Der Envelopes Indikator ist ein technischer Indikator, der aus drei übereinanderliegenden Linien besteht, die direkt in den Kurschart eingezeichnet werden. Die mittlere der drei Envelope Linien ist ein gleitender Durchschnitt. Die beiden äußeren Linien werden berechnet, indem die innere Linie um einen bestimmten Betrag nach oben bzw. nach unten verschoben wird.
Inhalt
Aufbau und Berechnung des Envelopes Indikators
Einstellungen
Trading Strategien mit dem Envelopes Indikator
Aufbau und Berechnung des Envelopes Indikators
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, besteht der Envelopes Indikator aus drei Linien. Die Berechnung des Indikators erfolgt in mehreren Schritten. Zuerst wird für jeden Tag im Chart ein gleitender Durchschnitt berechnet. Diese Durchschnitte werden dann in den Chart eingezeichnet und durch eine Linie verbunden.
Diese Linie dient als mittlere Linie des Indikators. Um die obere Linie zu erhalten, duplizieren wir nun die mittlere Linie und verschieben sie um einen bestimmten Betrag nach oben. Die untere Linie erhalten wir, indem wir die Linie des Durchschnitts um denselben Betrag nach unten verschieben.
In unserer Abbildung sehen Sie den Kerzenchart einer Aktie und die drei Linien des dazugehörigen Envelopes Indikators.
Die Linien des Indikators sind in unserem Beispiel als blaue Linien eingezeichnet.
Wie Sie sehen, verlaufen die drei Linien des Indikators immer exakt parallel zueinander.
Der Abstand zwischen der oberen Linie und der mittleren Linie entspricht immer genau dem Abstand zwischen der unteren Linie und der mittleren Linie.
Beispiel für Berechnung
Schauen wir uns die Berechnung des Envelopes Indikators anhand eines Beispiels an. Dazu nehmen wir an, dass wir einen Envelopes Indikator in den Chart einer Aktie eintragen möchten.
Zuerst müssen wir festlegen wie weit die beiden äußeren Linien von der mittleren Linie entfernt sein sollen. Dazu wählen wir einen Abstandswert, der von jedem neuen Durchschnittswert abgezogen (untere Linie) bzw. zu diesem hinzugerechnet (obere Linie) wird.
Als Abstandswert zwischen den drei Linien wird meistens ein Prozentwert gewählt. Für unser Beispiel wählen wir einen Wert von 5 Prozent.
Nun können wir mit der eigentlichen Berechnung des Envelopes Indikators beginnen.
Zuerst wird der Wert des gleitenden Durchschnitts ermittelt. In unserem Beispiel hat der gleitende Durchschnitt des aktuellen Tages einen Wert von 100€. Als Abstandswert wurde ein Wert von 5 Prozent gewählt. 5 Prozent des gleitenden Durchschnitts sind 5€.
- Der Wert der oberen Linie wird also berechnet, indem 5€ zu den 100€ hinzugerechnet werden.
- Die untere Linie wird erzeugt, indem die 5€ vom gleitenden Durchschnitt abgezogen werden.
Der Wert der mittleren Linie des aktuellen Tages liegt also bei 100€, die obere Linie notiert bei 105€ und die untere Linie liegt bei 95€.
Für die vorherigen Tage wird dieselbe Berechnung durchgeführt, bis wir die Envelopes Linien in den Chart einzeichnen können.
Einstellungen
Die meisten Trader, die Envelopes für ihr Trading verwenden, nutzen Börsensoftware, um die Linien für sich berechnen zu lassen. Diese Programme erlauben es, verschiedene Einstellungen vorzunehmen, um den Verlauf der Linien und den Abstand zwischen den Linien zu ändern. In den meisten Fällen kann der Trader die Art des gleitenden Durchschnitts, die Anzahl der zur Berechnung des Durchschnitts verwendeten Tage und den Abstand zwischen den Linien einstellen.
Art des Durchschnitt
In der technischen Analyse gibt es eine ganze Reihe von verschiedenen gleitenden Durchschnitten, die alle auf unterschiedliche Weise berechnet werden. Der bekannteste Durchschnitt ist der einfache gleitende Durchschnitt oder SMA. Die meisten Softwarepakete nutzen daher standartmäßig diesen Durchschnitt zur Berechnung des Envelopes Indikators. Es besteht aber auch die Möglichkeit, einen anderen Durchschnitt zur Berechnung der Envelopes zu verwenden.
Die meisten anderen gleitenden Durchschnitte, wie beispielsweise der exponentiell gleitende Durchschnitt oder der gewichtete gleitende Durchschnitt, reagieren schneller und stärker auf Kursschwankungen als der einfache gleitende Durchschnitt. Über die Wahl des gleitenden Durchschnitts können Sie also einstellen, wie sensitiv die mittlere Linie auf Kursschwankungen reagiert.
Anzahl der zur Berechnung verwendeten Tage
Die Sensitivität, mit der ein gleitender Durchschnitt auf Kursänderungen reagiert, hängt auch von der Anzahl der Tage ab, die in die Berechnung einfließen. Werden die Kurse von vielen Tagen zur Berechnung verwendet, reagiert der gleitende Durchschnitt so gut wie gar nicht auf kurzfristige Kursänderungen. Die Linie eines Durchschnitts, der nur aus den Kursen weniger Tage berechnet wurde, ist dagegen deutlich schwankungsfreudiger. Beispielsweise reagiert der 200 Tage Durchschnitt nur auf längerfristige Kursbewegungen und zeigt daher den langfristigen Trend an. Der 10 Tage Durchschnitt schwank hingegen deutlich stärker und zeigt den kurzfristigen Trend an.
Welche Anzahl von Tagen Sie wählen, hängt davon ab, was Sie mit dem Envelopes Indikator machen wollen. Sind Sie eher kurzfristig orientiert, sollten Sie eher einen kleinen Wert wählen. Für längerfristige Trading Strategien sollte eher ein größerer Wert gewählt werden.
Abstand zwischen den Linien
Über den Abstandswert stellen Sie die Breite des Indikators ein. In unserem Beispiel im vorherigen Abschnitt haben wir einen Wert von 5 Prozent als Abstandswert gewählt. Bei einem Wert von 10 Prozent wären die beiden äußeren Linien doppelt so weit von der mittleren Linie entfernt. Bei einem Wert von 2 Prozent, würden die Linien hingegen deutlich näher an der mittleren Linie verlaufen.
In der Regel wird die Breite des Envelopes Kanals so gewählt, dass der Großteil der Kursbewegungen zwischen den beiden äußeren Linien stattfindet.
Je weiter die beiden äußeren Linien von der mittleren Linie entfernt sind, desto seltener kreuzt der Kurs eine der beiden äußeren Envelopes Linien. Wie wir im nächsten Abschnitt sehen werden, nutzen viele Trading Strategien ein Kreuzen mit den äußeren Linien als Einstiegssignal. Bei Linien, die enger an der mittleren Linie liegen, kommt es daher häufiger zu Trading Signalen. Allerdings bedeutet eine höhere Anzahl an Signalen nicht zwingend, dass die Strategie dadurch mehr Gewinne abwirft.
Trading Strategien mit dem Envelopes Indikator
Trading Strategien, die den Envelopes Indiaktor nutzen, steigen meistens in eine Position ein, wenn der Kurs eine der beiden äußeren Linien erreicht. Kurzfristige Swing Trading Strategien setzen auf einen kurzfristige Gegenbewegung, wenn der Kurs von einer der beiden äußeren Linien abprallt. Langfristige Trendfolgestrategien eröffnen hingegen eine neue Position, wenn der Kurs eine der beiden äußeren Linien durchbricht.
Trendfolgestrategie
Als Erstes schauen wir uns die langfristigen Trendfolgestrategien an. Trendfolgestrategien versuchen möglichst früh in eine Trendbewegung einzusteigen, um dann möglichst lange in diesem Trend investiert zu bleiben. Trendfolgestrategien, die den Envelopes Indikator nutzen, eröffnen eine neue Long Position, wenn der Kurs über die obere Envelopes Linie steigt. Die Position wird gehalten, bis der Kurs unter die untere Envelopes Linie fällt.
Im Falle einer Aktie würde die Aktie also gekauft werden, sobald der Kurs der Aktie über die obere Envelopes Linie steigt. Fällt der Kurs später wieder unter die untere Envelopes Linie wird die Aktie wieder verkauft.
Einige Trendfolgestrategien steigen schon aus einer Position aus, bevor der Kurs die untere Linie schneidet. Beispielsweise kann bereits ausgestiegen werden, wenn der Kurs die mittlere Linie kreuzt. Andere Strategien nutzen zum Einstieg und zum Ausstieg unterschiedliche Envelopes Kanäle.
Alle Trendfolgestrategien haben gemeinsam, dass sie gute Ergebnisse in Phasen mit ausgeprägten langen Trends erzielen. In Phasen ohne Trends kommt es allerdings zu vielen Fehlsignalen, in denen der Trader einen neue Position eröffnet, nur um kurz danach wieder mit einem Verlust aus der Position gedrängt zu werden.
Abpraller von einer der Linien
Während Trendfolgestrategien nach dem Bruch einer Linie in Ausbruchsrichtung einsteigen, steigen kurzfristiger orientierte Strategien in die Gegenrichtung ein, wenn der Kurs eine der äußeren Linien berührt. In der Regel wird dabei gewartet, bis der Kurs von der Linie abprallt, bevor eine neue Position eröffnet wird.
Nehmen wir an, wir beobachten den Kurs einer Aktie. Die Aktie nähert sich der unteren Envelopes Linie. Nachdem er die untere Linie kurzfristig durchbrochen hat, beginnt sich der Kurs zu stabilisieren und bewegt sich wieder über die Linie zurück. Am Folgetag notiert der Kurs über der Linie. Nun wird eine Kauforder eingestellt um die Aktie zu kaufen. Es wird also darauf spekuliert, dass sich der Kurs wieder von der Envelopes Linie wegbewegt und weiter steigt.
Es gibt eine Vielzahl von Varianten von dieser Strategie. Einige Trader steigen bereits bei einem Bruch der Linie ein, andere warten, bis der Kurs irgendeine Form von einem Umkehrsignal ausgebildet hat. Auch beim Ausstieg gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen. Häufig wird die Position geschlossen, wenn der Kurs entweder die mittlere Linie oder die obere Linie erreicht.
Allgemein kann gesagt werden, dass diese Strategie deutlich erfolgreicher ist, wenn nur Abpraller in Trendrichtung gehandelt werden. Befindet sich der Kurs also in einem Aufwärtstrend, sollten nur kurzfristige Rücksetzer von der unteren Linie gehandelt werden. Es wird also nur eingestiegen, wenn der Kurs von der unteren Envelopes Linie abprallt. In einem Abwärtstrend werden hingegen nur Abpraller von der oberen Linie gehandelt. In diesem Fall wird also mit Hilfe einer Short Position auf fallende Kurse spekuliert, sobald der Kurs an der oberen Envelopes Linie dreht.
Strategien testen, bevor mit dem Trading begonnen wird
Bevor Sie mit dem Trading beginnen, sollten Sie testen, wie sich die Strategie mit den von Ihnen gewählten Einstellungen in der Vergangenheit entwickelt hat. Einige Anbieter von Börsensoftware bieten Backtests von Strategien an. Ansonsten sollten Sie zumindest im Chart prüfen, wann es in der Vergangenheit zu Einstiegssignalen gekommen ist und wie erfolgreich die Strategie in dieser Zeit war.
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