Wie der Januar, so das ganze Jahr?


„Wie der Januar, so entwickelt sich das ganze Jahr,“ so besagt eine alte Börsenweisheit. Es soll also aus der Performance des Januar auf die weitere Entwicklung des Aktienmarktes geschlossen werden können.

  • Wenn die Kurse im Januar fallen, so wird auch das Gesamtjahr mit einem Verlust enden.
  • Endet der Januar hingegen mit einem Gewinn, so wird auch das restliche Jahr im Plus schließen.

Wie gut funktioniert die Börsenregel ?


Betrachtet man die Performance der Jahre, in denen der Januar mit einem Gewinn geendet hat, so scheint diese Börsenregel auf den ersten Blick recht plausibel zu sein. Beispielsweise schloss der DAX im Januar in 32 von 48 Jahren im Plus. In 75 der Fälle endete danach auch das restliche Jahr mit einem Gewinn.

Allerdings ist hier zu beachten, dass der DAX generell die Mehrzahl der Jahre mit einem Plus beendet hat. Um zu bewerten, ob der Januar eine gewisse Prognosekraft hat, muss also das Verhältnis von Gewinn- und Verlustjahren nach einem positiven Januar mit dem Gesamtverhältnis von Gewinn- und Verlustjahren verglichen werden.

Nur wenn die Jahre nach einem positiven Januar in der Vergangenheit deutlich besser abgeschnitten haben als die übrigen Jahre, kann der Januar als verlässlicher Indikator für den weiteren Verlauf der Börse angesehen werden.

Performance der einzelnen Jahre


Schauen wir uns zuerst das Verhältnis zwischen Jahren mit Gewinn und Jahren mit Verlust im DAX an.

In den vergangenen 48 Jahren konnte der Index in 35 Jahren im Plus schließen.

Nur in 13 Jahren musste er seit seinem Bestehen einen Verlust hinnehmen.

Das bedeutet, dass der Index in 72,9 Prozent der Jahre mit einem Gewinn geendet hat.

Verhältnis von Gewinn und Verlust im Januar


Nun betrachten wir, wie oft der Index im Monat Januar einen Gewinn erzielen konnte.

Wie bereits zuvor erwähnt, konnte der Januar in 32 der letzten Jahre mit einem Plus beendet werden.

In 16 Jahren schloss der Index hingegen mit einem Minus ab.

Jahren mit Gewinn nach einem positiven Januar


Der Januar hätte nur dann eine Prognosefähigkeit, wenn der Anteil an Jahren mit Gewinn nach einem positiven Januar deutlich höher wäre, als das allgemeine Verhältnis von Gewinn- und Verlustjahren. In Jahren in denen der Januar mit Gewinn geendet hat, müsste der Anteil der Jahre, die mit Gewinn enden, also deutlich über 72,9 Prozent liegen.

Der Januar endete 32 mal mit einem Gewinn. In diesen Jahren wurde das Gesamtjahr 24 mal mit einem Gewinn und 8 mal mit einem Verlust beendet.

Das entspricht einer Quote von 75 Prozent und ist damit nur marginal höher als 72,9 Prozent.

Der Unterschied ist nicht signifikant und lässt nicht darauf schließen, dass die Performance im Januar Rückschlüsse auf die Performance des restlichen Jahres erlauben würde.

Vorhersage von Jahren mit Verlust


Noch schlechter schlägt sich der Januar, wenn er ein Verlustjahr voraussagen soll.

Von den 16 Jahren, die der Januar mit einem Verlust beendet hat, beendeten nur fünf dieser Jahre auch das Gesamtjahr mit einem Verlust.

Das entspricht nur einer Trefferquote von 31 Prozent.

Fazit


Die Performance des DAX im Januar gibt also keine Hinweise auf die Entwicklung des Indizes im weiteren Verlauf des Jahres. Die Tatsache, dass der DAX oft ein Jahr mit Gewinn beendet, wenn es zuvor einen positiven Januar gesehen hat, ist einzig und allein der Tatsache geschuldet, dass der DAX generell die meisten Jahre mit Gewinn beendet.

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