Was ist ein gleitender Durchschnitt?

Gleitende Durchschnitte werden häufig in der technischen Analyse von Börsenkursen eingesetzt. In einem Tageschart einer Aktie wird dabei für jeden Tag der Durchschnitt aus den Kursen der vorherigen Tage gebildet. Die Durchschnitte der aufeinanderfolgenden Tage werden dann in einen Chart eingetragen und durch eine Linie verbunden.

Inhalt


Was ist ein Durchschnitt?

Was ist ein gleitender Durchschnitt?

Was ist die Durchschnittslinie?

Unterschiedliche Berechnungsmethoden für gleitende Durchschnitte


Was ist ein Durchschnitt?


Zur Berechnung eines Durchschnitts wird aus einer Anzahl von Zahlen ein Durchschnittswert gebildet.

Die bekannteste Methode um einen Durchschnitt zu berechnen ist das arithmetische Mittel. Um das arithmetische Mittel aus mehreren Werten zu bilden, werden die einzelnen Werte zuerst zusammengerechnet und dann durch die Anzahl der Werte geteilt.

Soll zum Beispiel das durchschnittliche Einkommen aller Deutschen berechnet werden, so werden zuerst die Einkommen aller Deutschen zusammengerechnet. Danach wird diese Summe durch die Anzahl der deutschen Staatsbürger geteilt.

Was ist ein gleitender Durchschnitt?


Wenn ein gleitender Durchschnitt berechnet wird, werden zur Berechnung des Durchschnitts nicht alle zu Verfügung stehenden Werte genutzt, sondern nur eine vorher festgelegte Anzahl an Werten.

In der technischen Analyse wird der Durchschnitt meistens für die Kurse eines bestimmten Wertes berechnet. Der Tageschart zeigt dabei in der Regel den Schlusskurs einer Aktie für die verschiedenen Tage an. Soll nun der einfache gleitende Durchschnitt der letzten 100 Tage berechnet werden, so werden hierfür zuerst die Schlusskurse der letzten 100 Tage zusammengerechnet und dann durch die Zahl 100, die Anzahl der Tage, geteilt.

Wird hingegen der Durchschnitt der letzten 10 Tage berechnet, so werden lediglich die letzten 10 Tage zusammengerechnet und dann durch die Zahl 10 geteilt.

Unten sehen Sie einen Candlestick– Tageschart abgebildet. Jede der einzelnen Kerzen steht also für einen Handelstag.

gleitender Durchschnitt erster Punkt

Der blaue Punkt unterhalb der letzten Kerze zeigt den Durchschnittskurs der letzten 10 Tage an. Zur Berechnung dieses Durchschnitts wurden der Schlusskurs des aktuellen Tages und die Schlusskurse der vorherigen 9 Tage verwendet (blauer Kasten).

Der Durchschnitt wird aus allen Kursen, die sich innerhalb des blauen Kasten befinden, berechnet. Alle Kurse außerhalb des Kastens werden nicht berücksichtigt.

gleitender Durchschnitt zweiter Punkt

Soll nun anstatt des 10 Tage Durchschnitts des aktuellen Tages der 10 Tage Durchschnitt des vorherigen Tages berechnet werden, so wird der Kasten um einen Tag nach hinten verschoben.

Zur Berechnung des Durchschnitts werden diesmal der Schlusskurs des vorherigen Tages und den Schlusskurse seiner direkten neun Vorgänger benötigt.

Der Kurs des aktuellen Tages fällt aus der Berechnung heraus, während der elfte Tag neu in die Berechnung aufgenommen wird.

Der Berechnungsrahmen gleitet also nach hinten.

Würde der Durchschnitt für den drittletzten Tag berechnet werden, würde der Kasten um einen weiteren Tag nach hinten gleiten.

Was ist die Durchschnittslinie?


Wie sie bereits in den vorherigen Charts gesehen haben, werden die Durchschnitte für die einzelnen Tage als Punkte im Chart eingetragen.

Werden die Durchschnitte für mehrere aufeinanderfolgenden Tage eingetragen, so entsteht eine Punktelinie.

Wenn diese Punkte nun durch eine Linie miteinander verbunden werden, so entsteht die Durchschnittslinie, die Ihnen wahrscheinlich schon in vielen Börsencharts begegnet ist.

Im Gegensatz zum Verlauf des zugrundeliegenden Kurses, der häufig stark auf und ab schwankt, zeigt der Verlauf der Durchschnittslinie einen deutlich glatteren Verlauf. Die Durchschnittslinie filtert also kurzfristige Schwankungen heraus, und erlaubt es dem Trader daher schneller den übergeordneten Trend zu erkennen.

Daneben werden Durchschnittslinien auch genutzt, um Einstiegs- und Ausstiegssignale zu generieren. Zum Beispiel nutzt die Double Crossover Methode zwei verschiedene gleitende Durchschnitte. Wenn sich die Linien der beiden Durchschnitte kreuzen, wird ein Kauf- oder Verkaufssignal ausgelöst.

Kurzfristige und langfristige Durchschnitte


Wie bereits oben erwähnt, wird ein gleitender Durchschnitt immer für eine gewisse Anzahl von Tagen berechnet. Diese Anzahl muss vom Trader selbst festgelegt werden. Wenn eine relativ kleine Anzahl von Tagen gewählt wurde, hat eine Kursänderung am letzten Tag einen relativ großen Einfluss auf den berechneten Durchschnitt. Im Gegensatz dazu reagiert ein Durchschnitt, der aus relativ vielen Tagen berechnet wurde, deutlich weniger auf eine Kursänderung am letzten Tag.

Kurzfristige Durchschnitte, die aus wenigen Tagen berechnet werden

  • reagieren deutlich schneller auf Kursänderungen als längerfristigere Durchschnitte.
  • schwanken deutlich stärker als langfristige Durchschnitte
  • verlaufen meistens deutlich enger am Kurs als langfristige Durchschnitte.

Daher werden kurzfristige gleitende Durchschnitte, wie etwa der 10 Tage Durchschnitt, genutzt, um den kurzfristigen Trend anzuzeigen. Langfristige gleitende Durchschnitte, wie der 100 Tage Durchschnitt, zeigen hingegen den langfristigen Trend an.

Exkurs: Bezeichnung der Durchschnitte im Chart


Wenn Sie einen Chart mit einem gleitenden Durchschnitt betrachten, ist die Periodenlänge des Durchschnitts zumeist irgendwo im Chart angegeben. Häufig wird hierbei die Abkürzung GD (gleitender Durchschnitt), gefolgt von der Anzahl der Tage, verwendet. Die Abkürzung GD 100 zeigt also, dass ein 100 Tage Durchschnitt verwendet wurde.

Manchmal wird auch die Berechnungsmethode des Durchschnitts mit angegeben. Der oben verwendete einfache gleitende Durchschnitt wird im Englischen als als Simple Moving Average (SMA) bezeichnet. Ein einfacher gleitender Durchschnitt der letzten 100 Tage wird daher mit SMA 100 abgekürzt. Ein weiterer oft verwendeter Durchschnitt ist der exponentiell gleitende Durchschnitt, der mit EMA abgekürzt wird.


Gleitende Durchschnitte in Wochen-, Stunden- und Minutencharts.


In unserem Beispiel oben wurde immer von einem Tageschart ausgegangen. Natürlich kann der gleitende Durchschnitt auch für Charts mit einer anderen Skalierung berechnet werden. In einem Stundenchart wird so zum Beispiel der 10 Stunden Durchschnitt aus den letzten 10 Stunden berechnet. Im Wochenchart berechnet sich der 10er Durchschnitt entsprechend aus den letzten 10 Wochen.

Unterschiedliche Berechnungsmöglichkeiten für gleitende Durchschnitte.


Neben dem arithmetischen Mittel werden in der technischen Analyse eine Vielzahl von andere Durchschnitte verwendet. Das arithmetische Mittel selbst wird als einfacher gleitender Durchschnitt oder Simple Moving Average (SMA) bezeichnet.

Weitere häufig verwendete gleitende Durchschnitte sind der gewichtete gleitende Durchschnitt, bei dem die Preise der einzelnen Tage unterschiedlich gewichtet sind, und der exponentiell gleitende Durchschnitt, der für seine Berechnung den Durchschnitt des Vortages benötigt. Insgesamt gibt es mehrere Dutzend verschiedene gleitende Durchschnitte, die in der technischen Analyse verwendet werden.

Eine Übersicht über die am häufigsten verwendeten gleitenden Durchschnitte finden Sie hier.

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Double Moving Average Crossover

Die Double Moving Average Crossover Methode nutzt zwei gleitende Durchschnitte mit unterschiedlichen Periodenlängen. Wenn sich die Linien der beiden Durchschnitte kreuzen, wird ein Handelssignal ausgelöst.

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Triple Moving Average Crossover

Die Triple Moving Average Methode nutzt ebenfalls zwei gleitende Durchschnitte zur Signalerzeugung. Zusätzlich zu den beiden kreuzenden Durchschnitten wird nun ein dritter gleitender Durchschnitt als Filter hinzugezogen, der nur die erfolgsversprechenden Signale herauszufiltern soll.

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