Der Halloween Effekt besagt, dass sich die Aktienmärkte in der Zeit nach Halloween (dem 31. Oktober) besser entwickeln als im Rest des Jahres. Bei der Halloween Strategie wird daher ausschließlich in den Monaten nach Halloween in den Aktienmarkt investiert. Im Rest des Jahres ist ein Anleger, der nach der Halloween Strategie vorgeht, hingegen nicht an der Börse engagiert.
Inhalt
Gibt es den Halloween Effekt an der Börse?
Was ist die Halloween Strategie ?
Test der Strategien
Fazit
Vergleich zwischen Halloween Strategie und Sell in May Strategie
Gibt es den Halloween Effekt an der Börse?
Um zu untersuchen, ob es einen Halloween Effekt an der Börse gibt, schauen wir uns das untenstehende Diagramm an, das die Performance der einzelnen Monate im DAX abbildet. Die einzelnen Balken zeigen dabei an, welcher durchschnittliche Gewinn oder Verlust in den zugehörigen Monaten in den vergangenen 20 Jahren erzielt werden konnte. Der Gewinn/Verlust ist in Prozent angegeben.
Mehr über die Performance der einzelnen Monate erfahren Sie im Artikel Börsenmonate.
Tatsächlich lässt sich im Diagramm erkennen, dass sich der DAX in den Monaten nach Halloween besser entwickelt hat als in den Monaten davor.
Die beiden Monate November und Dezember, also die Monate, die direkt auf Halloween folgen, erzielten in den letzten 20 Jahren jeweils eine durchschnittliche Rendite von 1,97 Prozent pro Monat. Das übertraf die durchschnittliche monatliche Rendite der restlichen 10 Monate, die lediglich bei 0,61 Prozent lag.
Betrachtet man hingegen die Monate vor Halloween, so fällt auf, dass zwei der vier Verlustmonate kurz vor Halloween liegen. Besonders stark fielen die Verluste im Monat August aus; hier kam es im Durchschnitt zu einem Kursverlust von mehr als 1,5 Prozent.
Auch wenn eine nach Halloween eröffnete Trading Position mehr als nur zwei Monate gehalten wurde, konnte damit eine überdurchschnittliche Rendite erzielt werden. In den ersten sechs Monaten, die direkt auf den 31. Oktober folgen, konnte in den letzten 20 Jahren im Durchschnitt eine Performance von 7,01 Prozent pro Jahr erzielt werden. Im Gegensatz dazu fiel die durchschnittliche Rendite in den restlichen sechs Monaten mit 3,048 Prozent nur etwa halb so hoch aus.
Was ist die Halloween Strategie ?
Eine Halloween Trading Strategie baut auf dem Halloween Effekt auf und ist ausschließlich in den Monaten nach dem 31. Oktober investiert. In den Monaten vor Halloween werden hingegen keine Aktien gehalten. Die bekannteste Strategie, die den Halloween Effekt nutzt, investiert direkt nach Halloween in Aktien und steigt sechs Monate später wieder aus dieser Position aus. Bei dieser Strategie wird also am letzten Tag des Oktobers eine neue Position eröffnet. Diese Position wird bis in das nächste Jahr hinein gehalten und am ersten Handelstag des Monats Mai geschlossen. Der Anleger ist also nur die Hälfte des Jahres an der Börse investiert.
Im Grunde ähnelt diese Strategie sehr stark der bekannteren „Sell in May“ Strategie, bei der ein Anleger eine bestehende Position im Mai schließt und dann im September wieder zurück an die Börse kommt.
Test von zwei Strategien
Um zu testen, ob mit dem Halloween Effekt an der Börse Geld verdient werden kann, testen wir zwei Strategien. Zum einen testen wir die klassische Halloween Strategie, die zwischen Ende Oktober und Anfang Mai investiert ist. Zum anderen soll untersucht werden, wie sich eine Strategie schlägt, bei der nur in den beiden direkten Folgemonaten (November und Dezember) eine Position gehalten wird.
In beiden Fällen wird ausschließlich in den Dax investiert. Betrachtet wird jeweils der Zeitraum zwischen Ende 2002 bis Ende 2022. Jede Strategie beginnt mit einem Anfangskapital von 10.000€. Das Geld, das nach dem Schließen einer Position entnommen wird, wird im nächsten Herbst wieder vollständig in den Dax reinvestiert. Transaktionskosten werden bei diesem Test nicht berücksichtigt. Ebenso wenig wird berücksichtigt, dass das entnommene Geld während der Zeit, in der es nicht im DAX investiert ist, anderweitig investiert werden könnte.
Zum Vergleich betrachten wir zusätzlich eine reine Buy and Hold Strategie. Bei der Buy and Hold Strategie werden die 10000€ am ersten Handelstag des Jahres 2003 in den Dax investiert. Dann wird die Position über die folgenden 20 Jahre gehalten, ohne dass die Position jemals wieder verändert wird. Die Buy and Hold Strategie zeigt also an, wie sich ein direktes Investment in den DAX entwickelt hätte.
Halloween Strategie
Zuerst soll die klassische Halloween Strategie getestet werden. Die blaue Linie im Chart zeigt, wie sich ein Investment von 10.000€ entwickelt hätte, das nach der Halloween Strategie angelegt worden wäre. Die Performance der Buy and Hold Strategie ist durch die weiße Linie dargestellt.
Wie Sie im Chart oben erkennen können, hat sich die Halloween Strategie in den letzten 20 Jahren etwas schlechter entwickelt als das direkte Investment in den Dax. Ein Investor, der nach der Halloween Strategie vorgegangen wäre, hätte seinen ursprünglichen Einsatz mit dieser Strategie mehr als verdreifachen können. Die Buy and Hold Strategie erzielte allerdings im gleichen Zeitraum ein noch besseres Ergebnis und konnte ihren anfänglichen Einsatz mehr als vervierfachen.
Das Diagramm unten zeigt, wie sich die beiden Strategien in den einzelnen Jahren entwickelt haben. Die Halloween Strategie ist wieder blau eingezeichnet. Die weißen Balken zeigen die Performance der Buy and Hold Strategie an.
Auffällig ist, dass die Buy and Hold Strategie in den Jahren, in denen sie mit einem Gewinn abschließen konnte, fast immer eine bessere Rendite erzielte als die Halloween Strategie. Kam es hingegen in einem Jahr zu einem Verlust, so schloss die Buy and Hold Strategie deutlich schlechter ab als die Halloween Strategie.
Die allgemein bessere Performance der Halloween Strategie ist also vor allem darauf zurückzuführen, dass sie in den schlechteren Jahren größeren Kursverlusten zumindest teilweise ausweichen konnte.
Strategie mit zwei Monaten
Der zweite Chart zeigt, wie sich ein Investment entwickelt hätte, das ausschließlich in den Monaten November und Dezember investiert gewesen wäre. Die blaue Linie zeigt die Performance des zweimonatigen Investments. Wie schon im vorherigen Chart zeigt die weiße Linie die Entwicklung eines reinen Investments in den Dax.
Über den Gesamtzeitraum betrachtet, schnitt die zweite Strategie schlechter ab als der DAX. Berücksichtigt man, dass diese Strategie in weniger als 20 Prozent des Jahres investiert war, konnte die Strategie dennoch ein respektables Ergebnis erzielen.
Das Diagramm unten zeigt die Gewinne der beiden Strategien in den einzelnen Jahren. Der weiße Balken zeigt die Ergebnisse der Buy and Hold Strategie, der blaue Balken markiert die Zwei Monate Strategie.
Wie schon die klassische Halloween Strategie konnte auch die Zwei Monate Strategie den stärksten Kurseinbrüchen ausweichen. Im Vergleich zu den anderen beiden Strategien sind die Jahresgewinne der Zwei Monats Strategie natürlich deutlich kleiner, da der Investitionszeitraum auch erheblich kleiner ist.
Fazit
Der Erfolg der Halloween Strategien beruht weniger darin, welche Monate ausgewählt wurden, sondern mehr darin, welche Monate weggelassen wurden.
Gerade die Zeit direkt vor Halloween, die Monate August bis Oktober, ist bekannt für die vielen schweren Kurseinbrüche, die sich in diesem Zeitraum ereignet haben. Beispielsweise fanden die großen Kurseinbrüche in den Jahren 1929, 1987, 2001 und 2008 alle im Herbst statt.
Nach Halloween hat sich der Staub meistens wieder gelegt und der Anleger kann oft zu recht günstigen Kursen wieder einsteigen.
Wie bei den meisten saisonalen Strategien schneidet auch die Halloween Strategie immer dann besser als der Dax ab, wenn es im Dax selbst zu einem starken Einbruch kam. Verlief das Jahr für den Dax hingegen relativ gut, konnte der Dax die saisonalen Strategien meistens schlagen.
Saisonale Strategien können zwar einigen Kurseinbrüchen ausweichen, allerdings sind auch sie nicht vor Kurseinbrüchen gefeit. Beispielsweise musste die Halloween Strategie im Jahr 2018 einen deutlichen Verlust hinnehmen.
Vergleich zwischen Halloween Strategie und Sell in May Strategie
Als Nächstes wollen wir die Halloween Strategie mit der Sell in May Strategie vergleichen. Die Sell in May Strategie unterscheidet sich von der Halloween Strategie dadurch, dass sie bereits Ende September wieder beginnt in Aktien zu investieren. Die Strategie ist also im Unterschied zur Halloween Strategie bereits wieder im Oktober investiert.
Im Diagramm am Anfang des Artikels haben wir die Performance der einzelnen Börsenmonate betrachtet. Dabei stach der Oktober in den letzten 20 Jahren als einer der drei besten Börsenmonate heraus. Zwar gab es in einigen Jahren, wie in den Jahren 2008 und 2018, starke Kurseinbrüche in diesem Monat, allerdings konnten diese Verluste durch die überdurchschnittliche Performance in den anderen Jahren wieder ausgeglichen werden. Über die gesamten 20 Jahre betrachtet erzielte der Monat Oktober daher eine durchschnittliche Rendite von 1,8 Prozent.
Aufgrund der Tatsache, dass der Oktober selbst eine so gute Performance erzielte, sollte auch die Sell in May Strategie etwas besser abschneiden als die Halloween Strategie.
Test der beiden Strategien
Der Chart unten zeigt wie zuvor die Entwicklung der Halloween Strategie (hellblau) und der Buy and Hold Strategie (weiß). Zusätzlich zeigt die dunkelblaue Linie die Entwicklung der Sell in May Strategie.
Obwohl die Sell in May Strategie nur einen einzigen Monat länger investiert war als die Halloween Strategie, konnte sie ein deutlich besseres Ergebnis erzielen. Während die Halloween Strategie ihr Anfangsinvestment verdreifachen konnte, konnte die Sell in May Strategie ihr Kapital verfünffachen. Dies gelang ihr, obwohl es in einigen Jahren zu deutlich stärkeren Kurseinbrüchen kam als bei der anderen Strategie. Die Sell in May Strategie konnte diese Verluste aber immer wieder durch eine bessere Performance in den Folgejahren ausgleichen.
Daneben gelang es der Sell in May Strategie im Unterschied zur Halloween Strategie den DAX in den letzten 20 Jahren zu schlagen. Die Sell in MAY Strategie erzielte ein marginal besseres Ergebnis als die Buy and Hold Strategie.
Allerdings wurden in dieser Berechnung keine Transaktionskosten berücksichtigt. Bei der Sell in May Strategie fallen jedes Jahr Kosten für Kauf und Verkauf an, während bei der Buy and Hold Strategie nur einmal am Anfang der 20 Jahre Transaktionskosten anfallen. Daher könnte die Sell in May Strategie nach Abzug der Transaktionskosten etwas schlechter abschneiden als das direkte Investment.
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