Was ist die Sell in May Strategie ?
Die Sell in May Strategie ist nur in einigen ausgesuchten Monaten des Jahres in den Aktienmarkt investiert. Wie der Name schon verrät, werden alle bestehende Positionen im Mai verkauft. Im Zeitraum zwischen Mai und September hält ein Anleger, der nach dieser Strategie vorgeht, keine Aktien. Erst im September kommt der Anleger wieder an den Aktienmarkt zurück.
Inhalt
1. Welche Idee steckt hinter der Sell in May Strategie?
2. Wie funktioniert die Sell in May Strategie?
3. Wie hat sich die Strategie in der Vergangenheit entwickelt?
Welche Idee steckt hinter der Sell in May Strategie?
Betrachtet man die Performance von Aktien und Aktienindizes, so fällt auf, dass sich Aktien in einigen Monaten deutlich besser entwickelt haben als in anderen.
In dem Diagramm unten sehen Sie, wie sich einige Aktienindizes in der Vergangenheit in den einzelnen Monaten entwickelt haben.
Zu sehen ist hier jeweils die durchschnittliche Performance, die in den letzten 20 Jahren in den betrachteten Monaten erzielt wurde.
Untersucht wurden die beiden deutschen Indizes DAX und MDAX sowie die beiden amerikanischen Indizes Dow Jones und Nasdaq 100.

Es ist deutlich zu sehen, dass sich die Indizes in einigen Monaten außerordentlich positiv entwickeln konnten. Im April sowie in den Monaten Oktober, November und Dezember erzielten alle betrachteten Indizes eine überdurchschnittlich gute Rendite.
In anderen Monaten sah es hingegen nicht so überzeugend aus. In den Monaten Juni, August und September mussten alle Indizes im Durchschnitt Verluste hinnehmen. Ein Anleger, der in den letzten 20 Jahren in diesen Monaten an der Börse investiert war, hätte also Geld verloren.
Nach Betrachten dieses Diagramms ist die Logik, die hinter der Sell in May Strategie steht, relativ leicht zu erkennen.
Der Anleger ist nur in den Monaten in Aktien investiert, in denen in der Vergangenheit an den Börsen Gewinne erzielt wurden. Bevor die Monate anbrechen, die in der Vergangenheit eine schlechte Performance hatten, zieht er sein Geld aus den Märkten wieder ab und wartet auf bessere Zeiten.
Wie funktioniert die Sell in May Strategie ?
Die Börsenweisheit auf der diese Strategie beruht lautet:
Sell in may and go away but remember to come back in september.
In der deutschen Übersetzung also, “ Verkaufe im Mai, aber vergiss nicht im September wieder zurückzukommen.“
Aktien sollen also im Mai verkauft und im September wieder gekauft werden. Nicht ganz klar ist allerdings, wann genau die Aktien im Mai verkauft und wann im September wieder eingestiegen werden soll.
Wie Sie oben im Diagramm sehen können, war der September der Monat mit der schlechtesten Performance. Daher macht es wenig Sinn am Anfang des September zu kaufen. Ein Einstieg am Ende des Monats erscheint also in diesem Fall deutlich erfolgversprechender.
Auch beim Mai ist es nicht ganz klar, wann aus der Position ausgestiegen werden soll. In vielen Fällen beginnen die Aktien erst im Verlauf des Monats zu sinken.
Für den im unteren Teil des Artikels durchgeführten Test wurde festgelegt, dass am Anfang des Monats Mai ausgestiegen und am Ende des Septembers wieder eingestiegen wird. Dies ist aber nur eine Möglichkeit diese Börsenregel zu interpretieren. Eine weitere Möglichkeit wäre es die täglich Kurse zu beobachten und erst dann auszusteigen, wenn die Kurse tatsächlich beginnen zu fallen. Ebenso würde nach dieser Taktik erst wieder eingestiegen werden, wenn die Kurse im September anfangen zu steigen.
Wie hat sich die Strategie in der Vergangenheit entwickelt?
Im Folgenden soll nun geprüft werden, wie sich ein Investment nach dieser Strategie in der Vergangenheit entwickelt hätte. Wie bereits oben erwähnt, wurde so vorgegangen, dass eine Position am ersten Handelstag des Mai verkauft und am letzten Handelstag des Septembers gekauft wird. Das Geld, das im Mai entnommen wurde, wird vollständig im September wieder reinvestiert. Die beiden folgenden Diagramme zeigen die Entwicklung einer Anfangsinvestition von jeweils 10000€ (deutsche Indizes) bzw. 10000$ (amerikanische Indizes). Der Anlagezeitraum betrug in allen Fällen 20 Jahre.
Sell in May Strategie im DAX und MDAX
Als erstes betrachten wir, wie sich ein Investment nach der Sell in May Strategie in DAX und MDAX entwickelt hätte.
In dem Diagramm unten ist die Performance der beiden Sell in May Strategien durch eine durchgezogene Linie dargestellt.
Die gestrichelte Linie zeigt die Entwicklung eines direkten Investments in den jeweiligen Index an.
Die beiden Linien für den DAX sind dunkelblau eingezeichnet, während der MDAX hellblau eingezeichnet ist.

Wie Sie sehen, konnte in beiden Fällen die Sell in May Strategien das direkte Investment schlagen.
Im Fall des DAX war der Unterschied in der Performance besonders auffällig. Der DAX musste in den ersten Jahren des Beobachtungszeitraums starke Verluste hinnehmen. Nach seinem Tief im Jahr 2002, brauchte er mehrere Jahre, bis er sich von seinen Verlusten wieder erholt hatte. Im selben Zeitraum musste die Sell in May Strategie hingegen nur deutlich moderatere Verluste verkraften und startete daher 2003 von einem deutlich höheren Niveau.
Der große Performanceunterschied beruht also vor allem auf der Tatsache, dass die Sell in May Strategie einigen starken Kurseinbrüchen ausweichen konnte.
Sell in May Strategie in Dow Jones und Nasdaq 100
Als nächstes untersuchen wir, wie sich die Sell in May Strategie in den amerikanisches Indizes geschlagen hat. Wie bereits im Diagramm oben ist auch hier der Verlauf der beiden Sell in May Strategien mit einer durchgezogenen Linie eingezeichnet, während der Verlauf der direkten Investments mit einer gestrichelten Linie eingezeichnet ist.
Die dunkelrote Linie zeigt den Dow Jones Index, die hellrote Linie zeigt den Nasdaq 100.

Auch hier konnte die Sell in May Strategie in beiden Fällen eine leichte Überrendite erzielen. Allerdings war der Unterschied in der Performance nicht so groß wie im DAX. Wie in den deutschen Indizes kam auch hier der Performanceunterschied hauptsächlich dadurch zustande, dass die Sell in May Strategie einigen schweren Kurseinbrüchen ausweichen konnte.
Bewertung der Strategie.
Sell in May nicht in allen Jahren besser
Zuerst einmal sollte erwähnt werden, dass die Strategie nicht in allen Jahren ein besseres Ergebnis als das direktes Investment erzielt hätte. In vielen Jahren stiegen die Kurse auch in den Monaten zwischen Mai und September weiter an. Selbst im schlechtesten Monat, dem September, ist der DAX in 10 von 20 Jahren gestiegen. In diesen Jahren saß ein Anleger, der nach der Sell in May Strategie vorgegangen wäre, also an der Seitenlinie und musste dem DAX beim Steigen zusehen.
Ebenso schützt die Strategie nicht vollkommen vor Verlusten. Im Jahr 2018 zum Beispiel begannen die Kurse in den Monaten Oktober und November stark zu fallen, also gerade zu dem Zeitpunkt als die Anleger wieder in den Markt eingestiegen waren.
Viele Börsencrashs im Herbst
Langfristig konnten aber mit der Sell in May Strategie bessere Ergebnisse erzielt werden als mit einem durchgehenden Investment. Dies gilt nicht nur für die letzten 20 Jahre, sondern auch für längere Zeiträume.
Grund hierfür ist vor allem die Tatsache, dass die Strategie immer wieder größeren Kurseinbrüchen ausweichen konnte. Zum Beispiel begannen die Börsencrashs in den Jahren 1987, 1998, 2001 und 2008 alle im August oder September.
Die Kritiker der Sell in May Strategie sagen nun, das die Überperformance der Strategie lediglich auf diese Sondereffekte zurückzuführen ist. Wenn die Börsencrashs aus der Berechnung herausgerechnet werden, so ist fast kein Renditeunterschied zwischen Sell in May Strategie und direktem Investment zu beobachten.
Diese Ansicht unterstellt allerdings, dass die Börsencrashs alle zufällig im Herbst aufgetreten sind. Die schiere Häufung an Börsencrashs in dieser Zeit legt aber die Vermutung nahe, dass die Börsen eine gewisse Tendenz dazu haben im Herbst einzubrechen.
Eine mögliche Erklärung dafür könnte sein, dass im September Quartalsergebnisse veröffentlicht werden. Gerade in diesem Quartal werden die Erwartungen der Investoren aber besonders oft enttäuscht, sodass es im Anschluss oft zu einem Kursrutsch kommt.
Selbst wenn Sie nicht eine Sell in May Strategie verfolgen, sollten Sie trotzdem gerade in dieser Zeit die Märkte mit Argusaugen betrachten und immer auf mögliche Kurseinbrüche vorbereitet sein.
Weitere Strategien mit saisonalen Zyklen
Der Halloween Effekt besagt, dass sich die Aktienmärkte in der Zeit nach Halloween (dem 31. Oktober) besser entwickeln als im Rest des Jahres. Die Halloween Strategie investiert daher ausschließlich in den Monaten, die direkt auf Halloween folgen.
Statistik | Börsenmonate im Vergleich
An welchen Monaten hat sich die Börse in der Vergangenheit besonders gut oder schlecht entwickelt?
Wie der Januar, so das ganze Jahr?
Nach einer alten Börsenweisheit kann aus der Entwicklung der Aktienmärkte im Januar auf die Performance der Märkte im restlichen Jahr geschlossen werden. Ein schlechter Januar sagt also ein schlechtes Börsenjahr voraus, während auf einen guten Januar ein gutes Jahr folgt.
Saisonale Zyklen in Indizes und Rohstoffen
Übersicht über saisonale Zyklen in Indizes und verschiedenen Rohstoffen