Long Call und Short Call bei Optionen und Optionsscheinen

Bei einem Long Call kauft ein Anleger einen Call Optionsschein oder eine Call Option und spekuliert auf steigende Kurse. Bei einem Short Call verkauft ein Stillhalter einen Call Optionsschein oder eine Call Option an einen Anleger und erhält dafür eine Prämie.

Inhalt


Was bedeutet Call bei Optionen und Optionsscheinen?

Was ist ein Long Call ?

Was ist ein Short Call ?

Unterschiedliche Risiken bei Long Call und Short Call


Was bedeutet Call bei Optionen und Optionsscheinen?


Ein Call Optionsschein oder eine Call Option ist ein Vertrag zwischen zwei Parteien. Der Stillhalter des Calls verpflichtet sich, dem Käufer oder Besitzer des Calls einen Basiswert zu einem festgelegten Basispreis zu verkaufen, falls der Besitzer des Calls den Verkauf von ihm verlangt. Der Käufer hingegen hat das Recht, aber nicht die Pflicht, den Basiswert vom Stillhalter zum Basispreis zu kaufen.

Jeder Optionsschein und jede Option hat eine festgelegte Laufzeit. Bei einem Call europäischen Typs kann der Basiswert nur zum Ende der Laufzeit erworben werden. Beim amerikanischen Typ kann der Basiswert auch an jedem anderen Tag vor dem Verfallstag erworben werden.

Was ist ein Long Call ?


Der Halter einer Long Position besitzt ein Wertpapier oder Finanzinstrument und hofft, dass es im Wert steigt. Bei einem Long Call kauft der Anleger also einen Call Optionsschein oder eine Call Option und hofft, dass der Kurs das Basiswertes und damit der Kurs des Calls steigt.

Ein Anleger in einer Long Call Position macht einen Gewinn,

  • wenn er den Call zu einem höheren Kurs verkaufen kann, als er ihn gekauft hat oder
  • wenn der Kurs des Basiswertes am Ende der Laufzeit über dem Basispreis notiert und die Differenz aus dem Basispreis und Kurs des Basiswertes größer ist als der ursprünglich gezahlte Kaufpreis.

Beispiel für Long Call


Betrachten wir als Beispiel eine Call Option auf die Aktie A mit einem Verfallstag am 21. Februar und einem Basispreis von 100€. Die Aktie A ist in diesem Fall der Basiswert. Bei einer Option vom europäischen Typ kann der Anleger vom Stillhalter am 21. Februar verlangen, dass er ihm die Aktie für 100€ verkauft. Dabei spielt es keine Rolle, zu welchem Kurs der Basiswert zu diesem Zeitpunkt an der Börse notiert. Der Anleger hat für seine Call Option einen Kaufpreis von 5€ gezahlt.

Nehmen wir zuerst an, dass der Anleger bis zum Ende der Laufzeit wartet. Am Laufzeitende können drei Szenarien eintreten.

  • der Kurs des Basiswertes notiert unter dem Basispreis
  • der Kurs des Basiswertes kann deutlich über den Basispreis gestiegen sein
  • zwar ist der Kurs über den Basispreis gestiegen, aber die Differenz zwischen Kurs und Basispreis ist geringer als der gezahlte Kaufpreis.

Erstes Szenario | Der Kurs notiert bei 90€

Wenn der Kurs unter dem Basispreis von 100€ notiert, verfällt die Option wertlos. Der Anleger hat einen Verlust in Höhe des gezahlten Kaufpreises erlitten.


Zweites Szenario | Der Kurs notiert bei 125€

In diesem Fall notiert der Kurs über dem Basispreis. Der Anleger kann die Aktie zum Basispreis von 100€ kaufen. Danach könnte er die Aktie zu einem Preis von 125€ weiterverkaufen und einen Gewinn von 25€ erzielen. Von diesem Gewinn muss er allerdings den anfänglich bezahlten Kaufpreis abziehen, sodass ihn 20€ Gewinn bleiben.


Drittes Szenario | Der Kurs notiert bei 102€

Auch in diesem Fall lohnt es sich für den Anleger die Aktie über die Option zu kaufen. Wenn er die Aktie direkt an der Börse weiterverkauft erhält er einen Gewinn von 2€. Von diesem Gewinn muss er aber noch den anfänglich gezahlten Kaufpreis in Höhe von 5€ abziehen. Am Ende macht er mit seinem Long Call einen kleinen Verlust von -3€.


Der Gewinn eines Anlegers mit einer Long Call Position ist also umso höher, je höher der Kurs des Basiswertes notiert.

Welche Faktoren beeinflussen den Kurs eines Calls ?


In vielen Fällen wollen die Käufer eines Optionsscheins oder einer Option natürlich überhaupt nicht die Aktie kaufen. Vielmehr spekulieren sie ausschließlich auf die Kurssteigerung des Calls. In diesem Fall muss die Long Call Position vor dem Verfallstag geschlossen und der Call verkauft werden. In diesem Fall macht der Anleger dann einen Gewinn, wenn der Verkaufskurs über dem früheren Ankaufskurs liegt.

Generell ist der Kurs eines Optionsscheins oder einer Option von mehreren Faktoren abhängig. Der Kurs ist dabei umso höher:

  • Je höher der Kurs des Basiswertes notiert
  • Je länger die verbleibende Restlaufzeit des Optionsscheins ist
  • Je höher die Volatilität des Basiswertes ist

Was ist ein Short Call ?


Während der Besitzer der Long Call Position das Recht hat, den Basiswert zu erwerben, hat der Stillhalter in der Short Call Position die Pflicht, ihm den Basiswert zum Basispreis zu verkaufen.

Das Optionsgeschäft beginnt, wenn der Stillhalter einem Anleger einen Optionsschein oder eine Option verkauft. Der Preis, den der Anleger an den Stillhalter bezahlt, wird als Prämie bezeichnet. Wenn der Anleger in der Zukunft seinen Call an einen anderen Anleger verkauft, bleibt der Stillhalter weiterhin in seiner Stillhalterposition und ist verpflichtet dem augenblicklichen Besitzer des Calls die Aktie auszuhändigen.

Die Einnahmen des Stillhalters aus dem Optionsgeschäft sind ausschließlich die Prämien, die er vom ersten Käufer der Option erhält. Wenn der Kurs des Basiswertes unter den Basispreis fällt, muss er dem Halter des Long Call keine Aktien liefern und er macht einen Gewinn in Höhe der Prämie. Steigt der Kurs des Basiswertes hingegen über den Basispreis, so wird der Anleger den Verkauf des Basiswertes verlangen. In diesem Fall können dem Stillhalter Verluste entstehen, die weit über die Höhe der erhaltenen Prämie hinausgehen.

Beim Short Call unterscheidet man zwischen zwei Varianten.

Beim gedeckten Short Call ist der Stillhalter in Besitz des Basiswertes, den er ggf. aushändigen muss. Wenn der Kurs des Basiswertes steigt, muss er den Basiswert zu einem Kurs unterhalb des aktuellen Kurses abgeben. Ihm entgehen also Kursgewinne, die er ohne die Option erzielt hätte. Das mögliche Verlustrisiko ist bei dieser Variante aber begrenzt.

Beim Naked Call oder ungedeckten Short Call besitzt der Stillhalter den Basiswert hingegen nicht. Er muss den Basiswert also selbst erst kaufen, wenn der Halter des Long Call die Auslieferung verlangt. Steigen die Kurse des Basiswertes also stark an, so können dem Stillhalter deutliche Verluste entstehen.

Während der Anleger mit der Long Call Position auf steigende Kurse hofft, erwarten die Halter der Short Call Position fallende oder stagnierende Kurse.

Bei Optionsscheinen ist der Emittent des Optionsscheines meistens eine Bank oder ein anderes Finanzinstitut. Andere Anleger können Optionsscheine nur kaufen. Sie können aber nicht die Stillhalterfunktion übernehmen.

Optionen sind standardisierte Kontrakte, die an den Terminbörsen gehandelt werden. Hier können auch private Anleger die Stillhalterposition einnehmen.

Unterschiedliche Risiken bei Long Call und Short Call


Beim Long Call ist das Risiko des Anlegers auf den Kaufpreis des Optionsscheins begrenzt. Die potentiellen Gewinnmöglichkeiten hingegen sind unbegrenzt. Wenn der Kurs unter den Basiswert fällt, verliert der Anleger lediglich seinen Einsatz in Höhe des anfangs gezahlten Kaufpreises. Steigt der Kurs hingegen, so kann er an diesem Kursanstieg unbegrenzt partizipieren.

Beim Short Call hingegen ist das Risiko unbegrenzt, während der potentielle Gewinn auf die Prämie begrenzt ist. Der Stillhalter kann nie mehr als die Prämie gewinnen. Seine möglichen Verluste bei steigenden Kurses hingegen sind, zumindest beim ungedeckten Short Call, unbegrenzt.

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