Der Momentum Indikator ( MOM ) misst die Stärke oder Beschleunigung von Kursbewegungen. Die Berechnung des Momentums ist relativ einfach. Um den aktuellen Wert des Momentum Indikators zu berechnen, wird einfach der Schlusskurs eines vorher festgelegten Vortags vom aktuellen Schlusskurs abgezogen. Zur Berechnung des 10 Tage Momentums wird also zum Beispiel der Schlusskurs von vor 10 Tagen vom aktuellen Schlusskurs abgezogen.
Inhalt
Aufbau des Momentum Indikators
Berechnung des Momentum Indikators
Beispiel für Berechnung
Interpretation des Indikators
Trading Strategien mit dem Momentum Indikator
Momentum und Rate of Change
Aufbau des Momentum Indikators
Im Chart oben sehen Sie den Kurschart einer Aktie und darunter den dazugehörigen Momentum Indikator. Der Momentum Indikator wird immer als Linie in einem eigenen Chart unterhalb des Kurscharts eingezeichnet. Die Linie des Indikators schwankt dabei um eine Nulllinie in der Mitte des Charts. Einige Anbieter vor Chartsoftware färben den Bereich zwischen Nulllinie und Momentum Linie farblich ein. In diesem Fall ist der Bereich grün eingezeichnet, wenn die Momentum Linie oberhalb der Nulllinie verläuft. Wenn die Linie unterhalb der Nulllinie verläuft, ist dieser Bereich rot eingefärbt.
Im Momentum Chart werden absolute Werte eingezeichnet. Der Wertebereich des Momentum Charts ist dabei abhängig vom untersuchten Finanzwert. Bei einer Aktie schwankt der Wert beispielsweise zwischen mehreren Euro, während er bei einem Index zwischen mehren hundert Punkten schwanken kann.
Berechnung des Momentum Indikators
Vor der Berechnung des Indikators muss festgelegt werden, für welche Zeitspanne der Momentum Indikator berechnet werden soll. Kleinere Zeitintervalle führen zu einem stärker schwankenden Indikator. Größere Zeitspannen führen zu einem glatteren Verlauf. Eine häufig gewählte Zeitspanne ist eine Spanne von 10 Zeiteinheiten. In einem Tageschart wäre dies zum Beispiel eine Einstellung von 10 Tagen.
Zur Berechnung des Momentum Indikators werden die Werte von zwei Schlusskursen betrachtet. Dabei wird von dem aktuellen Schlusskurs der zweite Schlusskurs abgezogen. Die Zeitspanne legt dabei fest, welcher weitere Schlusskurs dafür als zweiter Schlusskurs gewählt wird. Beispielsweise wird bei einer Zeitspanne von 10 Tagen der Schlusskurs von vor 10 Tagen vom aktuellen Schlusskurs abgezogen.
Formel
Momentumt = Kurst – Kurst-n
Beispiel
Aktueller Wert des 10 Tage Momentums
Momentum = aktueller Schlusskurs – Schlusskurs von vor 10 Tagen
Die Höhe der beiden Schlusskurse entscheidet also über den Wert des Momentum Indikators.
- Wenn der aktuelle Schlusskurs größer ist als der zweite Schlusskurs , bedeutet dies, dass der Kurs im Betrachtungszeitraum gestiegen ist. Der Wert des Momentum Indikators ist positiv und wird oberhalb der Nulllinie eingetragen.
- Ist der aktuelle Schlusskurs hingegen kleiner als der Schlusskurs aus der Vergangenheit, so ist der Wert des Indikators negativ und wird unterhalb der Nulllinie eingetragen.
Der Wert des Momentum Indikators wird für jeden Tag neu berechnet und dann im Momentum Chart auf Höhe des entsprechenden Tages eingetragen.
Beispiel für Berechnung
Im nun folgenden Beispiel soll der 4 Tage Momentum Indikator berechnet werden. In der Abbildung links ist im obere Chart der Kurs abgebildet, während im unteren Teil das Momentum eingezeichnet werden soll. Die gestrichelte Linie ist die Nulllinie. Die Werte für die einzelnen Tage sind als Punkte markiert.
Zur Berechnung wird immer der Schlusskurs des vierten Tages vom aktuellen Schlusskurs abgezogen. Am ersten Betrachtungstag beträgt der aktuelle Schlusskurs 98,50, der Schlusskurs des vierten Tages ist höher und beträgt 101,50.
98,50 – 101,50 = – 3,00
Der neue Momentum Wert wird nun unterhalb des Kurses in den Momentum Chart eingetragen. Da der Wert negativ ist, steht der Wert unterhalb der Nulllinie.
Am nächsten Tag hat der Kurs etwas tiefer geschlossen. Wir berechnen auch für diesen Tag das Momentum.
98,00 – 99,50 = – 1,50
Der neue Wert ist immer noch negativ. Allerdings ist der neue Momentum Wert größer als der vorherige Wert. Daher steigt der Momentum Indikator, obwohl der Kurs an dem aktuellen Tag gefallen ist. Dies liegt natürlich daran, dass der neue vierte Tag deutlich tiefer schloss als der vorherige vierte Tag. Das zeigt, dass die Steigung nicht nur vom aktuellen Schlusskurs abhängig ist sondern auch vom zweiten Schlusskurs.
Am dritten Tag ist der Kurs deutlich gestiegen. Auch für diesen Tag wird das Momentum berechnet.
101,00 – 100,00 = 1,00
Der aktuelle Schlusskurs ist nun größer als der Schlusskurs des vierten Tages. Der neue Momentum Wert ist daher positiv und wird oberhalb der Nulllinie eingetragen.
Interpretation des Indikators
Der Momentum Indikator misst die Stärke der zugrundeliegenden Kursbewegung.
Solange die Linie des Momentum Indikators oberhalb der Nulllinie verläuft, befindet sich der Kurs in einer Aufwärtsbewegung.
- Steigt die Momentum Linie und befindet sich gleichzeitig oberhalb der Nulllinie, so bedeutet dies, dass die Aufwärtsbewegung an Stärke gewinnt.
- Fällt die Linie des Indikators, während sie sich weiterhin oberhalb der Nulllinie befindet, so zeigt dies an, dass die Aufwärtsbewegung abflacht.
Wenn die Momentum Linie unterhalb der Nulllinie verläuft, befindet sich der Kurs in einem Abwärtstrend.
- Fällt die Linie des Momentum Indikators, während sie gleichzeitig unterhalb der Nulllinie verläuft, so zeigt dies eine Beschleunigung der Abwärtsbewegung an.
- Steigt die Linie und befindet sich gleichzeitig unter der Nulllinie, so flacht der Abwärtstrend ab.
Oftmals dreht der Momentum Indikator schon bevor der Kurs selbst beginnt sich in die andere Richtung zu bewegen. Der Momentum Indikator läuft der Kursbewegung also häufig voraus. Ein Drehen der Momentum Linie kann also ein erstes Anzeichnen für eine mögliche Trendumkehr sein. Allerdings ist das Signal für sich genommen zu schwach, um daraus Kauf– oder Verkaufssignale abzuleiten.
Trading Strategien mit dem Momentum Indikator
Eine relativ einfache Strategie ist es, in eine Long Position einzusteigen, wenn der Momentum Indikator über die Nulllinie steigt und die Position wieder zu verkaufen, wenn der Indikator wieder unter die Nulllinie fällt.
Im Falle einer Aktie würde die Aktie also gekauft werden, wenn der Indikator über die Nulllinie steigt. Fällt er wieder unter die Nulllinie, wird die Aktie wieder verkauft. Gleichzeitig kann der Anleger eine Short Position aufbauen, um auf fallende Kurse zu spekulieren.
Die Häufigkeit mit der Signale zum Einstieg und Ausstieg erzeugt werden ist dabei von der gewählten Zeitspanne abhängig.
- Je kleiner die Zeitspanne, desto häufiger schneidet der Indikator die Nulllinie und desto häufiger werden neue Trades eröffnet und geschlossen. Dadurch wird in mehr Trades eingestiegen. Gleichzeitig wird eine Position deutlich kürzer gehalten als bei einer längeren Zeitspanne.
- Je länger die verwendete Zeitspanne, desto weniger Trades werden eingegangen und desto länger ist die durchschnittliche Haltedauer.
Die für ihn optimale Zeitspanne muss vom Trader selbst festgelegt werden. Auf jeden Fall sollte er vor dem Trading prüfen, wie erfolgreich die von ihm gewählten Einstellungen in der Vergangenheit waren.
Die Momentum Strategie kann noch dadurch verfeinert werden, dass nur Signale in Trendrichtung gehandelt werden. Dazu muss zuerst die Trendrichtung des Kurses ermittelt werden. Eine Möglichkeit wäre es zum Beispiel die Trendrichtung mit Hilfe eines gleitenden Durchschnitts festzustellen. In diesem Fall würde also in einem Aufwärtstrend nur Kaufsignale gehandelt werden, während in einem Abwärtstrend nur Verkaufssignale gehandelt werden.
Momentum Indikator anfällig für Ausreißer
Wie bereits mehrfach erwähnt, ist der Wert des Momentums nur von der Höhe von zwei Schlusskursen abhängig. Anders als bei vielen anderen Indikatoren, kann eine plötzliche, starke Kursbewegung an einem der beiden Tage zu erheblichen Schwankungen des Indikators führen. Wie wir bereits in unserem Beispiel gesehen haben, reagiert der Momentum Indikator nicht nur auf Kursbewegungen am letzten Tag, sondern er reagiert auch auf Schwankungen des zweiten Schlusskurses. War zum Beispiel beim 10 Tage Momentum der Schlusskurs des zehnten Tages deutlich höher als seine Vorgänger, so kommt es im Momentum Indikator zu einem deutlichen Rückgang, selbst wenn sich der Kurs am aktuellen Tag kaum bewegt hat.
Gerade Momentum Indikatoren mit einer kurzen Betrachtungsspanne sind anfällig für diese Art von Kursschwankungen. Hier sollte bei heftigen Bewegungen des Indikators immer nach dem Grund der Bewegung geforscht werden.
Momentum Indikator und Rate of Change
Ein sehr nah mit dem Momentum Indikator verwandter Indikator ist die Rate of Change (ROC). Beide Indikatoren befinden sich in einem Chart unterhalb des Kurscharts und bei beiden Indikatoren schwankt eine Linie um eine Mittellinie.
Auch die Berechnung der beiden Indikatoren ist sehr ähnlich. Zur Berechnung des Rate of Change Indikators werden ebenfalls der aktuelle Schlusskurs und ein vorheriger Schlusskurs benötigt. Wie beim Momentum Indikator wird zuerst der Schlusskurs vom vorherigen Schlusskurs abgezogen.
Im Unterschied zum Momentum Indikator wird das Ergebnis dieser Berechnung dann aber zuerst durch den Wert des vorherigen Schlusskurses geteilt und im Anschluss mit 100 multipliziert. Durch diese zusätzlichen Berechnungen erhält man statt eines absoluten Wertes einen Prozentwert. Dadurch können die Rate of Change Werte von verschiedenen Aktien besser miteinander verglichen werden als die Werte des Momentum Indikators.
Diese zusätzlichen Berechnungen haben aber nur einen sehr geringen Einfluss auf den Verlauf der beiden Indikatoren. Beide Indikatoren steigen zur selben Zeit an und fallen auch zur selben Zeit wieder zurück. Ebenso kreuzen beide Indikatoren zum selben Zeitpunkt die Mittellinie. Die Linien der beiden Indikatoren zeigen, mit marginalen Abweichungen, den selben Verlauf, lediglich die Einheiten variieren. Der Rate of Change Indikator zeigt Prozentwerte, während der Momentum Indikator absolute Werte anzeigt.
Da die Linien der beiden Indikatoren den gleichen Verlauf haben, kommt es bei den beiden Indikatoren auch zur selben Zeit zu Trading Signalen. Die beiden Indikatoren liefern also die selben Informationen und werden auch gleich interpretiert. Es obliegt daher dem Trader, zu entscheiden, welchen der beiden Indikatoren er präferiert.
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