Einfacher gleitender Durchschnitt | Berechnung und Einsatz im Trading

Der einfache gleitende Durchschnitt ( SMA ) ist ein leicht zu berechnender gleitende Durchschnitt und ist wahrscheinlich der erste gleitende Durchschnitt, der in der technischen Analyse von Börsenkursen als Indikator eingesetzt wurde.

Um den einfachen gleitenden Durchschnitt für den Tageschart einer Aktie zu berechnen, werden zuerst die Kurse einer bestimmten Anzahl von Tagen zusammengerechnet und dann durch die Anzahl der Tage geteilt.

Inhalt


Was ist der einfache gleitende Durchschnitt?

Formel des einfachen gleitenden Durchschnitts

Berechnung anhand eines Beispiels

Kritik am einfachen gleitenden Durchschnitt

Einsatz im Trading


Was ist der einfache gleitende Durchschnitt?


Gleitende Durchschnitte werden in der technischen Analyse zur Bestimmung des Trends und zum Erzeugen von Trading Signalen verwendet.

Dazu wird zuerst aus den Schlusskursen einer Aktie oder eines anderen Wertpapiers ein Durchschnitt berechnet.

Der Verlauf dieses Durchschnitts wird dann als Linie in den normalen Kurschart eingezeichnet.

Als Beispiel sehen Sie in unserer Abbildung den Kerzenchart einer Aktie. Die weißen und schwarzen Kerzen zeigen den Verlauf des Aktienkurses, während die gestrichelte blaue Linie den Verlauf des gleitenden Durchschnitts markiert.

Gleitender Durchschnitt

In der Chartanalyse werden eine ganze Reihe von verschiedenen gleitenden Durchschnitten verwendet. Einer der bekanntesten ist der einfache gleitende Durchschnitt. Der einfache gleitende Durchschnitt wird berechnet, indem die Kurse einer bestimmten Anzahl von Tagen zusammengerechnet werden und dann die so errechnete Summe durch die Anzahl der betrachteten Tage geteilt wird.

Beispielsweise werden zur Berechnung des 10 Tage Durchschnitts zuerst die Schlusskurse der letzten 10 Tage aufsummiert. Danach wird das Ergebnis dieser Berechnung durch die Anzahl der Tage (10) geteilt.

Für jeden neuen Tag wird ein neuer Durchschnitt errechnet. Werden die Werte der aufeinanderfolgenden Durchschnitte in einen Chart eingetragen, entsteht eine Punktelinie. Werden die einzelnen Punkte im Anschluss verbunden, so erhält man die Linie des gleitenden Durchschnitts, die zur Chartanalyse genutzt werden kann.

Der einfache gleitende Durchschnitt wird im Englischen als Simple Moving Average bezeichnet. Sowohl im Englischen als auch im Deutschen wird daher die Abkürzung SMA für den einfachen gleitenden Durchschnitt verwendet. Häufig findet sich hinter der Abkürzung eine Zahl, die anzeigt, wie viele Schlusskurse zur Berechnung verwendet wurden. Ein SMA 10 wurde also beispielsweise aus den jeweils letzten 10 Schlusskursen berechnet.

In einigen Fällen wird die Linie des einfachen gleitenden Durchschnitts auch mit GD abgekürzt. GD steht hierbei für gleitender Durchschnitt. Zwar werden in der technischen Analyse auch andere gleitende Durchschnitte eingesetzt, allerdings wird die Abkürzung GD fast ausschließlich für den einfachen gleitenden Durchschnitt verwendet.

Formel für den einfachen gleitenden Durchschnitt (SMA)


Der einfache Durchschnitt ist auch als arithmetischer Mittelwert bekannt. Zur Berechnung wird zuerst eine vorher festgelegte Anzahl von Kursen zusammengerechnet und dann durch die Anzahl der Kurse geteilt.

Formel

Formel für SMA

mit

SMAn = einfacher gleitender Durchschnitt für die Periodenlänge n

n = Anzahl Tage in der betrachteten Periode

C = Kurs an einem bestimmten Tag

Für die Berechnung des einfachen gleitenden Durchschnitts werden in den meisten Fällen die Schlusskurse der einzelnen Tage betrachtet.

Berechnung des einfachen gleitenden Durchschnitts anhand eines Beispiels


Im Folgenden sehen wir uns die Berechnung des einfachen gleitenden Durchschnitts anhand eines Beispiels an. In unserem Beispiel soll für die letzte Kerze in dem unten abgebildeten Chart ein einfacher gleitender Durchschnitt mit der Periodenlänge 5 berechnet werden. Für die Berechnung des einfachen gleitenden Durchschnitts werden dazu einfach die unten stehenden Werte in die Formel von oben eingetragen.

Beispiel Berechnen einfacher gleitender Durchschnitt

In den gelben Kästchen auf der linken Seite des Charts sind die Schlusskurse der einzelnen Kerzen eingetragen. Für die Berechnung des Durchschnitts werden nun zuerst die Schlusskurse der letzten 5 Tage summiert.

104 + 103,5 + 102 + 101 + 100 = 510,5

Die Anzahl der Tage ist 5

Um den Wert des einfachen gleitenden Durchschnitt zu erhalten, wird nun die Summe der Schlusskurse durch die Anzahl der Tage geteilt.

510,5 / 5 = 102,1

Der einfache Durchschnitt der letzten Kerze beträgt also 102,1

Der Wert des gleitenden Durchschnitts kann nun als Punkt in den Kurschart eingezeichnet werden.

Ein neuer Tag kommt hinzu

Nehmen wir nun an, am folgenden Tag schließt der Kurs bei 100,50€. Um den einfachen gleitenden Durchschnitt für den neuen Tag zu berechnen, werden wieder die Schlusskurse der letzten 5 Tage zusammengerechnet.

103,5 + 102 + 101 + 100 + 100,5 = 507

Der letzte Tag aus der vorherigen Berechnung fällt also aus der neuen Berechnung heraus, während gleichzeitig der neue Schlusskurs hinzu kommt. Der Berechnungsrahmen gleitet dadurch nach vorne. (Aus diesem Grund spricht man von einem gleitenden Durchschnitt).

Nun kann der neue einfache gleitende Durchschnitt berechnet werden, indem das Ergebnis von oben durch 5 geteilt wird.

507 / 5 = 101,4

Dieser Wert wird nun auf Höhe des neuen Tages als Punkt in den Chart eingezeichnet. Wenn genug Durchschnitte berechnet und eingezeichnet wurden, können die Punkte verbunden werden und wir erhalten die Linie des einfachen gleitenden Durchschnitts.

Kritik am einfachen gleitenden Durchschnitt


Wie schon erwähnt, war der einfache gleitende Durchschnitt der erste gleitende Durchschnitt, der in der technischen Analyse eingesetzt wurde. Viele der später entwickelten Durchschnitte sind mit dem Ziel entwickelt worden, vermeintliche oder tatsächliche Defizite des einfachen gleitenden Durchschnitts auszugleichen.

Alle Tage werden gleich gewichtet

Der Hauptkritikpunkt ist, dass der einfache gleitende Durchschnitt alle Tage des betrachteten Zeitraums gleich stark gewichtet. Im Gegensatz dazu gewichten komplexere gleitende Durchschnitte wie beispielsweise der gewichtete gleitende Durchschnitt oder der exponentielle gleitende Durchschnitt die späteren Tage stärker als die ersten Tage. Dadurch verlaufen die Linien dieser Indikatoren näher am Kurs als beim einfachen Durchschnitt.

Kurssprünge bei kurzfristigen Durchschnitten

Ein weiteres Problem des einfachen gleitenden Durchschnitts ist, dass es bei sehr kurzfristigen Durchschnitten zu plötzlichen Sprüngen kommen kann, ohne dass es im Kurs selbst zu einem starken Anstieg oder Einbruch gekommen ist.

Betrachten wir dazu noch einmal die Berechnung des zweiten Tages. Bei der Berechnung fällt der sechste Kurs aus der Berechnung heraus und der Kurs des neuen Tages kommt neu hinzu. Ob der neue Durchschnittswert höher oder tiefer ist als sein Vorgänger, hängt also ausschließlich von diesen beiden Kursen ab. Ist der Kurs, der die Berechnung verlässt, größer als der neue Kurs, fällt der Durchschnitt. Ist hingegen der neue Kurs größer, steigt der Durchschnitt.

In unserem Beispiel fällt der Wert des gleitenden Durchschnitts relativ stark. Dies ist aber nicht darauf zurückzuführen, dass der neue Kurs im Vergleich zu seinem Vorkurs stark gefallen ist (er ist sogar leicht gestiegen), sondern weil mit den 104€ ein deutlich höherer Kurs die Berechnung verlassen hat. Nehmen wir nun an, der Kurs des letzten Tages hätte nicht bei 104€ sondern bei 110€ gelegen. In diesem Fall wäre der Durchschnitt noch deutlich stärker gefallen, obwohl sich der Kurs am neuen Tag fast gar nicht bewegt hat.

Diese Kurssprünge können allerdings nur bei relativ kurzfristigen Durchschnitten, die aus relativ wenigen Schlusskursen berechnet werden, auftauchen. Bei langfristigen Durchschnitten, wie beispielsweise beim 200 Tage Durchschnitt, hat dieser Effekt fast keinen Einfluss mehr auf den Verlauf der Durchschnittslinie.


Trotz der Kritik kann gesagt werden, dass der einfache gleitende Durchschnitt, gerade wegen seiner Einfachheit, immer noch einer der meistgenutzten technischen Indikatoren ist und sich bei vielen Tradern großer Beliebtheit erfreut.

Einsatz des einfachen gleitenden Durchschnitts im Trading


Der einfache gleitende Durchschnitt wird relativ häufig in der technischen Analyse eingesetzt. Dabei gibt es verschiedene Einsatzmöglichkeiten:

  • Mit Hilfe der Linie des Durchschnitts kann die Trendrichtung des Kurses bestimmt werden.
  • Ein Kreuzen der Durchschnittslinie mit dem Kurs oder das Kreuzen von zwei Durchschnitten kann zum Erzeugen von Trading Signalen genutzt werden.

Daneben ist der einfache gleitende Durchschnitt auch Bestandteil von anderen technischen Indikatoren, wie beispielsweise den Bollinger Bändern, bei denen das mittlere Band ein einfacher gleitender Durchschnitt ist.

Indikator zur Bestimmung des Trends

Zur Ermittlung des Trends reicht manchmal ein einfacher Blick auf den Chart. Bewegt sich die Linie des gleitenden Durchschnitts über einen längeren Zeitraum hinweg nach oben, befindet sich der Kurs in einem Aufwärtstrend. Fällt der gleitende Durchschnitt hingegen, liegt ein Abwärtstrend vor. Schwankt der gleitende Durchschnitt auf und ab oder bewegt sich seitwärts, befindet sich der Kurs in einer Seitwärtsbewegung.

Daneben kann auch geprüft werden, auf welcher Seite der Durchschnittslinie sich der Kurs befindet. Verläuft der Kurs oberhalb der Linie des gleitenden Durchschnitts, befindet er sich in einem Aufwärtstrend. Befindet sich der Kurs hingegen unterhalb der Linie, liegt ein Abwärtstrend vor.

Abhängig davon, welcher Durchschnitt verwendet wird, kann der langfristige, mittelfristige oder kurzfristige Trend angezeigt werden. Die 200 Tage Linie wird beispielsweise sehr häufig verwendet, um den langfristigen Trend anzuzeigen. Die 50 Tage Linie zeigt mehr den mittelfristigen Trend an, während beispielsweise die 10 Tage Linie den kurzfristigen Trends anzeigt.

Erzeugen von Handelssignalen

Der einfache gleitende Durchschnitt wird auch genutzt, um Signale zum Eröffnen und Schließen von Positionen zu erzeugen. Hierzu gibt es mehrere Möglichkeiten.

Eine neue Position kann eröffnet werden, wenn der Kurs die Durchschnittslinie kreuzt.

Bei dieser Variante wird ein Wertpapier gekauft, sobald der Kurs über die Linie des Durchschnitts steigt. Fällt der Kurs zu einem späteren Zeitpunkt wieder unter die Linie, wird die Position wieder verkauft. Auch hier wird häufig die 200 Tage Linie verwendet. Steigt beispielsweise der Kurs einer Aktie über die 200 Tage Linie, wird die Aktie gekauft. Fällt die Aktie später wieder unter die 200 Tage Linie, wird die Aktie wieder verkauft. In unserem Artikel 200 Tage Linie kreuzt Kurs erfahren Sie, wie sich diese Trading Strategie im DAX entwickelt hätte.

Eine Position wird eröffnet, wenn sich zwei verschiedene Durchschnittslinien kreuzen

Bei der sogenannten Double Moving Average Crossover Strategie werden zwei gleitende Durchschnitte verwendet. Sehr häufig werden beispielsweise ein 200 Tage Durchschnitt und ein 50 Tage Durchschnitt verwendet. Schneidet der Durchschnitt, der aus weniger Schlusskursen berechnet wurde, den anderen Durchschnitt von unten nach oben, entsteht ein Kaufsignal. Fällt er unter den längerfristigen Durchschnitt, entsteht ein Verkaufssignal.

Strategie mit drei gleitenden Durchschnitten

Die Triple Moving Average Crossover Strategie nutzt drei gleitende Durchschnitte. Hier müssen die drei Durchschnitte in der richtigen Reihenfolge übereinander angeordnet sein. Liegt der kurzfristige Durchschnitt über dem mittelfristigen Durchschnitt und dieser wiederum über dem langfristigen Durchschnitt, liegt ein Kaufsignal vor. Befinden sich die drei Durchschnitte in der umgekehrten Reihenfolge, wird ein Verkaufssignal erzeugt.

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