Aufwärtstrend und Abwärtstrend an der Börse

Nach der gängigsten Definition befindet sich eine Aktie im Aufwärtstrend, wenn sowohl das aktuelle Hoch über dem vorherigen Hoch als auch das neue Tiefs über dem vorherigen Tief liegt. Von einem Abwärtstrend wird an der Börse gesprochen, wenn sich das aktuelle Tief unter dem vorherigen Tief befindet und das neue Hoch unter dem alten Hoch notiert.

Daneben kann die Trendrichtung auch mit Hilfe von gleitenden Durchschnitten bestimmt werden. Hierbei zeigen die Position und die Steigung des Durchschnitts die Richtung des Trends an.

Inhalt


Einfache Definition für Aufwärtstrend und Abwärtstrend

Bestimmung des Aufwärts- und Abwärtstrends

Wann ist der Trend gebrochen?

Trendbestimmung mit gleitenden Durchschnitten


Einfache Definition für Aufwärtstrend und Abwärtstrend


Charles Dow, der auch einer der Väter des Dow Jones Index war, entwickelte die nach ihm benannte Dow Theorie. Darin verglich er die Kursbewegungen an der Börse mit Wellen, die an einen Strand schlagen. Rollt eine neue Welle weiter auf den Strand als die vorherige Welle, deutet dies an, dass das Wasser steigt. Bleibt die neue Welle hingegen hinter der alten Welle zurück, zeigt dies an, dass sich das Wasser zurückzieht.

Auch die Auf- und Abbewegung an der Börse lassen sich in Wellen aufteilen. Erreicht einen dieser Wellen ein neues Hoch, das über dem Hoch der vorherigen Welle liegt, befindet sich der Kurs in einer Aufwärtsbewegung. Bleibt das Hoch der neuen Welle unter dem Hoch der vorherigen Welle, liegt zumindest kein einheitlicher Trend mehr vor. Befindet sich das Tief der neuen Welle unter dem Tief der vorherigen Welle, ist dies ein Zeichen für einen Abwärtstrend.

Aufwärtstrend

Zur Verdeutlichung schauen wir uns den nebenstehenden Chart an. Der Chart zeigt den Kursverlauf einer Aktie. Die einzelnen Hoch- und Tiefpunkte sind durch die Zahlen markiert.

Das letzte Hoch bei Punkt 4 liegt über dem vorherigen Hoch bei Punkt 2.

Ebenso liegt das letzte Tief bei Punkt 3 über dem vorherigen Tiefpunkt bei Punkt 1.

Die neue Welle liegt also oberhalb der vorherigen Welle, was darauf hinweist, dass sich der Kurs in einem Aufwärtstrend befindet.

Aufwärtstrend im Chart

Abwärtstrend

Der nächste Chart zeigt den Kurs einer Aktie in einem Abwärtstrend. In einem Abwärtstrend befindet sich das vorherige Hoch über dem neuen Hoch. Das neue Tief befindet sich unter dem vorherigen Tief.

In unserem Chart liegt das letzte Tief bei Punkt 4 unter seinem Vortief bei Punkt 2.

Das alte Hoch bei Punkt 1 liegt über dem neuen Hoch bei Punkt 3.

Die vorherigen Welle liegt also über der aktuellen Welle. Der Kurs befindet sich daher in einem Abwärtstrend.

Abwärtstrend im Chart

Bestimmung des Aufwärts- und Abwärtstrends


In der Chartanalyse unterscheidet man zwischen kurzfristigen, mittelfristigen und langfristigen Trends. In einem Tageschart zeigt der kurzfristige Trend die Bewegung innerhalb der letzten 10 – 20 Tage an. Der mittelfristige Trend zeigt die Bewegung innerhalb der letzten Wochen, während der langfristige Trend über mehrere Jahre verlaufen kann.

Abhängig davon, welcher Trend ermittelt werden soll, werden unterschiedliche Hoch- und Tiefpunkte betrachtet.

Gerade bei längerfristigen Trends ist es oft schwierig, genau festzulegen, wo eine Welle endet und wo eine neue Welle beginnt.

Bestimmung des kurzfristigen Aufwärts- und Abwärtstrend

Die Bestimmung des kurzfristigen Aufwärts- und Abwärtstrends ist relativ einfach. Hier können die aufeinanderfolgenden Hochs und Tiefs im Chart betrachtet werden, die durch die Aufwärts- und Abwärtsbewegungen des Kurses entstanden sind.

Bestimmung des mittel- und langfristigen Trends

Die Bestimmung des mittelfristigen oder langfristigen Trends ist etwas komplizierter. Um den langfristigen Trend festzulegen kann man nicht mehr die einzelnen Aufwärts- und Abwärtsharken betrachten. Stattdessen muss nun festlegt werden, wo der Kurs ein signifikantes Tief oder Hoch erreicht.

Dabei ist es manchmal schwierig, festzulegen, welcher Punkt als ein neues Hoch oder Tief anzusehen ist. Als Beispiel sehen wir uns den unten stehenden Chart einer Aktie an.

Wenn Sie diesen Chart mehreren Tradern vorlegen, kann es durchaus passieren, dass diese Ihnen verschiedene Hoch- und Tiefpunkte einzeichnen. Daraus resultierend haben diese Trader dann natürlich auch vollkommen voneinander abweichende Ansichten darüber, wann und wo ein neuer Trend endet oder beginnt.

Im Folgenden zeigen wir Ihnen zwei Methoden, wie Sie die Hoch- und Tiefpunkte nach relativ objektiven Kriterien festlegen können.

Zig Zag Indikator

Der Zig Zag Indikator zeigt jeden neuen Hoch- und Tiefpunkt an, der mindestens um einen bestimmten Prozentwert von seinem vorherigen Hoch/ Tief entfernt ist. Hat der Zig Zag Indikator beispielsweise eine Einstellung von 5 Prozent, so wird jedes Hoch angezeigt, dass mindestens 5 Prozent über dem vorherigen Tief liegt. Damit ein Tief eingezeichnet werden kann, muss dieses mindestens 5 Prozent unter dem vorherigen Hoch liegen.

Die aufeinanderfolgenden Hoch- und Tiefpunkte werden durch die Zig Zag Linie verbunden. Im Chart unten ist die Linie des Zig Zag Indikators als rote Linie eingezeichnet.

Wie Sie sehen, ist die Trendrichtung mithilfe der Zig Zag Linie deutlich leichter zu erkennen als bei einem einfachen Blick auf den Kursverlauf. Das Hoch bei Punkt 4 ist über dem Hoch bei Punkt 2, während gleichzeitig das Tief bei Punkt 3 über dem vorherigen Tief bei Punkt 1 liegt. In diesem Teil des Charts befindet sich der Kurs also in einem Aufwärtstrend. Diese Aufwärtsbewegung hält an, bis es dem Kurs bei Punkt 6 nicht mehr gelingt, ein neues Hoch zu erreichen. Im Anschluss daran geht der Kurs in eine Seitwärtsbewegung über.

Wechseln der Charteinstellungen

Lassen sich in einem Tageschart die signifikanten Hoch- und Tiefpunkte nicht eindeutig erkennen, kann ein Blick auf den Wochen- oder Monatschart helfen. Im Gegensatz zum Tageschart wird in einem Wochenchart nicht an jedem Tag ein neuer Kurs eingetragen, sondern es wird nur am Ende jeder Woche ein neuer Wert eingezeichnet. Im Monatschart wird sogar nur einmal im Monat ein neuer Wert eingetragen.

Kurzfristige Kursschwankungen werden bei diesen Charts also herausgefiltert, sodass die übergeordneten Kursbewegungen besser zu erkennen sind. Häufig kann man hier einfach wieder die einzelnen Hochs und Tiefs der aufeinanderfolgenden Aufwärts- und Abwärtsbewegungen verbinden, um die Trendlinie einzuzeichnen.

Neben den bekannten Linien– und Kerzencharts gibt es eine Reihe von weiteren Charttypen, die nicht an jedem Tag einen neuen Kurs eintragen, sondern nur dann, wenn der Kurs um einen bestimmten Wert steigt oder fällt.

Bei einem Renko Chart wird beispielsweise für jeden Anstieg oder Fall um eine bestimmte Einheit ein neuer Kasten eingezeichnet. Hat ein Renko Chart eine Einstellung von 5 Prozent, wird also ein neuer Kasten eingetragen, sobald der Kurs um 5 Prozent steigt. Nach einem ähnlichen Prinzipien arbeitet auch der Point and Figure Chart.

Häufig lässt sich in diesen Charts ein langfristiger Abwärts- oder Aufwärtstrend deutlich besser erkennen als in einem Linien- oder Kerzenchart.

Wann ist der Trend gebrochen?


Solange die Hochs und Tiefs in der richtigen Reihenfolge übereinander liegen, gilt der Trend als intakt. Ein Bruch des Trends findet häufig in mehreren Schritten statt.

  • Ein erstes Zeichen für ein Ende des Trends kann der Bruch einer Trendlinie sein.
  • Liegt das neue Hoch in einem Aufwärtstrend unter dem vorherigen Hoch oder bildet sich in einem Abwärtstrend ein neues Tief über dem Vortief aus, ist dies ein weiteres Warnsignal.
  • Fällt der Kurs in einem Aufwärtstrend schließlich unter das vorherige Tief oder steigt er in einem Abwärtstrend über das Vorhoch, so ist der Trend definitiv beendet.

Bruch der Trendlinie

In einem Aufwärtstrend wird eine Trendlinie eingezeichnet, indem die aufeinanderfolgenden Tiefs miteinander verbunden werden. In einem Abwärtstrend hingegen werden die aufeinanderfolgenden Hochs miteinander verbunden, um die Trendlinie einzuzeichnen. Bei einem Aufwärtstrend verläuft die Trendlinie also unterhalb des Kurses, während sie beim Abwärtstrend oberhalb des Kurses verläuft. Ein Bruch der Trendlinie liegt vor, wenn der Kurs in einem Aufwärtstrend unter die Trendlinie fällt oder in einem Abwärtstrend über die Trendlinie steigt.

Zur Verdeutlichung betrachten wir den nebenstehenden Chart.

Der Kurs befindet sich in einem Aufwärtstrend. Um die Trendlinie einzuzeichnen, verbinden wir die beiden Tiefpunkt bei Punkt 1 und Punkt 2.

Der Pfeil markiert den Punkt, an dem der Kurs unter die Trendlinie fällt und dadurch die Trendlinie bricht.

Bruch der Trendlinie

Kurs dreht vor altem Hoch oder Tief

Ein weiteres Warnsignal liegt vor, wenn in einem Aufwärtstrend das neue Hoch nicht über dem vorherigen Hoch liegt. Ebenso kann in einem Abwärtstrend ein neues Tief, das sich über dem vorherigen Tief befindet, auf einen Trendwechsel hindeuten.

Wir betrachten erneut den Chart von oben.

Auf der linken Seite des Charts befindet sich der Kurs im Aufwärtstrends.

Dann allerdings schafft es der Kurs nicht, über das vorherige Hoch bei Punkt 1 zu steigen. Stattdessen dreht der Kurs unterhalb des alten Hochs und bildet bei Punkt 2 ein neues Hoch.

Hoch unter vorherigem Hoch

Kurs fällt unter Unterstützung oder steigt über Widerstand

In der Charttechnik ist eine Unterstützungszone ein Bereich unterhalb des aktuellen Kurses, bei dem die Wahrscheinlichkeit besonders hoch ist, dass der Kurs wieder steigt, falls er auf die Unterstützung fällt. Sollte er hingegen doch unter die Unterstützungszone fallen, ist mit einem starken Kursrückgang zu rechnen.

Umgekehrt ist eine Widerstandszone ein Bereich oberhalb des aktuellen Kurses, den der Kurs nur schwer überwinden kann. Steigt der Kurs dennoch über den Widerstand, ist mit einem weiteren Kursanstieg zu rechnen.

Ein signifikantes Tief in einem Aufwärtstrend wird von vielen Tradern als Unterstützung angesehen, während das Hoch in einem Abwärtstrend einen Widerstand nach oben bildet.

  • Fällt der Kurs also in einem Aufwärtstrend unter sein letztes Tief, zeigt dies das Ende des Aufwärtstrends an und sagt weiter fallende Kurse voraus.
  • Steigt hingegen der Kurs in einem Abwärtstrend über das vorherige Hoch, zeigt dies das Ende des Abwärtstrends an und deutet auf weiter steigende Kurse hin.

Betrachten wir dazu noch einmal unseren Chart.

Die Unterstützungszone unterhalb des letzten Tiefs des Aufwärtstrends ist durch die rote Linie gekennzeichnet.

Der Pfeil zeigt den Punkt an, an dem der Kurs durch die Unterstützungslinie bricht. Spätestens ab diesem Punkt muss die Aufwärtsbewegung also als beendet betrachtet werden.

Bruch der Unterstützung

Einige Trader würden bereits nach dem Bruch einer Trendlinie oder nachdem es zu einer Umkehrbewegung vor dem vorigen Hoch/ Tief gekommen ist aus einer bestehenden Position aussteigen. Hier besteht aber immer noch die Möglichkeit, dass der Kurs nur eine kurze Verschnaufpause einlegt und seine Trendbewegung danach wieder fortsetzt. Fällt der Kurs hingegen unter die Unterstützung oder steigt er über den Widerstand, muss vom Ende des Trends ausgegangen werden.

Trendbestimmung mit gleitenden Durchschnitten


Neben dem zuvor vorgestellten Verfahren kann der Trend auch mithilfe von gleitenden Durchschnitten bestimmt werden. Die Trendbestimmung mit gleitenden Durchschnitten ist oft schneller und objektiver als die vorherige Methode. Gleitende Durchschnitte werden auch häufig bei computergesteuerten Handelssystem zur Trendbestimmung eingesetzt, da es relativ einfach ist, einem Computer den Umgang mit einem gleitenden Durchschnitt beizubringen.

Trendbestimmung mit einem gleitenden Durchschnitt

Um den Trend mithilfe eines einzelnen gleitenden Durchschnitts zu bestimmen, muss zuerst die Linie des gleitenden Durchschnitts in den Chart eingetragen werden.

  • Ein Aufwärtstrend liegt vor, wenn der Kurs oberhalb des gleitenden Durchschnitts notiert.
  • Ein Abwärtstrend liegt vor, wenn der Kurs unterhalb des gleitenden Durchschnitts verläuft.

Schauen wir und dazu den Chart an. Die schwarzen und weißen Kerze zeigen den Kursverlauf einer Aktie. Die gelbe Linie ist der 20 Tage Durchschnitt. Der Durchschnitt wurde also aus den Kursen der letzten 20 Tage berechnet.

Auf der linken Seite des Charts verläuft der Kurs unter der Linie des gleitenden Durchschnitts. Der Kurs befindet sich also in einem Abwärtstrend.

Auf der rechten Seite ist der Kurs über die Durchschnittslinie gestiegen. Hier befindet sich der Kurs also in einem Aufwärtstrend.

gleitender Durchschnitt im Chart

Zur Berechnung des gleitenden Durchschnitts kann eine unterschiedliche Anzahl an Tagen verwendet werden. Wird eine große Anzahl von Tagen zur Berechnung verwendet, zeigt der Durchschnitt den langfristigen Trend an. Wird nur eine kleine Anzahl an Tagen verwendet, zeigt der Durchschnitt den kurzfristigen Trend an. Beispielsweise wird die 200 Tage Linie häufig zum Anzeigen des langfristigen Trends verwendet. Die 10 Tage Linie zeigt dagegen den kurzfristigen Trend an.

In Trendphasen funktioniert die Trendbestimmung mithilfe des gleitenden Durchschnitts relativ gut. Probleme gibt es hingegen in Seitwärtsphasen, in denen sich der Kurs heftig auf und ab bewegt. Verläuft der gleitende Durchschnitt hier sehr nah am Kurs, kommt es zu einem häufigen Kreuzen mit dem Kurs und damit zu vielen gegenläufigen Signalen.

Neben der Position des Durchschnitts sollte auch die Richtung des gleitenden Durchschnitts betrachtet werden. Steigt der gleitende Durchschnitt, deutet dies auf einen Aufwärtstrend hin. Fällt der Durchschnitt hingegen, zeigt dies einen Abwärtstrend an.

Trendbestimmung mit zwei gleitenden Durchschnitten

Wie bereits oben erwähnt, können zur Berechnung eines Durchschnitts unterschiedlich viele Tage verwendet werden. Werden nur wenige Tage zur Berechnung verwendet, spricht man von einem kurzfristigen Durchschnitt. Wird eine große Anzahl an Tagen verwendet, spricht man von einem langfristigen Durchschnitt.

Bei der Trendbestimmung mit zwei gleitenden Durchschnitten werden die Linien von zwei gleitenden Durchschnitten in den Chart eingetragen. Liegt der kurzfristigere der beiden Durchschnitte über dem langfristigen Durchschnitt, befinden wir uns in einem Aufwärtstrend. Verläuft der kurzfristige Durchschnitt hingegen unterhalb des langfristigen Durchschnitts, liegt ein Abwärtstrend vor. Schneiden sich die beiden Durchschnitte kommt es zu einem Trendwechsel.

Werden beispielsweise ein 10 Tage Durchschnitt und ein 20 Tage Durchschnitt zur Trendermittlung verwendet, so befindet sich der Kurs im Aufwärtstrend, wenn der 10 Tage Durchschnitt oberhalb des 20 Tage Durchschnitts verläuft. Notiert der 10 Tage Durchschnitt hingegen unter dem anderen Durchschnitt, liegt ein Abwärtstrend vor.

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