Heizöl wird, wie der Name schon sagt, vor allem zum Heizen genutzt. Daraus resultierend sollte man annehmen, dass die Preise im Winter, wenn mehr Heizöl benötigt wird, steigen und im Sommer, wenn wenig Heizöl benötigt wird, fallen.
Tatsächlich sieht das Bild aber etwas anders aus. Der Heizölpreis steigt meistens im Frühjahr und Sommer, und erreicht sein Jahreshoch im Herbst. Die Preise beginnen also bereits wieder zu sinken, bevor die kalte Jahreszeit so richtig anbricht.
Betrachtet man die Charts der letzten 40 Jahre, so ist eine gewisse Phasenverschiebung feststellbar. In den 1980er und frühen 1990er Jahren erreichte der Heizölkurs seinen Höchstpunkt oft erst im November. In den nachfolgenden Jahren verschob sich dieser Punkt aber immer weiter nach vorne, sodass der Heizölpreis in den letzten 20 Jahren sein Hoch meistens im September, teilweise sogar schon im Sommer, erreichte.
Gewinnwahrscheinlichkeit der einzelnen Monate
Unten sehen Sie eine Tabelle, in der die Entwicklung des Heizöls in den letzten 20 Jahren dargestellt ist. Die Performance ist nach den einzelnen Monaten aufgeschlüsselt. Die blauen Zeilen zeigen, wie oft der entsprechende Monat in den letzten 20 Jahren mit einem Gewinn schloss. Die letzten beiden Spalten zeigen den kumulierten Gewinn der vergangenen 20 Jahre und den daraus berechneten Durchschnittsgewinnes des jeweiligen Monats.
In der Tabelle ist deutlich eine Zweiteilung zu erkennen. Die ersten 8 Monate hatten im Durchschnitt alle eine positive Performance, während die letzten vier Monate alle mit einem Verlust schlossen. Bei der Häufigkeit, mit der ein Monat im Verlust schloss, haben wir ein ähnliches Bild. Während die vorderen Monate eine positive Gewinnerwartung hatten, schlossen gerade die Monate September, Oktober und November alle häufiger im Minus als im Plus.
Saisonale Anlagestrategien
Im Folgenden soll getestet werden, ob mit Hilfe einer Handelsstrategie, die die oben beschriebenen saisonalen Muster ausnutzt, ein besseres Ergebnis als ein direktes Investment in Heizöl erreicht werden kann.
Ziel einer saisonalen Handelsstrategie ist es , in den aussichtsreichen Monaten investiert zu sein, und in den Monaten mit schlechter Gewinnerwartung keine Position zu halten. Im Falle des Heizöls wird also in den ersten acht Monaten eine Position gehalten. Mit Beginn der schwächeren Monate im September wird diese Position geschlossen.
saisonale Strategie
- Eine Position wird zu Handelsbeginn des ersten Handelstages im Januar eröffnet.
- Die Position wird zu Beginn des ersten Handelstages des September geschlossen.
- Im Folgejahr wird das gesamte entnommene Geld im Januar in eine neue Position in Heizöl reinvestiert.
Vergleich
Als Vergleich dient eine reine Buy and Hold Strategie in den Heizöl Future.
- Eine Position wird am ersten Handelstag des Jahres 1999 eröffnet.
- Die Position wird bis zum letzten Handelstag des Jahres 2018 gehalten und am Ende des letzten Handelstages geschlossen.
Ergebnisse des Backtests
Wie die unten stehende Tabelle zeigt, konnte die saisonale Strategie deutlich bessere Ergebnisse erzielen, als ein direktes Investment in Heizöl. Der nach Ablauf der 20 Jahre erzielte Gesamtgewinn war mehr als 5 mal höher als der Gesamtgewinn der Buy and hold Strategie.
Performance der Strategien in den einzelnen Jahren
Das Diagramm unten zeigt, wie sich die Strategien in den einzelnen Jahren geschlagen haben. Es ist deutlich zu sehen, dass die saisonale Strategie den starken Einbrüchen, unter denen der Heizölpreis in den Jahren 2001, 2008, 2014 und 2015 zu leiden hatte, weitestgehend ausweichen konnte.
Entwicklung eines Investments von 10000$
Der Chart unten zeigt, wie sich eine Investition in die beiden Strategien in den letzten 20 Jahren entwickelt hätte. Bis ins Jahr 2007 laufen die beiden Linien beinahe gleichauf. Dann aber geht der Heizölpreis in eine langfristige Seitwärtsbewegung über, während die saisonale Strategie ihren Aufwärtstrend beibehalten kann.
Das Investment ist in US Dollar, da der Heizöl Future in dieser Währung gehandelt wird. Bei einem Investment in Euro müssten zusätzlich noch die Wechselkursschwankungen berücksichtigt werden.
Fazit
Das Verfolgen einer saisonalen Handelsstrategie hatte also in der Vergangenheit klare Vorteile gegenüber einem direkten Investment. Eine saisonale Strategie kann aber nicht vor Verlusten schützen. Auch im Heizöl musste die saisonale Strategie in einigen Jahren Verluste hinnehmen.
Das saisonale Muster, dass die hinteren Monate meist im Verlust enden und die vorderen Monate mit Gewinn abschließen, bestand nicht immer. Wie schon weiter oben erwähnt, stiegen die Heizölpreise in den 1980er und 1990er Jahren oft bis in den November hinnein. Das Jahreshoch im Heizölpreis scheint sich immer weiter zum Sommer hin zu verschieben und es sollte beobachtet werden, ob sich dieser Trend fortsetzt.
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