Parabolic SAR Berechnung

Beim Parabolic SAR werden Punkte oberhalb oder unterhalb des Kurses eingezeichnet. Zur Berechnung eines neuen Punktes werden der Wert des vorherigen Punktes, der höchste oder tiefste Wert des aktuellen Trends sowie der Beschleunigungsfaktor benötigt.


Dieser Artikel befasst sich primär mit der Berechnung der Punkte des Parabolic SAR. Nach einer kurzen Einführung wird die Formel des Parabolic SAR vorgestellt und dann die Berechnung des Parabolic SAR mit Hilfe eines Beispiels erklärt.

Den Hauptartikel zum Parabolic SAR und seinem Einsatz als Handelssystem finden Sie im Artikel Parabolic SAR.

Inhalt


Kurze Einführung | Was ist der Parabolic SAR ?

Wie werden die Punkte berechnet?

Beispiel für die Berechnung der Punkte

Wie beeinflusst der Beschleunigungsfaktor die Performance des Parabolic SAR?


Kurze Einführung | Was ist der Parabolic SAR ?


Chart mit Parabolic SAR

Der Parabolic SAR Indikator nutzt Punkte oberhalb und unterhalb des Kurses, um den Trend des Kurses anzuzeigen und um Einstiegs- und Ausstiegssignale zu generieren.

Rote Punkte oberhalb des Kurses zeigen einen Abwärtstrend an. Grüne Punkte unterhalb des Kurses zeigen einen Aufwärtstrend an.

Aufgrund der Berechnungsvorschriften für die Punkte hat ein neuer roter Punkt immer einen kleineren Wert als der vorherige Punkt. Ein grüner Punkt hat hingegen immer einen größeren Wert als der vorherige Punkt. Eine Linie von aufeinanderfolgenden roten Punkten fällt also kontinuierlich, während eine Linie von grünen Punkten immer weiter ansteigt.

Ein Trendwechsel erfolgt, wenn der Kurs die Punktelinie durchbricht. Steigt der Kurs über den Wert des letzten roten Punktes, so ist der Abwärtstrend beendet. Der Beginn des neuen Aufwärtstrends wird durch einen grünen Punkt unterhalb des Kurses markiert. Auf die gleiche Weise wird ein Aufwärtstrend beendet, wenn der Kurs unter den letzten grünen Punkt fällt.

Viele Trader nutzen einen Trendwechsel zum Einstieg in eine neue Position. Eine Kaufposition wird also eröffnet, wenn die rote Punktelinie durchbrochen wird. Eine Verkaufsposition wird eröffnet, wenn der Kurs unter die grüne Linie fällt.

Einfluss der Punktelinie auf die Anzahl der Trades

Je steiler die Punktelinie ist, desto häufiger durchbricht der Kurs die Punktelinie und desto häufiger wird ein Trendwechsel signalisiert.

Die Steigung der Punktelinie ist zum einen abhängig vom Verlauf des Kurses, zum anderen kann sie vom Trader durch die Einstellung des sogenannten Akzelerationsfaktors beeinflusst werden.

Wie werden die Punkte berechnet?


Die Berechnung der Position der einzelnen Punkte wird natürlich in der Regel von Ihrer Chartsoftware durchgeführt werden. Dennoch ist es sinnvoll zu wissen, wie die Werte für einzelnen Punkte berechnet werden.

Jeder Punkt wird aus den Werten des Vortags errechnet. Zur Berechnung des Punktes unter der heutigen Kerze werden also die gestrigen Werte betrachtet.

Unten sehen Sie die Formel zur Berechnung:

Formel für die Berechnung des Parabolic SAR

Der neue Punkt berechnet sich also aus den Werten des vorherigen Kurses, des Extremkurses und des Akzelerationsfaktors.

Was ist der Extremkurs?

Der Extremkurs ist der höchste oder tiefste Punkt des bestehenden Trends. War der letzte Punkt ein grüner Punkt, so liegt ein Aufwärtstrend vor, und der Extremkurs ist der höchste Wert des Trends. Bei einem Abwärtstrend hingegen ist der Extremkurs der tiefste Wert des Trends.

Die Berechnung des Akzelerationsfaktors

Wenn Sie den Parabolic SAR mit einer Chartsoftware berechnen lassen, können Sie in der Regel drei Parameter einstellen:

  • den anfänglichen Beschleunigungsfaktor ( minimale Beschleunigung)
  • den additiven Beschleunigungsfaktor (Beschleunigungsfaktor)
  • Limit des Beschleunigungsfaktors (maximale Beschleunigung)

Dies sind die drei Werte, die zur Berechnung des Akzelerationsfaktors (AF) benötigt werden.

Welles Wilder, der Erfinder des Parabolic SAR, hatte für diese Faktoren die Einstellung 0,02 (anfänglicher Beschleunigungsfaktor), 0,02 (additiver Beschleunigungsfaktor) und 0,2 (Limit des Beschleunigungsfaktors) gewählt. Dies ist auch bei den meisten Chartprogrammen als Standardeinstellung festgelegt, weswegen auch wir diese Einstellung für unser Beispiel wählen werden.

Der anfängliche Beschleunigungsfaktor ist der erste Wert, der als Akzelerationsfaktor (AF) in die Formel eingesetzt wird. In unserem Beispiel wäre der erste AF also 0,02.

Der additive Beschleunigungsfaktor wird auf den vorherigen AF aufgeschlagen, wenn der Kurs ein neues Hoch (in einem Aufwärtstrend) oder ein neues Tief (in einem Abwärtstrend) ausgebildet hat. In unserem Beispiel würde man in diesem Fall zum alten AF 0,02 den additiven Beschleunigungsfaktor von 0,02 hinzurechnen, was einen neuen AF von 0,04 bedeutet.

Bei jedem neuen Punkt kann der AF um einen additiven Beschleunigungsfaktor erhöht werden, bis die maximale Beschleunigung, das Limit des Beschleunigungsfaktors, erreicht ist.

Die Punktelinie wird in einem Aufwärtstrend also immer steigen, während sie in einem Abwärtstrend immer fallen wird. Durch den additiven Beschleunigungsfaktor nimmt die Steigung stetig zu, sodass die Linie ein parabolisches Aussehen erhält.

Beispiel für die Berechnung der Punkte


Bei Punkt 1 wurde der vorherige Abwärtstrend durch eine lange grüne Kerze durchbrochen, sodass nun der erste Punkt für den neuen Aufwärtstrend gesetzt werden muss.

Punkt 1

Abweichend von allen anderen Punkten kann der erste Punkt nicht mit Hilfe der Formel berechnet werden. Statt dessen wird der erste Punkt auf den tiefsten Punkt des vorherigen Abwärtstrends gesetzt.

In unserem Beispiel ist der tiefste Punkt des vorherigen Trends der Docht der drittletzten Kerze (a). Das Tief dieser Kerze lag bei 98€. Daraus resultierend wird auch der erste grüne Punkt bei 98€ eingezeichnet.

Punkt 1 = 98

Parabolic SAR erster Punkt

Punkt 2

Für die Berechnung des zweiten Punktes können wir nun die Werte in die Formel einsetzten.

SARn ist der Wert des vorherigen Punktes also 98.

EP ist der höchste Wert des bestehenden Aufwärtstrends. (Würden wir Punkte in einem Abwärtstrend berechnen, wäre es der niedrigste Wert des bestehenden Abwärtstrends.) Zur Zeit hat der neue Aufwärtstrend nur eine Kerze, also ist der neue Höchstwert das Hoch der Kerze (=100).

AF Der erste Akzelerationsfaktor entspricht immer dem Wert des anfänglichen Beschleunigungsfaktors (0,02).

Punkt 2 = 98 + 0,02 (100-98) = 98,04

Parabolic SAR zweiter Punkt

Punkt 3

Wir gehen analog zu Punkt 2 vor.

Wie Sie sehen ist das Hoch der neuen Kerze nicht höher als das Hoch der Vorkerze. Wir haben also kein neues Hoch und daher bleibt auch der Wert des EP gleich.

Da sich der AF nur verändert, wenn sich der EP ändert behalten wir auch den alten AF bei. 

Punkt 3 = 98,04 + 0,02 (100- 98,04) = 98,0792

Parabolic SAR dritter Punkt

Punkt 4

Nun haben wir ein neues Hoch.

Die neue Kerze hatte einen Höchstkurs von 102, weswegen auch der EP auf diesen Wert angehoben wird.

Gleichzeitig wird auch auf den vorherigen AF ein additiver Beschleunigungsfaktor aufgeschlagen, sodass der neue AF nun 0,04 beträgt.

Punkt 4 = 98,0792 + 0,04 (102 – 98,0792) = 98,236

Parabolic SAR vierter Punkt

Wie beeinflusst der Beschleunigungsfaktor die Performance des Parabolic SAR?


Wenn wir in die Formel zur Berechnung der Punkte statt einem anfänglichen Beschleunigungsfaktor von 0,02 einen Faktor von 0,04 einsetzen würden, so würde das Ergebnis der Formel größer ausfallen und wir hätten eine höheren Wert für unseren neuen Punkt.

Beispiel Punkt 2

Punkt 2 = 98 + 0,02 (100-98) = 98,04

Punkt 2 = 98 + 0,04 (100-98) = 98,08

Ebenso würde ein größerer additiver Beschleunigungsfaktor zu einem höheren Wert des zu berechnenden Punktes führen. 
Ein höherer Punktwert bedeutet, dass die Punkte schneller steigen. Dies führt zu einer steileren Punktelinie, was wiederum dazu führt, dass die Punktelinie schneller und öfter die Kurslinie schneidet. Dadurch werden Handelssignale schneller ausgelöst. Gleichzeitig werden bestehende Positionen schneller wieder geschlossen.

Große Beschleunigungsfaktoren führen also zu mehr Handelssignalen und einer kürzeren Haltedauer.

Kleine Beschleunigungsfaktoren führen zu weniger Handelssignalen und längeren Haltezeiten.

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