Die 100 Tage Linie | GD 100 | SMA 100 und EMA 100

Die 100 Tage Linie im Börsenchart zeigt den Verlauf des 100 Tage Durchschnitts an. Die Linie wird an der Börse verwendet, um den langfristigen Trend zu ermitteln und um Trading Signale zu erzeugen. Wird zur Berechnung der 100 Tage Linie ein einfacher gleitender Durchschnitt (SMA) genutzt, so wird die Linie häufig mit SMA 100 abgekürzt. Wird ein exponentiell gleitender Durchschnitt verwendet, so wird die Linie als EMA 100 bezeichnet.

Die Bezeichnung GD 100 zeigt ebenfalls an, dass ein 100 Tage Durchschnitt verwendet wurde (GD = gleitender Durchschnitt). In diesem Fall wird ein einfacher gleitender Durchschnitt zu Berechnung verwendet.

Inhalt


Was ist die 100 Tage Linie?

Berechnung der 100 Tage Linie

Bedeutung der 100 Tage Linie im Trading

Bestimmung des Trends

Kurs kreuzt 100 Tage Linie (mit Test)

Strategien mit zwei Durchschnitten


Was ist die 100 Tage Linie?


Die 100 Tage Linie zeigt den Verlauf des gleitenden Durchschnitts der letzten 100 Tage an. Um die 100 Tage Linie in den Chart einzuzeichnen, muss zuerst für jeden einzelnen Tag der gleitende Durchschnitt aus den vorherigen 100 Tagen berechnet werden.

Im Anschluss werden die so errechneten Durchschnitte in den normalen Kurschart eingetragen. Werden nun die Werte der aufeinanderfolgenden Tage miteinander verbunden, erhält man die 100 Tage Linie.

100 Tage Linie im Chart

Der Chart oben zeigt den Kurs einer Aktie und den dazugehörigen gleitenden Durchschnitt. Der Kursverlauf der Aktie ist durch die graue Linie dargestellt. Die gelbe Linie zeigt den Verlauf des 100 Tage Durchschnitts.

Im Chart ist gut zu erkennen, dass es bei der 100 Tage Linie keine kurzfristigen Schwankungen wie bei der Kurslinie gibt. Die 100 Tage Linie filtert also die kurzfristigen Aufwärts- und Abwärtsbewegungen heraus und zeigt nur die übergeordneten Bewegungen an. Dadurch lassen sich längerfristige Trends besser erkennen.

Berechnung der 100 Tage Linie


Wie bereits oben erwähnt, erfolgt die Berechnung der 100 Tage Linie in zwei Schritten. Zuerst wird für jeden Tag im Chart ein gleitender Durchschnitt berechnet und in den Chart als Punkt oberhalb des zugehörigen Tages eingetragen. Im zweiten Schritt werden die einzelnen Punkte zur 100 Tage Linie verbunden.

Schritt 1. Berechnen des 100 Tage Durchschnitts

Zuerst wird für jeden Tag im Tageschart ein gleitender Durchschnitt berechnet. Für die Berechnung stehen dabei mehrere Methoden zur Verfügung. Die beiden am häufigsten verwendeten Varianten sind der einfache gleitende Durchschnitt und der exponentiell gleitende Durchschnitt.

Berechnung des SMA 100


Zur Berechnung des einfachen gleitenden Durchschnitts werden zuerst die Schlusskurse der letzten 100 Tage zusammengerechnet. Im Anschluss wird das Ergebnis durch die Zahl 100 geteilt.

Der einfache gleitende Durchschnitt wird im Englischen als Simple Moving Average ( SMA ) bezeichnet. Aus diesem Grund wird der so berechnete 100 Tage Durchschnitt mit SMA 100 oder 100sma abgekürzt.


Berechnung des EMA 100


Ein weiterer häufig verwendeter Durchschnitt ist der exponentiell gleitende Durchschnitt oder Exponential Moving Average ( EMA ). Der entsprechende 100 Tage Durchschnitt wird daher als EMA 100 oder 100ema abgekürzt.

Die Berechnung des EMA 100 ist etwas komplizierter als beim SMA 100. Der Durchschnitt wird aus dem aktuellen Kurs, dem EMA 100 des Vortages und dem sogenannten Smoothing Factor berechnet. Mehr Informationen zur Berechnung des EMA finden Sie im Artikel exponentiell gleitender Durchschnitt.


Wie schon erwähnt, sind EMA und SMA die beiden am häufigsten in der technischen Analyse verwendeten gleitenden Durchschnitte. Daneben gibt es aber noch eine Reihe von weiteren Methoden zur Berechnung eines gleitenden Durchschnitts. Einen Überblick finden sie im Artikel Übersicht gleitende Durchschnitte.

Schritt 2. Zeichnen der 100 Tage Linie

Nachdem die 100 Tage Durchschnitte für die einzelnen Tage berechnet wurden, werden die Durchschnitte nun in den normalen Kurschart eingetragen. Dann werden die Durchschnitte durch eine Linie verbunden. Diese Linie wird als 100 Tage Linie bezeichnet.

Da die Durchschnitte auf unterschiedliche Weisen berechnet werden, weichen auch die Werte der einzelnen Durchschnitte voneinander ab. Dadurch hat auch die 100 Tage Linie je nach gewähltem Durchschnitt einen etwas anderen Verlauf. Beispielsweise reagiert der EMA 100 etwas schneller auf Kursänderungen als der SMA 100.

Bedeutung der 100 Tage Linie im Trading


Wie alle gleitenden Durchschnitte wird auch der 100 Tage Durchschnitt für verschiedene Aufgaben in der technischen Analyse eingesetzt.

Häufig wird die Linie des Durchschnitts verwendet, um den mittel- bis langfristigen Trend zu bestimmen.

Daneben wird die Linie auch direkt dazu eingesetzt, um Trading Signale zu erzeugen. Hierzu können verschiedene Strategien verwendet werden. Die einfachste Strategie ist es, immer dann eine Trading Position zu eröffnen oder zu schließen, wenn der Kurs die 100 Tage Linie schneidet. Andere Strategien nutzen mehrere Durchschnitte. Hier wird eine neue Position eröffnet oder geschlossen, wenn sich die beiden Durchschnittslinien kreuzen.

Im Folgenden schauen wir uns zunächst an, wie mit Hilfe der 100 Tage Linie der Trend bestimmt werden kann. Danach wenden wir uns der Erzeugung von Trading Signalen zu.

Bestimmung des Trends


Wenn Sie die Berechnung des SMA 100 betrachten, sehen Sie, dass der der aktuelle Schlusskurs nur einer von 100 Schlusskursen ist, die in die Berechnung einfließen. Eine Kursänderung im aktuellen Kurs hat also nur einen sehr geringen Einfluss auf den gleitenden Durchschnitt und damit auf den Verlauf der 100 Tage Linie. Bevor die 100 Tage Linie ihre Richtung ändert, muss es also zuerst zu einer längerfristigen Kursbewegung in die Gegenrichtung gekommen sein. Die GD 100 Linie reagiert also relativ langsam auf Änderungen im Kurs und zeigt daher den Verlauf des mittel- bis langfristigen Trends an.

Um den Trend zu bestimmen, gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Die einfachste Methode ist es, einfach den Verlauf der 100 Tage Linie zu beobachten. Steigt die 100 Tage Linie, so befinden wir uns in einem Aufwärtstrend. Fällt die Linie, so liegt ein Abwärtstrend vor. Verlangsamt sich der Anstieg/Fall der 100 Tage Linie, so schwächt sich der augenblickliche Trend ab.
  • Bei der zweiten Methode wird zusätzlich der Kurs betrachtet. Notiert der Kurs oberhalb der 100 Tage Linie, so befindet sich der Kurs in einer Aufwärtsbewegung. Liegt der Kurs unterhalb der 100 Tage Linie, so befindet er sich in einem Abwärtstrend. Schwankt der Kurs ständig um die Durchschnittslinie, befinden wir uns in einer Seitwärtsbewegung.

Kurs schneidet 100 Tage Linie


Viele Trader nutzen Handelssysteme, die den 100 Tage Durchschnitt als Signalgeber verwenden. Diese Systeme geben dem Trader vor, wann er eine neue Trading Position eröffnen oder schließen muss. Bei der einfachsten Variante werden nur die 100 Tage Linie und der Kurs verwendet.

  • An dem Tag, an dem der Kurs einer Aktie über die 100 Tage Linie steigt, wird die Aktie gekauft.
  • An dem Tag, an dem der Kurs der Aktie unter den 100 Tage Durchschnitt fällt, wird die Aktie wieder verkauft.

Einige Trader eröffnen, nachdem die Aktie unter die 100 Tage Linie gefallen ist, zusätzlich eine Short Position. Dabei setzen sie also mit Hilfe von Optionsscheinen, Short Zertifikaten oder durch Leerverkäufe auf fallende Kurse.

Beispiel

Zur Verdeutlichung sehen wir uns dazu noch einmal den Chart von oben an.

100 Tage Linie kreuzt Kurslinie

Bei Punkt 1 ist der Kurs der Aktie über die gelbe 100 Tage Linie gestiegen. Die Linie des Durchschnitts wurde also von unten nach oben geschnitten. Notiert der Kurs am Tagesende über dem Durchschnitt, wird die Aktie gekauft.

Bei Punkt 2 ist der Kurs unter die Linie des 100 Tage Durchschnitts gefallen. An diesem Punkt würde die Aktie also verkauft werden.

Wenn Sie den Chart genauer betrachten, fällt Ihnen auf, dass der Kurs die Linie nicht nur an den beiden genannten Punkten durchbrochen hat. Allein in diesem Chart kam es insgesamt zu 22 Liniendurchbrüchen. Ein Trader, der nach dieser Strategie vorgegangen wäre, hätte also 22 mal seine Position öffnen oder schließen müssen.

Dabei kam es auch zu vielen Verlustrades. Der erste Einstieg, der auf Punkt 1 folgte, hätte zu einem Gewinn geführt. Hier wäre die Aktie zu einem höheren Kurs verkauft worden, als sie gekauft wurde. Bei den folgenden Trades erfolgte der Ausstieg aber in vielen Fällen schon am nächsten Tag und häufig zu etwas schlechteren Kursen.

Gewinne in Trendphasen, Verluste in Seitwärtsbewegungen

Dies verdeutlich auch die Probleme, die alle Trading Strategien haben, die einen einzelnen gleitenden Durchschnitt nutzen. In Trendphasen erzielen diese Strategien gute Gewinne. In Seitwärtsphasen aber schneidet der Durchschnitt ständig den Kurs, sodass es zu vielen Fehlsignalen kommt. Befindet sich der Kurs in einem Trend, kommt es also zu größeren Gewinnen, in trendlosen Phasen kommt es hingegen zu vielen kleinen Verlusttrades, die die Gewinne aus der Trendphase langsam wieder auffressen.

Test der Strategie

Um zu prüfen, wie erfolgreich eine solche Strategie in der Vergangenheit gewesen wäre, testen wir die Strategie im DAX. Dazu untersuchen wir, wie sich ein Anfangsinvestment, das nach der oben beschriebenen Strategie investiert worden wäre, in den letzten 20 Jahren entwickelt hätte. Die 100 Tage Linie wird dabei als Simple Moving Average (siehe oben) berechnet. Wir verwenden also den SMA 100.

Wir testen drei verschiedene Strategien.

Long Strategie

Bei der reinen Long Strategie wird gekauft, sobald der Kurs oberhalb des SMA 100 schließt. Die Position wird wieder geschlossen, wenn der Kurs erstmalig unterhalb des 100 Tage Durchschnitts schließt. Nach dem Verkauf wird gewartet, bis der Kurs wieder über den gleitenden Durchschnitt steigt, um dann erneut einzusteigen. Diese Strategie ist also nicht immer investiert.

Long und Short Strategie

Die Long und Short Strategie geht ähnlich vor wie die Long Strategie. Auch hier wir eine neue Position eröffnet, wenn der Kurs über die Linie des gleitenden Durchschnitts steigt. Wenn der Kurs unter die Linie fällt, wird nun aber nicht nur die bestehende Position geschlossen, sondern es wird gleichzeitig eine Short Position eröffnet. Eine Short Position gewinnt an Wert, wenn der DAX weiter fällt.

Steigt der DAX später wieder über die 100 Tage Linie, wird die Short Position geschlossen. Gleichzeitig wird wieder eine neue Long Position eröffnet. Im Gegensatz zur Long Strategie ist diese Strategie also immer investiert.

Buy and Hold Strategie

Um die Performance der beiden Strategie besser einschätzen zu können, schauen wir uns des Weiteren an, wie sich ein direktes Investment in den DAX entwickelt hätte. Bei dieser Strategie werden also am Anfang der 20 Jahre 10.000€ in den DAX investiert und von da ab nicht mehr angerührt. Diese Strategie wird auch als Buy and Hold Strategie bezeichnet.

Performancevergleich SMA 100 und Buy and Hold

Der Chart oben zeigt die Performance der drei Strategien. Die hellblaue Linie ist die reine Long Strategie. Die dunkelblaue Linie ist die Long Short Strategie und die weiße Linie zeigt das direkte Investment.

Beide Strategien haben sich deutlich schlechter entwickelt als das einfache Investment. Die Long Strategie endete mit einem Endkapital von 33955€. Die Long und Short Strategie erreichte sogar nur ein Endkapital von 20305€. Obwohl die Long und Short Strategie also länger investiert war und mehr Trades hatte, erzielte sie ein schlechteres Ergebnis. Hätte man ausschließlich die Short Signale gehandelt, hätte man sogar über die vergangenen 20 Jahre einen Verlust erlitten.

Der Grund für das relativ schlechte Abschneiden der Strategien waren die vielen Fehltrades. Bei der Long und Short Strategie wurde 125 mal eine neue Position eröffnet. Nur 33 dieser Trades endeten mit einem Gewinn. In 73 Prozent der Fälle endete der Trade also mit einem Verlust.

Strategie mit mehreren Durchschnitten


Wie wir oben gesehen haben, kommt es bei einer Strategie, die nur einen gleitenden Durchschnitt nutzt zu extrem vielen Trading Signalen, da die Kurslinie stark hin- und herschwankt. Viele Trader betrachten daher statt der Kurslinie die Linie eines weiteren gleitenden Durchschnitts.

Eine häufig genutzte Variante nutzt dabei einen 100 Tage Durchschnitt und einen 200 Tage Durchschnitt. Bei dieser Strategie wird eine Aktie gekauft, wenn die 100 Tage Linie über die 200 Tage Linie steigt. Die Position wird wieder verkauft, wenn der 100 Tage Durchschnitt unter die 200 Tage Linie fällt.

Als Beispiel sehen wir uns noch einmal den Chart von oben an. Die gelbe Linie zeigt weiterhin den Verlauf des 100 Tage Durchschnitts. Neu hinzugekommen ist die blaue Linie, die den Verlauf des 200 Tage Durchschnitts zeigt.

Bei Punkt 1 steigt die 100 Tage Linie über die 200 Tage Linie und erzeugt ein Kaufsignal. An diesem Punkt wird die Aktie also gekauft.

Bei Punkt 2 fällt der 100 Tage Durchschnitt unter die 200 Tage Linie. Hier wird die Aktie wieder verkauft.


Mehr zu dieser Strategie (inklusive Tests) erfahren sie im Artikel 100 Tage Linie kreuzt 200 Tage Linie


Natürlich kann der 100 Tage Durchschnitt auch in Kombination mit anderen gleitenden Durchschnitten verwendet werden.

Bei Strategien mit zwei gleitenden Durchschnitten gilt immer:

  • Wenn der Durchschnitt, der aus weniger Tagen berechnet wurde, den Durchschnitt, der aus mehr Tagen berechnet wurde, schneidet, entsteht ein Kaufsignal.
  • Fällt die Linie des Durchschnitts später wieder unter die Linie des zweiten Durchschnitts, erhalten wir ein Verkaufssignal.

Mehr über Strategien mit zwei gleitenden Durchschnitten erfahren Sie im Artikel Double Moving Average Crossover Strategien.


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