Relative Stärke nach Levy (RSL)

Die Relative Stärke nach Levy (RSL) gibt an, ob sich der Wochenschlusskurs einer Aktie über oder unter dem Durchschnitt der vergangenen Wochenschlusskurse befindet. Notiert der aktuelle Schlusskurs über dem Wert des durchschnittlichen Schlusskurses, hat die Relative Stärke einen Wert größer 1. Ein Wert unter 1 zeigt an, dass der aktuelle Wochenschlusskurs unter dem Durchschnitt der vorherigen Wochenschlusskurse notiert.

Mit Hilfe der Relativen Stärke können verschiedene Aktien verglichen werden, um so die Aktien herauszufiltern, die in der Vergangenheit besonders stark gestiegen sind.

Die Relative Stärke nach Levy ist nicht zu verwechseln mit dem Relative Stärke Index (RSI), der überkaufte und überverkaufte Phasen im Chart anzeigt.

Inhalt


Berechnung der relativen Stärke nach Levy

Wie ist der RSL Wert zu interpretieren?

Aktienauswahl mit Hilfe des RSL Wertes


Berechnung der Relativen Stärke nach Levy


Die Berechnung der Relativen Stärke ist denkbar einfach. Der aktuelle Wochenschlusskurs wird durch den Durchschnitt der vergangenen Schlusskurse geteilt.

Robert A. Levy, auf den das Konzept der Relativen Stärke zurückgeht, berechnete den Durchschnitt aus den Kursen der letzten 27 Wochen. Dazu rechnete er zuerst die Schlusskurse der letzten 27 Wochen zusammen und teilte im Anschluss das Ergebnis durch 27. Im zweiten Schritt wurde dann der aktuelle Wochenschlusskurs durch den zuvor berechneten Durchschnitt geteilt.

Die Formel für die Relative Stärke lautet also:

 aktueller Wochenschlusskurs / Durchschnitt der letzten 27 Wochenschlusskurse

Selbstverständlich können Sie zur Berechnung der Relativen Stärke auch eine andere Anzahl von Wochen verwenden. Die Verwendung von 27 Wochenschlusskursen hat sich aber etabliert und wird auch von den meisten Börsenpublikationen verwendet. Wenn Sie also auf eine Liste mit RSL Werten stoßen, wurden diese meistens aus den vergangenen 27 Wochenschlusskursen berechnet.

Wie ist der RSL Wert zu interpretieren?


Um zu verdeutlichen, was der RSL Wert aussagt, schauen wir uns den untenstehenden Chart an. Bei diesem Chart handelt es sich um den Wochenchart einer Aktie. Es wird also für jede neue Woche ein neuer Kurs eingetragen. Zusätzlich wird für jede Woche ein neuer 27 Wochen Durchschnitt berechnet. Die blaue Linie zeigt den Kursverlauf. Die rote Linie zeigt den Verlauf des Durchschnitts.

Berechnung der Relativen Stärke nach Levy

Betrachten wir zuerst den aktuellen Kurs (Pfeil 1). Der aktuelle Kurs liegt über dem Wert des Durchschnitts. Würden wir die beiden Werte in die Formel von oben eingeben, wäre also der Wert des aktuellen Wochenschlusskurses größer als der Wert des 27 Wochen Durchschnitts. Daraus resultierend ist der RSL Wert größer als 1 ist.

Im linken Bereich des Charts befanden sich die jeweiligen Wochenschlusskurse hingegen unterhalb des Durchschnitts (Pfeil 2). Hätten wir für diese Schlusskurse die Relative Stärke berechnet, hätten wir einen Wert erhalten, der kleiner als 1 ist.

Der Wert der Relativen Stärke nach Levy schwankt also immer um einen Wert von 1.

Notiert der RSL Wert exakt bei einem Wert von 1, so notiert der aktuelle Wochenkurs exakt zum Durchschnittskurs.

Ein RSL Wert größer 1 zeigt an, das der Kurs zur Zeit über dem durchschnittlichen Wert der vergangenen 27 Wochen notiert. Je größer der Wert der Relativen Stärke, desto weiter ist der aktuelle Schlusskurs vom Durchschnitt entfernt.

Ein RSL Wert kleiner 1 bedeutet, dass der aktuelle Kurs unter dem Durchschnittswert der vergangenen Wochen verläuft. Je weiter der Kurs unterhalb des 27 Wochen Durchschnitts notiert, desto kleiner ist der Wert.


Aktien, die in den letzten Wochen stark gestiegen sind, haben also einen hohen RSL Wert.

Aktien, die in den letzten Wochen gefallen sind, haben einen niedrigen RSL Wert.


Aktienauswahl mit Hilfe des RSL Wertes


Der RSL Wert wird meistens dazu verwendet, um verschiedene Aktien miteinander zu vergleichen. Besonders häufig wird er dabei von Anlegern genutzt, die eine Momentum Strategie verwenden.

Diese Anleger gehen davon aus, dass sich Aktien, die in der Vergangenheit stark gestiegen sind, auch in Zukunft besser entwickeln werden als der Gesamtmarkt. Momentum Investoren investieren also in Aktien, die bereits deutlich gestiegen sind, da sie davon ausgehen, dass diese Aktien auch weiterhin überdurchschnittlich stark steigen werden.

Da die Relative Stärke nach Levy zumindest indirekt misst, wie stark eine Aktie gestiegen ist, verwenden Momentum Investoren den RSL Wert um aussichtsreiche Aktien zu finden. Dazu berechnen sie für eine größere Anzahl von Aktien die Relative Stärke und sortieren diese anschließend nach der Größe ihres RSL Wertes. Die Aktien mit dem höchsten RSL Wert wären nach dieser Strategie die erfolgversprechendsten Aktien. Ein Momentum Anleger würde also sein Geld ausschließlich in die Aktien mit den höchsten RSL Werten investieren.

Möchte ein Anleger beispielsweise die 10 aussichtsreichsten Aktien des DAX kaufen, würde im ersten Schritt für jede der 40 Aktien aus dem DAX den RSL Wert berechnen. Dann würde er die Aktien nach der Höhe des RSL Wertes sortieren. Die Aktien mit der höchsten Relativen Stärke stehen dabei ganz oben in der Liste, während die Aktien mit den schlechtesten Werten ganz unten stehen. Nun würde er die 10 Aktien, die ganz oben in der Liste stehen, auswählen und ausschließlich in diese investieren.

Eine solche Liste zeigt natürlich immer nur eine Momentaufnahme. In den kommenden Wochen und Monaten werden einige Aktien in der Liste aufsteigen, während sich andere Aktien nach unten bewegen. Das Portefeuille des Investors muss also in regelmäßigen Abständen überprüft und angepasst werden, indem die Aktien, die nicht mehr zu den 10 besten Aktien gehören aussortiert und durch die neu hinzugekommenen Werte ersetzt werden.

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