Stoppkurse | Wie setzte ich einen Stoppkurs ?

An der Börse wird ein Stoppkurs gesetzt, um eine Position vor größeren Verlusten abzusichern. Möchte beispielsweise der Besitzer einer Aktie sein Investment durch das Setzen eines Stoppkurses schützen, so platziert er eine Stop Verkaufsorder mit einem Stoppkurs unterhalb des aktuellen Kurses. Sobald der Kurs der Aktie auf diesen Stoppkurs fällt, wird die Aktie zum nächstmöglichen Zeitpunkt verkauft.

Inhalt


Was ist ein Stoppkurs ?

Trailing Stop Order | Stoppkurs automatisch nachziehen

Wo sollte der Stoppkurs gesetzt werden ?

Stoppkurs und Positionsgröße

Vorteile und Nachteile von Stoppkursen


Was ist ein Stoppkurs ?


Mit dem Setzen eines Stoppkurses wird eine Kursschwelle festgelegt, bei der ein Wertpapier automatisch verkauft wird, sobald der Kurs auf diese Kursschwelle fällt. Der Verkauf erfolgt in diesem Fall mit Hilfe einer Stop Verkaufsorder (in diesem Fall auch Stop Loss Order genannt). Eine Stop Order ist eine besondere Orderform, bei der die Order erst aktiv wird, nachdem ein in der Order festgelegter Kurs erreicht wurde.

Beispiel


Ein Anleger ist im Besitz der Aktie A, die zur Zeit bei 104€ notiert. Der Anleger erwartet eigentlich steigende Kurse, trotzdem möchte er sich vor einem möglichen Kurseinbruch absichern. Daher entschließt er sich zum Setzen eines Stoppkurses, um so seine möglichen Verluste zu begrenzen.

Er entscheidet sich, seinen Stoppkurs auf das letzte Tief bei 99€ zu setzen. Dazu platziert er eine Stop Verkaufsorder bei 99€. Im Chart ist der Stoppkurs durch die rote Linie markiert.

Stoppkurs im Chart

Im Folgenden können nun zwei Szenarien eintreten.

Szenario 1 | Der Kurs fällt nicht erneut auf das alte Tief und die Aktie wird nicht verkauft.

Szenario 2 | Irgendwann in den nächsten Tagen oder Wochen fällt der Kurs wieder auf oder unter den Wert von 99€. In diesem Fall wird die Stop Order in eine Market Order umgewandelt und die Aktie wird zum nächsten möglichen Zeitpunkt verkauft.


Wichtig ist hier zu erwähnen, dass die Order nicht immer zum Kurs des Stoppkurses ausgeführt werden muss. Wie bereits oben beschrieben, wird nach dem Erreichen des Stoppkurses eine Market Order platziert. Mit Hilfe dieser Market Order wird nun die Aktie verkauft. Dies geschieht zu dem Kurs, zu dem ein Käufer für die Aktie gefunden werden kann. In den meisten Fällen geschieht dies zum Stoppkurs oder zumindest nahe beim Stoppkurs. Kommt es aber beispielsweise nach einer Unternehmensmeldung zu einem plötzlichen Kurseinbruch, so findet sich oft erst zu einem deutlich tieferen Kurs ein Käufer.

In den meisten Fällen kann ein Investor, der eine Stop Order setzt, relativ gut abschätzen, wie viel Geld er verlieren kann. In unserem Beispiel oben würde der Anleger einen maximalen Verlust von 104€ – 99€ = 5€ erwarten. Allerdings sollte er sich bewusst sein, dass sein Verlust in Ausnahmesituationen deutlich höher ausfallen kann.

Trailing Stop Order | Stoppkurs automatisch nachziehen


Bei der oben beschriebenen Stop Verkaufsorder wird der Stoppkurs einmal gesetzt und bleibt dann an dieser Stelle, bis die Stop Order ausgelöst oder der Stoppkurs entfernt wird.

Bei der Trailing Stop Verkaufsorder hingegen wird der Stoppkurs automatisch nach oben verschoben, sobald der Kurs der Aktie steigt. Beim Setzen der Trailing Stop Order wird der höchstmögliche Abstand gewählt, der höchstens zwischen aktuellem Kurs und Stoppkurs bestehen darf. Dieser Abstandswert kann dabei sowohl ein absoluter Wert als auch ein Prozentwert sein.

  • Sobald der Kurs höher steigt, wird der Stoppkurs nach oben bewegt, sodass der festgelegte Abstand beibehalten bleibt.
  • Fällt der Kurs hingegen, wird die Position des Stoppkurses nicht verändert.

Der Trailing Stop wandert also bei steigenden Kursen nach oben, während er bei fallenden Kursen fix bleibt.

Fällt der Kurs unter den Trailing Stop, wird die Aktie wie bei der normalen Stop Verkaufsorder verkauft.

Beispiel


Unser Anleger von oben hat sich diesmal dazu entschlossen eine Trailing Stop Order zu verwenden. Er wählt dazu einen Abstandswert von 5€.

Zur Ermittlung des ersten Stoppkurses werden also die 5€ vom aktuellen Kurs von 104€ abgezogen. Der erst Stoppkurs wird daher, wie schon im vorherigen Beispiel, auf 99€ gesetzt.

Im weiteren Handelsverlauf steigt der Kurs bis auf 105€ (gelber Pfeil). Der Stoppkurs wird daraufhin auf 100€ nachgezogen, sodass der ursprüngliche Abstand von 5€ bestehen bleibt.

Stoppkurs bei Trailing Stop Order

Fällt der Kurs nun auf den neuen Stoppkurs von 100€, wird die Aktie automatisch verkauft.


Wo sollte der Stoppkurs gesetzt werden ?


Beim Setzen des Stoppkurses gibt es zwei mögliche Vorgehensweisen.

  • Einige Trader suchen im Chart nach charttechnischen Unterstützungszonen oder markanten Tiefpunkten, um ihre Stoppkurse kurz unterhalb dieser Bereiche zu positionieren.
  • Bei der zweiten Variante legt der Trader für sich fest, wie viel er höchstens mit seinem Trade verlieren möchte. Abhängig davon errechnet er dann, wo er seinen Stoppkurs platzieren muss. Wenn ein Trader zum Beispiel höchstens 10 Prozent seines Anfangsinvestments verlieren möchte, setzt er seinen Stoppkurs 10 Prozent unterhalb seines Kaufpreises.

1.Variante | Stoppkurs nach charttechnischen Gesichtspunkten setzen

Bei dieser Variante gibt entweder das vom Trader genutzte Handelssystem vor, wo er seine Stopps zu setzen hat, oder er positioniert seinen Stoppkurs in der Nähe von charttechnischen Unterstützungszonen.

Beispiele

  • Bei vielen Handelssystemen, die mit Trendkanälen wie bspw. dem Donchian Channel arbeiten, wird aus einer Position wieder ausgestiegen, sobald der Kurs unter die untere Linie des Kanals fällt. In diesen Fällen wird der Stoppkurs also unterhalb die untere Linie platziert.
  • Viele Anhänger der technischen Analyse setzen ihre Stoppkurse unterhalb von markanten Tiefs oder Unterstützungslinien, da sie mit einem längeren Trendwechsel rechnen, falls der Kurs unter diese Bereiche fällt.
  • Bei Candlestick Formationen wird der Stoppkurs häufig unter das Tief der Formation gesetzt.
  • Eher kurzfristig orientierte Trader setzen den Stoppkurs unter das Tagestief des Vortages.

2. Variante | Der Trader legt die Verlusthöhe fest

Viele Trader legen schon bevor sie in einen Trade einsteigen fest, wieviel sie höchstens mit dem Trade verlieren möchten. In vielen Büchern über das Investment mit Aktien wird geraten, dass dazu ein Stoppkurs bei 10 bis 20 Prozent unterhalb des Kaufkurses gesetzt werden sollte. Daytrader steigen hingegen deutlich eher aus einer Trading Position aus und schließen ihre Positionen häufig bereits bei einem Verlust von einem Prozent oder weniger.

Die Höhe des in Kauf genommenen Verlustes ist also von der geplanten Haltedauer abhängig. Langfristig orientierte Anleger positionieren ihre Stoppkurse meistens deutlich weiter vom Kaufpreis entfernt als kurzfristig orientierte Daytrader.

Daneben spielt auch die Schwankungsbreite des Wertpapiers eine Rolle.

Die meisten Aktien von älteren, etablierten Unternehmen bewegen sich an einem normalen Tag höchstens um einige Prozentpunkte auf und ab. Bei einigen Technologiewerten hingegen sind Tagesschwankungen von mehr als 5 Prozent keine Seltenheit.

Wenn ein Anleger nach der Regel verfährt, dass er nach jedem Aktienkauf einen Stoppkurs 10 Prozent unterhalb seines Einstiegskurses setzt, fährt er damit bei den meisten Aktien ganz gut. Bei einigen extrem schwankungsfreudigen Aktien wird er mit diesem System aber relativ häufig aus einem erfolgversprechenden Trade ausgestoppt werden. Der Abstand des Stoppkurses sollte also an die Schwankungsfreudigkeit der Aktie angepasst werden.

Eine Möglichkeit die Schwankungsbreite zu messen ist die Average True Range (ATR). Die Average True Range misst die durchschnittliche Handelsspanne, also den Abstand zwischen dem höchsten Kurs und dem tiefsten Kurs. Je höher der ATR Wert, desto stärker schwankt der Kurs einer Aktie.

Der ATR Wert kann auch direkt zum Setzen des Stoppkurses genutzt werden. Wird der Stoppkurs um den einfachen ATR Wert unterhalb des Einstiegskurses platziert, werden die üblichen Tagesschwankungen herausgefiltert. Soll ein größerer Abstand gewählt werden, kann der zweifache oder dreifache ATR Wert gewählt werden.

Stoppkurs und Positionsgröße


Die meisten professionellen Trader stellen ihre Trades so ein, dass der mögliche Verlust bei jedem Trade gleich groß ist. Der potentielle Verlust eines Trades wird dabei berechnet, indem der Einstiegskurs vom Stoppkurs abgezogen wird und dann das Ergebnis mit der Anzahl der Aktien multipliziert wird.

Beispiel


Ein Trader möchte mit seinen Trades nicht mehr als 1000€ pro Trade verlieren. Nun möchte er die Aktie B bei einem Kurs von 105€ kaufen. Direkt nach dem Kauf möchte er eine Verluststop bei 95€ setzen. Sein möglicher Verlust pro Aktie beträgt als 10€. Nun kann er ausrechnen, wie viele Aktien er kaufen kann, ohne dass sein möglicher Gesamtverlust den Wert von 1000€ übersteigt. Dazu teilt er die 1000€ durch den Verlust pro Aktie.

In unserem Beispiel kann er also 1000/10 = 100 Aktien kaufen.


In diesen Berechnungen wird davon ausgegangen, dass die Verkaufsorder zum Stoppkurs ausgeführt wird. Wie bereits weiter oben ausgeführt, kann die Verkaufsorder in Ausnahmefällen zu deutlich schlechteren Kursen ausgeführt werden. Besonders gefährlich kann dies im Daytrading werden, wo die Spanne zwischen Kaufkurs und Stoppkurs besonders klein ist und dadurch sehr viele Wertpapiere gekauft werden können. Kommt es hier zu einer abrupten Kursbewegung, bei der der Kurs gleich deutlich unter den Stoppkurs fällt, führt dies zu hohen Kursverlusten, die das mehrfache des gesetzten Verlustlimits betragen können. Aus diesem Grund sollte immer nur mit einem kleinen Anteil das Gesamtkapitals gehandelt werden, damit solche Extremereignisse nicht zum Ende der Traderkarriere führen.

Vorteile und Nachteile von Stoppkursen


Nicht alle Anleger setzen beim Handel an der Börse Stoppkurse ein. Auch unter den erfahrensten Fondsmanagern gibt es viele, die Stoppkurse ablehnen. Auf der anderen Seite gibt es viele Trader und Anleger, die Stoppkurse routinemäßig einsetzen und damit gute Erfahrungen gemacht haben.

Im Folgenden wollen wir einen kleinen Überblick über die Vor- und Nachteile von Stoppkursen geben.

Vorteile

  • Der Anleger muss nicht kontinuierlich die Börsen im Auge behalten. Wenn es zu einem starken Einbruch kommen sollte, wird seine Position automatisch und ohne sein Zutun geschlossen.
  • Die potentiellen Verlust sind begrenzt.
  • Der Anleger ist gezwungen, sich an seinen anfangs gefassten Trading Plan zu halten. Emotionen können so zumindest teilweise ausgeblendet werden.

Nachteil

Es kommt immer wieder vor, dass der Kurs kurz unter den Stoppkurs fällt, nur um kurz danach zu einer Rally anzusetzen. In diesem Fall wird der Trader aus einem aussichtsreichen Trade herausgeworfen und verpasst so einen möglichen Gewinn. Diese Gefahr ist natürlich umso größer, je enger die Stoppkurse platziert werden.

Weitere Artikel


Die wichtigsten Orderarten im Überblick


Take Profit Order | Erklärung mit Beispiel


Was ist eine Unterstützungslinie ?