darvas Strategie oder die Donchian Kanal Strategie genannt.

Der Einstieg in eine neue Position nach dem Bruch einer Widerstandslinie kann also durchaus profitabel sein. Es gilt nun also eine Methode des Einstiegs zu finden, bei der möglichst günstig in profitable Durchbrüche eingestiegen wird, während gleichzeitig die Gefahr in eine Bullenfalle zu treten so gering wie möglich gehalten wird.

Methode 1. Ende der Ausbruchskerze abwarten

Die einfachste Strategie ist es einfach so lange zu warten, bis die Ausbruchskerze schließt.

Im Falle einer Bullenfalle ist der Kurs in vielen Fällen bereits im Verlauf des Handels wieder deutlich zurückgefallen. Dies erkennt man meistens an einem langen oberen Docht der letzten Kerze. In diesem Fall sollte nicht in die Aktie eingestiegen werden.

Schließt der Kurs hingegen im oberen Bereich der Kerze, kann über einen Einstieg nachgedacht werden.

Bei dieser Variante steigt man natürlich immer zu einem etwas höheren Preis in die Aktie ein als bei einem Einstieg direkt nach dem Durchbruch. Allerdings ist die Gefahr in eine Gegenbewegung zu laufen auch deutlich geringer.

In einigen Fällen dreht der Kurs allerdings nicht am Ausbruchstag, sondern erst an einem der folgenden Tage. Einen vollständigen Schutz gegen Bullenfallen bietet diese Methode also nicht.

Methode 2. Erste Gegenbewegung abwarten

Eine weitere Möglichkeit wäre es abzuwarten, bis nach dem Ausbruch eine kurze Gegenbewegung einsetzt. Oftmals bewegt sich der Kurs nach einem erfolgreichen Ausbruch noch einmal zur Widerstandslinie zurück, prallt dann von dieser Linie erneut ab und setzt danach seinen Anstieg weiter fort. Ein Einstieg in eine neue Position würde in diesem Fall also erst dann erfolgen, wenn sich der Kurs nach dem Rücksetzer wieder nach oben bewegt.

Bei dieser Strategie besteht natürlich immer das Risiko, dass der Kurs nicht noch einmal kurz nach dem Ausbruch zurückkommt. In diesem Fall verpasst der Anleger den Einstieg in die Aktie und muss den Kursanstieg von der Seitenlinie verfolgen.

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