Grundlagen Chartanalyse | Trendlinien, Trendkanäle und Unterstützungen

In diesem Artikel lernen Sie, wie Sie den Trend eines Börsenkurses bestimmen, wie Trendlinien und Trendkanäle in den Chart eingezeichnet werden und welche Funktion Unterstützungen und Widerständen in der Chartanalyse haben.

Inhalt


Bestimmung des Trends

Trendlinien

Trendkanäle

Widerstände und Unterstützungen

Chartformationen



Für viele Trader ist es wichtig, zu wissen, in welcher Trendphase sich eine Aktie im Moment befindet. Häufig wird ein Trade nur dann eröffnet, wenn sich der Trend in die „richtige“ Richtung bewegt. Eine Aktie wird also nur gekauft, wenn der Trend der Aktie nach oben zeigt. Wenn ein Anleger auf fallende Kurse spekulieren möchte, untersucht er vorher, ob sich die Aktie in einem Abwärtstrend befindet.

Hochpunkte und Tiefpunkte

Zur Bestimmung des aktuellen Trends werden verschiedene Methoden eingesetzt. Bei der verbreitetsten Variante werden die aufeinanderfolgenden Hoch- und Tiefpunkte im Chart betrachtet.

In einem Chart bewegt sich der Kurs normalerweise nicht geradlinig in eine Richtung. Stattdessen wechseln sich kurze Aufwärtsphasen mit kurzen Abwärtsbewegungen ab. Der Kurs in einem Tageschart steigt also für einige Tage an und beginnt danach wieder für einige Tage zu fallen. Dadurch bilden sich die typischen Aufwärts- und Abwärtshaken im Chart. Besonders gut lassen sich solche Haken im Linienchart beobachten.

 Trendbestimmung in der Chartanalyse

In unserer Abbildung sehen Sie den Tageschart einer Aktie. In diesem Chart sind also die Schlusskurse der aufeinanderfolgenden Tage eingezeichnet.

Vor Punkt 1 ist der Kurs für mehrere Tage gefallen. Der Kurs notiert daher unter den Kursen seiner Vortage.

In den Tagen nach Punkt 1 kam es hingegen zu einem Anstieg. Die Schlusskurse der Folgetagen liegen also über dem Kurs bei Punkt 1. Punkt 1 stellt damit ein temporäres Tief im Chart dar.

Bei Punkt 2 ist es hingegen zu einem kurzzeitigen Hoch gekommen. Der Kurs notiert hier sowohl über dem Kurs des Vortages als auch über dem Kurs des Folgetages.

Das nächste Tief folgt bei Punkt 3. Danach folgt das Hoch bei Punkt 4. Hochs und Tiefs wechseln sich im Chart also einander ab.

Trendbestimmung

Mit Hilfe der Hoch- und Tiefpunkte kann nun die Richtung den aktuellen Trends bestimmt werden.

  • Wenn die neuen Hochs über den alten Hochs liegen und gleichzeitig die neuen Tiefs über den alten Tiefs notieren, spricht man von einem Aufwärtstrend. In unserem Beispiel von oben liegt Hoch 4 über Hoch 2. Gleichzeitig notiert des neue Tief bei Punkt 3 über dem vorherigen Tief bei Punkt 1. Der Kurs befindet sich also zumindest in einem kurzfristigen Aufwärtstrend.
  • Wenn die neuen Tiefs unter den alten Tiefs notieren und gleichzeitig die alten Hochs über den neuen Hochs verlaufen, spricht man von einem Abwärtstrend.
  • In einem Seitwärtstrend liegen die neuen Hochs in etwas auf Höhe der alten Hochs und die neuen Tiefs auf Höhe der vorherigen Tiefs.

Häufig ist keines der oben beschriebenen Kriterien erfüllt. In diesem Fall spricht man von einer trendlosen Phase (manchmal wird auch diese Phase als Seitwärtstrend bezeichnet). In der Regel wechseln sich trendlose Phasen und Trendphasen ab.

Kurzfristige und langfristige Trends

In der Chartanalyse unterscheidet man zwischen kurzfristigen und langfristigen Trends. Kurzfristige Trends verlaufen meistens nur über wenige Wochen, während langfristige Trends manchmal über mehrere Jahre bestehen können.

Wenn der kurzfristige Trend bestimmt werden soll, werden meistens alle Hochs und Tiefs im Chart betrachtet. Bei der Bestimmung von längerfristigen Trends werden hingegen nur die wichtigeren Hoch- und Tiefpunkte berücksichtigt. Welche Hochs und Tiefs wichtig sind, ist natürlich Einschätzung des Traders, weswegen verschiedene Trader zu abweichenden Trendanalysen kommen können.

Zur Bestimmung des langfristigen Trends kann auch statt des Tagescharts der Wochenchart betrachtet werden. In diesem Fall werden wieder alle Haken im Chart betrachtet.

Die Nutzung von Aufwärts- und Abwärtshaken ist nicht die einzige Möglichkeit, um einen Trend zu bestimmen. Häufig werden auch gleitende Durchschnitte verwendet, um den Trend anzuzeigen.


Mehr zur Bestimmung von Trends erfahren Sie im Artikel zu Aufwärtstrends und Abwärtstrends.


Trendlinien


Im vorherigen Abschnitt haben wir erfahren, wie mit Hilfe der aufeinanderfolgenden Hoch- und Tiefpunkte der Trend bestimmt werden kann. Werden diese Punkte miteinander verbunden, erhalten wir eine Trendlinie. Dabei werden entweder die aufeinanderfolgenden Tiefpunkte oder die aufeinanderfolgenden Hochpunkte miteinander verbunden. Die meisten Trader würden erst dann von einer Trendlinie sprechen, wenn mindestens drei Punkte mit einer Linie verbunden werden können.

Je mehr Punkte durch eine Trendlinie verbunden werden, desto aussagekräftiger ist die Linie.

Aufwärtstrendlinie

Chartanalyse | Trendlinie

Werden die letzten Tiefpunkte miteinander verbunden, erzeugen wir eine Linie, die unterhalb des Kurses verläuft.

Wenn das nachfolgende Tief immer über dem vorherigen Tief liegt, erhalten wir eine ansteigende Trendlinie. Diese Linie zeigt einen Aufwärtstrend an und wird daher als Aufwärtstrendlinie bezeichnet.

Die Aufwärtstrendlinie stellt eine Unterstützung nach unten dar. Fällt der Kurs also erneut auf diese Trendlinie, wird mit einem erneuten Abprallen von der Linie gerechnet.

Abwärtstrendlinie

Abwärtstrendlinie

Werden statt der letzten Tiefs die letzten Hochs verbunden, erhalten wir eine Linie, die oberhalb des Kurses verläuft. Diese Linie fällt, wenn das letzte Hoch unter dem vorherigen Hoch notiert.

In diesem Fall zeigt die Linie einen Abwärtstrend an und wird daher als Abwärtstrendlinie bezeichnet.

Diese Linie stellt eine Begrenzung nach oben dar. Nähert sich der Kurs erneut der obere Linie an, wird er sich schwertun, die Trendlinie zu überwinden.

Seitwärtstrend

Eine Sonderform bilden waagerecht verlaufende Linien. Bei diesen Linien prallt der Kurs mehrfach auf derselben Höhe ab. Auf diese Linien gehen wir im Abschnitt Widerstände und Unterstützungen weiter ein.

Trading mit Trendlinien

Sowohl Abpraller von der Trendlinie als auch Trendliniendurchbrüche können zum Trading verwendet werden.

Kurs prallt von der Trendlinie ab

Wie schon erwähnt, ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass der Kurs erneut dreht, wenn er die Trendlinie erreicht. Kurzfristig orientierte Trader steigen daher nahe der Trendlinie in eine Gegenposition ein.

  • Wenn der Kurs erneut von oben auf eine Aufwärtstrendlinie prallt, spekulieren sie auf steigende Kurse.
  • Bei einer Abwärtstrendlinie setzen sie hingegen auf fallende Kurse, falls der Kurs wieder die obere Linie erreicht.

In beiden Fällen setzen sie dabei jeweils auf das Ende der kurzfristigen Gegenbewegung und eine Fortsetzung der längerfristigen Trendbewegung.

Bruch der Linie deutet Ende der Bewegung an

Dennoch kommt es natürlich an irgendeinem Punkt dazu, dass die Trendlinie durchbrochen wird. Wird eine Trendlinie gegen die Trendrichtung durchbrochen, deutet dies auf das Ende der vorherigen Trendbewegung hin. Häufig folgt darauf eine starke Bewegung in die Gegenrichtung.

In unserem Beispiel ist der Kurs unter die Aufwärtstrendlinie gefallen. Der Kurs schließt also zu Handelsende unterhalb der Trendlinie.

Dies deutet darauf hin, dass der vorherige Aufwärtstrend gebrochen ist und nun mit einer Abwärtsbewegung gerechnet werden muss.

Steigt der Kurs einer Aktie hingegen über eine fallende Abwärtstrendlinie, deutet dies auf das Ende der Abwärtsbewegung hin.

Trendkanäle


Ein Trendkanal besteht aus zwei parallel verlaufenden Linien. Die obere Linie des Trendkanals verbindet die aufeinanderfolgenden Hochs, während die untere Linie die aufeinanderfolgenden Tiefpunkte verbindet. Die beiden Linien verlaufen in die gleiche Richtung. Das bedeutet, dass entweder beide Linien ansteigen oder beide Linien fallen. Dabei haben die beiden Linien in etwa die gleiche Steigung, sodass die Linien parallel zueinander verlaufen.

In unserer Abbildung sehen Sie einen aufwärtsgerichteten Trendkanal.

In diesem Kanal liegen also die neuen Hochs über ihren vorherigen Hochs.

Gleichzeitig liegen auch die aufeinanderfolgenden Tiefpunkte über ihren vorherigen Tiefpunkten.

Die beiden Linien des Trendkanals steigen daraus resultierend an. Wir befinden uns daher in einer Aufwärtsbewegung.

Bei einem fallenden Trendkanal liegen sowohl die nachfolgenden Hochs unter ihren vorherigen Hochs als auch die Tiefpunkte unter ihren vorherigen Tiefs. Dadurch bewegen sich beide Linien nach unten.

In einem Seitwärtskanal liegen sowohl die aufeinanderfolgenden Hochs als auch die aufeinanderfolgenden Tiefs auf derselben Höhe. In diesem Fall verlaufen die beiden Linien waagerecht.

Abpraller von einer der beiden Linien

Der Kurs pendelt in einem Trendkanal zwischen den beiden Linien hin und her. Nähert sich der Kurs wieder einer der beiden Linien an, spekulieren einige Trader darauf, dass der Kurs erneut an der Linie abprallt und sich von da ab in die Gegenrichtung bewegt. Sie warten daher ab, ob der Kurs an der Linie erneut dreht und eröffnen dann eine Position in die Gegenrichtung. Fällt der Kurs beispielsweise auf die untere Kanallinie, so wird eine Kaufposition eröffnet. Diese wird so lange gehalten, bis der Kurs die obere Linie erreicht.

Häufig werden nur Trades in Richtung des Trends durchgeführt. Bei einem steigenden Trendkanal werden also nur Abpraller von der unteren Linie gehandelt. Bei einem fallenden Trendkanal werden nur Abpraller von der oberen Linie gehandelt. In einem Seitwärtstrend werden Trades in beide Richtungen eingegangen.

Ausbrüche aus Trendkanälen

Bei einem Trendkanal kann der Kurs in zwei Richtungen ausbrechen.

Durchbricht der Kurs bei einem steigenden Kanal die obere Linie oder fällt der Kurs bei einem fallenden Trendkanal unter die unter Linie, so erfolgt der Trendkanalausbruch in Richtung des vorherigen Trends. In diesem Fall deutet dies auf eine Verstärkung der Trendbewegung hin.

Anders sieht es aus, wenn der Kurs die andere Kurslinie durchbricht. In einem aufwärtsgerichteten Trendkanal fiele der Kurs in diesem Fall also unter die untere Trendlinie. In einem fallenden Trendkanal würde der Kurs über die obere Linie steigen. Ein solcher Bruch der Kanallinie ist ein deutliches Warnzeichen. Hier ist damit zu rechnen, dass der vorherige Trend gebrochen ist und die Kurse in der Zukunft in die Gegenrichtung laufen werden.

Unterstützungen und Widerstände in der Chartanalyse


Als Nächstes befassen wir uns mit Widerständen und Unterstützungen. Sowohl Widerstände als auch Unterstützungen zeigen einen Bereich im Chart an, der nur schwer vom Kurs überwunden werden kann.

Widerstände und Widerstandslinie

Ein Widerstand wird als waagerechte Linie auf Höhe eines signifikanten Hochs eingezeichnet. Das markierte Hoch muss dabei nicht das letzte Hoch im Chart sein. Häufig werden beispielsweise Jahreshochs oder Allzeithochs als wichtige Widerstände angesehen. Bei diesen Punkten gehen besonders viele Trader davon aus, dass der Kurs erneut dreht, falls er sich erneut diesem Hoch annähert. Das Hoch bildet also eine mentale Barriere nach oben.

Der Widerstand markiert ein Zone, die nur schwer vom Kurs durchbrochen werden kann. Gerade aus diesem Grund gilt ein Durchbruch durch diesen Widerstand als ein ein extrem bullishes Zeichen. Nach einem Anstieg über den Widerstand ist daher mit weiteren Kursanstiegen zu rechnen.

In einigen Fällen prallt der Kurs mehrfach am selben Hoch ab.

In diesem Fall können die einzelnen Hochs mit einer Widerstandslinie verbunden werden.

Da sich der Kurs an dieser Widerstandslinie bereits mehrfach schwergetan hat, ist bei einer erneuten Annäherung an die Linie mit einem erneuten Abprallen zu rechnen.

Kommt es hingegen doch zu einem Bruch der Linie, führt dies häufig zu einem starken Kursanstieg. Viele Trader steigen daher nach dem Bruch einer Widerstandslinie in eine Kaufposition ein. Strategien, die nach dem Bruch einer solchen Linie einsteigen, werden auch als Breakout Trading Strategien bezeichnet.

Unterstützung und Unterstützungslinie

Während die Widerstandslinie ein signifikantes Hoch anzeigt, markiert die Unterstützung ein signifikantes Tief. Auch die Unterstützung wird durch eine waagerechte Linie markiert. Diese Linie wird als Barriere nach unten angesehen, die vom Kurs nur schwer durchbrochen werden kann. Als signifikante Unterstützungen werden beispielsweise das aktuelle Jahrestief oder der tiefste Punkt nach einem stärkeren Kurseinbruch angesehen.

Prallt der Kurs mehrfach im selben Bereich ab, werden die einzelnen Tiefpunkte durch eine sogenannte Unterstützungslinie verbunden. Auch diese Unterstützungslinie gilt als Barriere nach unten. Fällt der Kurs unter diese Linie, ist mit weiteren Kurseinbrüchen zu rechnen.

Chartformationen


Chartformationen werden in der Chartanalyse verwendet, um Punkte zum Einstieg in eine neue Position zu finden. Auch bei den klassischen Chartformationen werden die aufeinanderfolgenden Hoch- und Tiefpunkte betrachtet.

Bei der Rechteck Formation oder Trading Range können beispielsweise sowohl eine Widerstandslinie als auch eine Unterstützungslinie eingezeichnet werden.

Der Kurs pendelt dabei zwischen einer oberen Widerstandslinie und einer unteren Unterstützungslinie hin und her.

Bricht der Kurs aus dieser sogenannten Trading Range in Richtung der Vorbewegung aus, kann es zu einer starken Kursbewegung kommen.

Weitere Beispiele für Chartformationen sind die sogenannten Flaggen Formationen. Während die beiden Linien bei einer Rechteckformation waagerecht verlaufen, bewegen sich die beiden Linien bei einer Flaggenformation entweder aufwärts oder abwärts. Bei der bärischen Flagge bewegen sich die beiden parallelverlaufenden Linien nach oben. Fällt der Kurs nun unter die untere Linie, drohen weitere Kursverluste. Bei der bullischen Flagge fallen die beiden Linien. Hier sagt ein Bruch der oberen Linie steigende Kurse voraus.

Neben den beiden oben vorgestellten Chartformationen werden noch eine ganze Reihe weitere Formationen im Trading eingesetzt. In unserem Artikel Chartformationen stellen wir Ihnen die wichtigsten Formationen kurz vor.

Eine Sondergruppe der Chartformationen sind die Candlestick Formationen, die nur im Kerzenchart beobachtet werden können. Einen Überblick über die wichtigsten Candlestick Formationen finden Sie in unserem Artikel Candlestick Formationen.

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Einführung Chartanalyse


Erster Teil | Wie lese ich einen Chart?

Zweiter Teil | Trendanalyse, Trendlinien und Widerstände

Dritter Teil | Was sind Kerzencharts?

Vierter Teil | Technische Indikatoren im Trading